Auferstehungsfeier:Mehr als bunte Eier

Auferstehungsfeier: Kirchenbänke füllen sich heutzutage auch an wichtigen Feiertagen wie Ostern nicht von selbst. Das Foto zeigt die Klosterkiche in Schäftlarn.

Kirchenbänke füllen sich heutzutage auch an wichtigen Feiertagen wie Ostern nicht von selbst. Das Foto zeigt die Klosterkiche in Schäftlarn.

(Foto: Claus Schunk)

Ostern ist das wichtigste christliche Fest. Im Alltag vieler Menschen aber spielt der religiöse Aspekt kaum noch eine Rolle. Pfarrer beider Konfessionen versuchen, die Erinnerung an Tod und Auferstehung Christi erlebbar zu machen.

Von Irmengard Gnau

Atheisten und Menschen, denen Religion wenig bedeutet, verbinden mit Ostern vor allem bunte Eier und die erste Gelegenheit im Jahr für einen kurzen Familienurlaub. Für gläubige Christen dagegen ist Ostern das wichtigste Hochfest im Jahreslauf, noch vor Weihnachten steht die Erinnerung an Tod und Auferstehung Jesu Christi ganz oben in der Bedeutungsordnung. Und die Kirchen beider Konfessionen bemühen sich auch im Landkreis, die religiöse Bedeutung des Festes auch jüngeren Menschen wieder nahezubringen.

In den Kar- und Ostertagen liegt die Kernaussage des christlichen Glaubens

Deutschlandweit hat die Gruppe der Konfessionslosen die Katholiken und Protestanten längst überholt, und auch im traditionell katholischen Bayern stellen die Katholiken nicht mehr überall die Mehrheit: Das Erzbistum München und Freising zählte 2015 insgesamt gut 1,73 Millionen Kirchenmitglieder, bei einer Einwohnerzahl von etwa 3,7 Millionen. Das evangelisch-lutherische Dekanat München hatte 2014 knapp 259 000 Mitglieder.

Die Gläubigen im Landkreis lassen sich von diesen Zahlen freilich nicht abhalten. Sie begehen in ihren Pfarr- und Kirchengemeinden den Zyklus der österlichen Feiertage, der am Gründonnerstag beginnt, mit verschiedenen Gottesdiensten und Feierlichkeiten. "Für mich ist die Osternacht der spannendste Gottesdienst im ganzen Kirchenjahr, weil man von der Nacht in den Tag geht", sagt Robert Stolz, Diakon der evangelischen Kirchengemeinde Ismaning-Unterföhring. "Die Kar- und Ostertage sind die intensivsten Tage unseres Glaubens", sagt auch Kilian-Thomas Semel, Dekan des katholischen Dekanats Ottobrunn, das den südlichen Landkreis umspannt. "In ihnen liegt die Kernaussage unseres christlichen Glaubens, die Aussage: Wir werden leben. Und zwar über den Tod hinaus!"

Die Thematik Tod und Sterben ist nicht so leicht zugänglich wie eine Geburt

Doch mit dieser Botschaft die Menschen zu erreichen, ist gar nicht so einfach. Denn vor der Auferstehung und untrennbar damit verbunden steht nach christlicher Überzeugung das Leiden und gewaltsame Sterben Jesu. Eine Thematik, die bei Weitem nicht so leicht für jedermann zugänglich ist wie die Geburt eines Kindes, die an Weihnachten gefeiert wird. "Das Thema Tod wird oft verdrängt", sagt Semel. "Doch das Leben hat nun einmal auch diese Seite. Und die Auseinandersetzung damit bietet auch die Möglichkeit zu erfahren, dass Gott auch im Leid beisteht - und dass das Kreuz nicht das Ende ist."

Gerade weil die österliche Thematik so komplex ist, sei es wichtig, diese für die Kirchenbesucher erfahrbar zu machen, sind viele Pfarrer überzeugt. "Glauben mit allen Sinnen", nennt es Pfarrer Toni Wolf vom Pfarrverband Höhenkirchen. Ganz in diesem Sinne lädt die Pfarrei seit beinahe 20 Jahren am Ostermontag ein zu einem Emmausgang, der vom Kamel-Hof in Grub bis nach Kleinhöhenkirchen führt. Eine noch längere Tradition hat die Fußwallfahrt in Oberschleißheim. Am Gründonnerstag, an dem Katholiken wie Protestanten mit einem Gottesdienst und häufig einer Fußwaschung an das letzte Abendmahl erinnern, das Jesus der Bibel zufolge vor seinem gewaltsamen Tod am Kreuz mit seinen Jüngern gehalten hat, ziehen die Gläubigen nach dem Gottesdienst zum Kalvarienberg. Vor den drei Holzstatuen, die an die Kreuzigungsszene erinnern, halten sie eine gemeinsame Andacht. "Ich glaube, es ist wichtig, das, was man feiert, heute erlebbar und nachvollziehbar zu machen", sagt Pfarrgemeinderatsvorsitzende Stefanie Haslbeck. "Durch das Mitpilgern kann ich mich zum Beispiel fragen: Wie fühlte es sich damals an als Begleiter?"

In Zeiten bröckelnder Ordnung erhält der Glauben für viele neue Bedeutung

Auch Jugendlichen wollen die Kirchen diese Erfahrung eröffnen - teils mit speziellen Angeboten. Am Karfreitag nähert sich etwa die evangelische Kirchengemeinde Ismaning-Unterföhring der Leidensgeschichte Jesu im "Ökumenischen Kreuzweg der Jugend". Die Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag können die Konfirmanden bei einer gemeinsamen Nachtwache verbringen, bis am Morgen das Osterfeuer entzündet wird. "Wir müssen uns fragen: Was braucht ein Jugendlicher, damit er in einen Gottesdienst geht und danach sagt: Das hat mir was gebracht?", sagt Jugendleiter Richard Simon. "Ihnen ein Angebot machen, bei dem sie sich abgeholt fühlen."

Als grundsätzlich desinteressiert sehen viele die jungen Leute keinesfalls. "Ich erlebe bei jedem neuen Konfirmandenjahrgang, wie viele Fragen ans Leben und ans Dasein immer noch da sind", sagt Diakon Robert Stolz. Gerade in Zeiten, in denen in Politik und Gesellschaft die gewohnte Ordnung zu bröckeln scheint, würden viele ein neues Interesse für die Antworten, die das Christentum gibt, entwickeln. Eine Beobachtung, die Stolz' katholischer Kollege Pfarrer Toni Wolf aus Höhenkirchen bestätigt. Jetzt wo das Leiden in der Welt wieder präsenter ist, sähen einige ihren Glauben mit anderen Augen. Mit hohlen Phrasen ist jedoch nichts erreicht. "Eine authentische Spiritualität ist wichtig", sagt Diakon Stolz. "Gerade Jugendliche reagieren allergisch auf Anbiedern. Etwas muss selbst erlebt und erfahren sein, dann macht es auch Sinn."

Gottesdienst mit Fußwaschung mit anschließender Fußwallfahrt zum Kalvarienberg, Gründonnerstag, 13. April, 19 Uhr, Maria Patrona Bavariae Oberschleißheim. "Ökumenischer Kreuzweg der Jugend", Karfreitag, 14. April, 15 Uhr, evangelische Rafaelkirche Unterföhring. Emmausgang des katholischen Pfarrverbands Höhenkirchen, Ostermontag, 17. April, Treffpunkt 13.30 Uhr am Parkplatz des Pfarrzentrums.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: