Wahl in Aschheim:Der Zweite soll der Erste werden

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Jetzt auch offiziell Kandidat: Robert Ertl (rechts) nimmt die Glückwünsche von Sepp Lausch zu seiner Nominierung entgegen. (Foto: Claus Schunk)

Die Freien Wähler nominieren Robert Ertl, der seit zwei Jahren den erkrankten Rathauschef Thomas Glashauser vertritt, einstimmig als Bürgermeisterkandidat. Der spricht sich gegen „Massenunterkünfte“ für Flüchtlinge und gegen einen S-Bahn-Anschluss der Gemeinde aus.

Von Anna-Maria Salmen, Aschheim

Seit zwei Jahren ist Robert Ertl (Freie Wähler) schon Aschheimer Bürgermeister – allerdings nur in Vertretung des erkrankten Rathauschefs Thomas Glashauser (CSU). Nun will er es auch offiziell werden: Der 59-Jährige geht bei der voraussichtlich Anfang Dezember stattfindenden Wahl als Bewerber der Freien Wähler ins Rennen um den Chefposten. Einstimmig kürten ihn die 30 Anwesenden bei der Aufstellungsversammlung am Freitagabend zum Kandidaten.

Zur Neuwahl des Bürgermeisters kommt es, weil der Aschheimer Gemeinderat Glashauser kürzlich aufgrund seiner dauerhaften Dienstunfähigkeit in den Ruhestand versetzt hat. Ertl war als Zweiter Bürgermeister im September 2022 über Nacht eingesprungen, als Glashauser ausfiel. Was als Übergangslösung gedacht war, entwickelte sich zu einer Hängepartie. Die zwei Jahre auf dem Chefsessel sieht Ertl jetzt als Vorsprung, wie er sagt. Als Stellvertreter habe er das Amt schon kennengelernt. Bürgermeister zu sein, sei noch einmal etwas ganz anderes als die Gemeinderatsarbeit.

Trotz dieser Erfahrung sei ihm die Entscheidung nicht leicht gefallen, bekennt Ertl. Hinter einer solchen Bewerbung müssten die Familie und die Ehefrau stehen. Auch mit seinem Arbeitgeber, zu dem er immer schon loyal gewesen sei, habe er sich absprechen wollen. Der 59-Jährige ist Leiter der Medizintechnik in der Ebersberger Kreisklinik, ein Job mit Personalverantwortung. Sein Chef dort sei zwar nicht erfreut darüber, ihn bei einem Wahlerfolg zu verlieren, sagt Ertl. Dennoch unterstütze er sein politisches Engagement.

Sollte Ertl zum Bürgermeister gewählt werden, möchte er sich eigenen Worten zufolge für eine „humane Ortsentwicklung“ einsetzen. Aschheim dürfe nicht zu rasant wachsen. Massenunterkünfte für Geflüchtete lehne er ab, die dezentrale Unterbringung habe in den vergangenen Jahren bereits gut funktioniert. Zudem will Ertl „die Gemeinde lebenswert erhalten für Familien“. Im Ort seien bereits alle Lebensphasen abgedeckt, „von der Geburt bis ins Grab“. Einzig eine Tagespflege fehlt laut Ertl noch – eine solche möchte er als Bürgermeister einrichten, um pflegenden Angehörigen eine Auszeit zu ermöglichen.

Ertl bekennt sich klar zum Geothermie-Unternehmen AFK der Gemeinden Aschheim, Feldkirchen und Kirchheim und möchte dieses im Fall seiner Wahl weiterhin unterstützen. „Die AFK ist ein Pferd, das wir ins Rennen geschickt haben. Wenn wir es bremsen, wird es nie gewinnen.“ Skeptisch steht er hingegen einer S-Bahn-Anbindung Aschheims gegenüber. Kürzlich war in einem Strategiepapier des bayerischen Verkehrsministeriums eine Linienführung aufgezeigt worden, die eine Haltestelle in der Kommune vorsieht. „Mit mir nicht“, sagte Ertl bei der Aufstellungsversammlung. In Orten mit S-Bahn-Stationen sei meist viel los, Pendler brächten zusätzlichen Verkehr. Lohnenswerter sei es hingegen, über eine Verlängerung der U-Bahn vom Arabellapark in München nachzudenken. Laut Ertl könnte man prüfen, diese über Dornach bis zur Messestadt weiterzuführen.

Für den Fall der Fälle hält sich ein Ersatzkandidat bereit

Langfristig möchte Ertl die Aschheimer Ortsmitte im Bereich des neuen Rathauses und der Kirche weiterentwickeln. „Das geht nicht von heute auf morgen“, räumt der Bürgermeisterkandidat ein. Aber zumindest ein Konzept wolle er ausarbeiten. Zum Ende der Amtsperiode des neu gewählten Bürgermeisters im Jahr 2032 könnte ein solcher Plan laut Ertl stehen.

Die Teilnehmer der Aufstellungsversammlung stehen geschlossen hinter ihrem Bewerber. Angesichts der Erfahrung mit dem erkrankten Rathauschef Glashauser entschieden sie sich dennoch vorsorglich dafür, einen Ersatzkandidaten zu wählen: Sollte Ertl bis zur Wahl etwas zustoßen, tritt Sepp Lausch, der Vorsitzende der Aschheimer Freien Wähler, an seine Stelle. Dieser versichert aber, dass das nicht sein Wunschszenario sei: Er sehe lieber seinen Kollegen als Bürgermeisterkandidaten als sich selbst. Ertl fährt gerne Ski – bis zur Wahl, scherzte Lausch, dürfe er das eben nicht mehr. Verletzungsrisiken sollten vermieden werden.

Die Grünen nominieren diese Woche, die CSU Ende September. Die SPD will keinen Kandidaten stellen.

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