Süddeutsche Zeitung

Ausbildung:Praktiker für die Zukunft

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An der FOS in Haar und der Berufsschule in Grafing wird Technik großgeschrieben

Von B. Mooser, M. Mühlfenzl, Haar/Grafing

Techniker braucht das Land - und vor allem der Hochtechnologie-Standort Landkreis München. Daher wird der Landkreis das Angebot an der Fachoberschule in Haar zum kommenden Schuljahr voraussichtlich um den Bereich Technik erweitern. In bis zu zwei Klassen sollen etwa 30 Schüler insbesondere in den Bereichen Mathematik, Physik und Chemie geschult werden und vor allem lernen, komplexe elektrische Systeme analysieren, planen und auch fertigen zu können. Praktische Erfahrungen sollen die Schüler in Firmen aus dem Landkreis sammeln, um diese nach ihrer Ausbildung als Maschinenbauer, Elektrotechniker, Bauingenieure oder auch in der Luft- und Raumfahrttechnik nutzen zu können.

Die Technik-Schüler werden in Räumlichkeiten an der Haarer Hans-Pinsel-Straße unterkommen. Dort werden seit vergangenem Herbst bereits Schüler der neuen Fachoberschule in den Bereichen Wirtschaft und Verwaltung, Sozialwesen und Zweig Gesundheit unterrichtet.

Der Landkreis wird im Erdgeschoss auch Räume anmieten, um dort Werkstätten für die angehenden Techniker einzurichten; für die anfallenden Mietkosten hat der Kreisausschuss im Dezember bereits 650 000 Euro für das laufende Haushaltsjahr freigegeben; der Aufbau und die Ausstattung der Werkstätten zur Elektro- und Metallverarbeitung wird noch einmal mit mehr als 1,5 Millionen Euro zu Buche schlagen. Allerdings geht das Landratsamt davon aus, dass die Werkstätten wohl erst im Frühjahr 2020 vollständig genutzt werden können, da sich deren Einrichtung sehr aufwendig gestalten wird.

Fest steht mittlerweile auch, dass sich die Fachoberschüler und Lehrer aller Bereiche auf einen längeren Aufenthalt in der Hans-Pinsel-Straße einstellen müssen. Denn noch immer ziehen sich die Verhandlungen des Landkreises mit der Landeshauptstadt über den Ankauf eines Grundstücks am S-Bahnhof Gronsdorf hin; dort plant der Landkreis, eine ganz neue Fachoberschule zu bauen. Aus dem Landratsamt heißt es, dass die Verhandlungen "derzeit laufen". Aktuell stünden seitens der Stadt aber noch "Klärungen in Bezug auf die Themen Verkehrsgutachten sowie Nutzungs- und Strukturkonzept" aus. Soll heißen: Noch ist nicht geklärt, wie der neue Schulcampus erschlossen werden soll.

Diese "erheblichen zeitlichen Verzögerungen beim Grundstückserwerb" haben zur Folge, dass die Fachoberschule mindestens bis zum Schuljahr 2022/23 in der Hans-Pinsel-Straße bleiben wird. Die sehr teure technische Ausrüstung für die Werkstätten stehe dann in großen Teilen für die noch zu errichtende Fachoberschule zur Verfügung.

Zusätzlich investiert der Landkreis in eine weitere Schule - in Grafing-Bahnhof im Landkreis Ebersberg. Dort entsteht in der Nähe des S-Bahnhofs eine neue Berufsschule, die 2023 oder 2024 an den Start gehen soll - und an der sich der Landkreis München beteiligt. Eine Schule, die es so in Bayern noch nicht gibt, mit einem einzigartigen Ausbildungsgang: In der Berufsfachschule für "Digitale Transformation" werden sowohl Fachkenntnisse aus der Informatik als auch aus der Automatisierungstechnik vermittelt. Vor allem Start-ups und kleine Unternehmen, die selbst nicht ausbilden können, könnten hier künftig ihre Mitarbeiter rekrutieren, erläutert Werner Lucha, der im Kultusministerium an dem Projekt arbeitet. In der dreijährigen Ausbildung erwerben die Schüler über die IT hinaus zusätzliche Fachkenntnisse im Bereich Mechatronik, am Ende dürfen sie sich informationstechnische Assistenten nennen. Die Absolventen dürften in Betrieben gefragt sein - sie kennen sich fächerübergreifend aus. Systemtechnik und Netzwerke gehören ebenso zu ihren Fachgebieten wie Betriebssysteme, Datenbanken und Prozesssysteme. Zusätzlich sollen in Grafing-Bahnhof Schüler in den Bereichen Einzelhandel, Lagerlogistik, Groß- und Einzelhandel, Fachinformatik, Zahntechnik und Kfz-Mechatronik ausgebildet werden.

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Quelle:
SZ vom 16.01.2019
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