Süddeutsche Zeitung

Ausbildung zum Imker:Hobby mit Aussicht auf Honig

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Der Imkereiverein Ottobrunn bildet jedes Jahr Jungimker aus. Die Imker unterstützen die Forderungen des Volksbegehrens, sehen aber auch jeden Einzelnen in der Pflicht, sein Handeln und seinen Konsum zu überdenken

Von Anna-Maria Salmen, Hohenbrunn

Es war das erfolgreichste Volksbegehren in der bayerischen Geschichte: Mehr als 1,7 Millionen Menschen haben in den vergangenen Wochen einen Gesetzesentwurf unterschrieben, um sich für mehr Artenschutz einzusetzen. Zwar verfolgten die Initiatoren das Ziel, Insekten aller Art zu retten, doch ein Tier stand im Mittelpunkt der Kampagne: die Biene. Und so ist es nicht verwunderlich, dass immer mehr Menschen sich auch für die Imkerei interessieren. Beim Imkereiverein in Ottobrunn haben sie die Gelegenheit, sich einen Einblick in die Haltung von Bienen zu verschaffen.

Jedes Jahr bildet der Verein neue Jungimker aus. Auf Probe erhält dabei jeder Anwärter für zwölf Monate ein eigenes Volk, an dem er den Umgang mit den Tieren lernt. Einmal wöchentlich treffen sich die jungen Imker, um gemeinsam mit erfahrenen Bienenzüchtern die wichtigsten Handgriffe einzuüben. Wer nach Ablauf des Probejahres eine eigene Imkerei starten möchte, darf sein Patenvolk behalten.

Doch zuvor müssen die Jungimker zwei Anfängerkurse absolvieren, in denen Experten ihnen das nötige Fachwissen zur Bienenhaltung vermitteln. Welche persönlichen Voraussetzungen muss ein Imker erfüllen? Wie ist ein Bienenvolk aufgebaut, und welche Aufgaben haben Königinnen, Arbeiterinnen und Drohnen? Wo platziert man seinen Bienenstand? Diese Fragen beantwortete Claus Steger den Teilnehmern beim ersten der beiden Kurse am Hohenbrunner Lehrbienenstand. Der Vorstand des Bienenzuchtverbandes Wasserburg hält die Tiere selbst seit vielen Jahren. Eine außergewöhnliche Freizeitbeschäftigung, wie er weiß. "Im Freundeskreis wird man oft gefragt: Wieso tust du dir das denn an?" Dafür gibt es laut Claus Steger viele Gründe, man betreibt aktiven Umweltschutz, erlebt die Natur vor der Haustür und kann sogar seinen eigenen Honig ernten und verkaufen.

Bis es so weit ist, muss ein junger Imker jedoch einiges lernen. "Man kann nicht nur zwei Anfängerkurse machen und glauben, dass man dann schon Imker ist", betonte Steger. "Es gibt keinen Kalender für die Bienenhaltung. Das Gefühl, was wann zu tun ist, muss jeder selbst entwickeln." Denn jedes Jahr sei anders, wodurch sich auch der Zeitplan verschieben könne. Einen weiteren Hinweis gab der erfahrene Bienenzüchter den Anwärtern mit auf den Weg: "Man muss sich darauf einstellen, dass Bienen stechen können." Die meisten Zwischenfälle seien jedoch vermeidbar, wenn man im Umgang mit den Tieren vorsichtig ist und gewisse Regeln beachtet.

Das Volksbegehren zum Artenschutz bewertet Steger positiv. "Wir müssen jetzt beginnen, etwas in Aktion zu bringen", meint er. Yorck Bednorz betreut den Hohenbrunner Lehrbienenstand und hält auch privat seit circa 30 Jahren Bienen. Der 58-Jährige sieht nicht nur die Landwirte, sondern auch die Bürger in der Verantwortung. "Das Volksbegehren ist das eine, es gibt aber eine ganze Reihe an Dingen, die der Einzelne tun kann." Jeder müsse sein persönliches Konsumverhalten hinterfragen. Ein Anfang könne es sein, nicht jede Strecke mit den Auto zurückzulegen oder weniger Fleisch zu essen. "Der Artenschutz ist auch Aufgabe des Verbrauchers. Wenn die Leute Bio-Lebensmittel kaufen, produzieren die Bauern das auch", sagt Bednorz. Auch den eigenen Garten könne man bienenfreundlich gestalten, beispielsweise durch Pflanzen, die Nektar und Pollen produzieren, oder durch Insektenhotels. "Ich denke, man muss jetzt am Ball bleiben, damit das Interesse aufrecht bleibt", so der Imker.

Zumindest bei den Teilnehmern des Anfängerkurses ist das Interesse vorhanden. "Die Faszination für die Natur und die Bienen war bei mir schon immer da, auch vor dem Volksbegehren", sagt Martina Bruglachner. "Mich beschäftigt es, dass da im Gleichgewicht momentan etwas nicht stimmt." Sabine Hofmeister hat bereits durch einen Bekannten einen Einblick in die Imkerei bekommen, nun möchte sie das Handwerk von Grund auf lernen. Auch ihr liegt der Schutz der Bienen am Herzen. "Ich hoffe, dass sich durch das Volksbegehren etwas ändert."

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Quelle:
SZ vom 07.03.2019
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