Weihnachtszeit im Paketpostzentrum:"Als würde man auf eine Weltmeisterschaft hinarbeiten"

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Bei der Paketsortierung muss alles schnell gehen, wie bei einer Meisterschaft wird auf einen Erfolg hingearbeitet. (Foto: Florian Peljak)

Im Paketpostzentrum von DHL in Aschheim bei München herrscht vor dem Weihnachtsfest Hochbetrieb. Die Beschäftigten sortieren dort 650 000 Sendungen am Tag. Ein Besuch.

Von Sophia Goldner, Aschheim

Weihnachtszeit ist Packerlzeit. Der Onlinehandel boomt, und auch für die Post ist es die heißeste Phase des Jahres. Die Frauen und Männer in Gelb gehören wohl zu den wichtigsten Gehilfen des Weihnachtsmanns und des Christkindls. Es gilt, alle Briefe und Pakete pünktlich zu den Menschen unter den Weihnachtsbaum zu bringen. Im DHL-Paketzentrum in Aschheim ist das zu erleben. Die Bänder stehen nicht mehr still, Lkw passieren im Minutentakt das Gelände. "Wir sortieren und verteilen hier an den Spitztagen bis zu 650 000 Sendungen", sagt Florian Betz, Leiter des Paketzentrums. Das ist eine Steigerung um knapp 40 Prozent im Vergleich zum Jahresdurchschnitt.

Längere Arbeitszeiten, mehr Schichten, zusätzliche Arbeitskräfte und ein größerer Fuhrpark - so versucht Betz seine Mitarbeiter zu entlasten. "Die stressige Zeit beginnt bei uns im Paketzentrum Aschheim mit den Verkaufsaktionstagen im Herbst und endet Anfang Januar", erklärt der Leiter. Sonja Radojicic von der Pressestelle der Deutschen Post in München sagt, es sei immer eine Herausforderung, genügend Personal für die heiße Phase vor Weihnachten zu akquirieren. Aber man komme zurecht. Sie spricht bei Aschheim vom größten Paketstandort in Deutschland.

Onlinehandel und dann noch Weihnachten: Die Paketflut wächst. (Foto: Florian Peljak)

Nicht nur die Menge an Päckchen und Briefen ist für Mitarbeiter wie Schichtleiter Claus Ziebuhr eine Herausforderung. Während er durch eine Halle des Paketzentrums geht, zeigt er schlecht verpackte Pakete, verwischte Adressen und Paketschnüre, die sich in den Sortiermaschinen verheddern. In seinen neun Jahren bei der Post hat Ziebuhr viel gesehen: "Wir hatten einmal eine Heuschrecken-Plage im linken Schenkel des Paketzentrums. Die sind aus einem schlecht verpackten Paket gesprungen", erklärt er amüsiert und sichtlich angeekelt zugleich. "Auch Honig ist schon einmal aus einem Päckchen ausgelaufen", erinnert sich Ziebuhr ungern zurück. "So etwas bremst das Sortieren aus. Alles muss schließlich wieder saubergemacht werden", ergänzt Betz. Um besonders in der Weihnachtszeit solche zusätzlichen Belastungen zu verhindern, legt er den Absendern ans Herz: "Verpackt eure Post ordentlich."

Florian Betz leitet das Paketpostzentrum (links) und erlebt mit Schichtleiter Claus Ziebuhr gerade die anstrengendsten Wochen des Jahres. (Foto: Florian Peljak)

Während des Rundgangs durch das Paketzentrum erklärt der Leiter die einzelnen Arbeitsschritte: "Zuerst fährt der Lkw an eines der Tore im Entladebereich. Dort werden die Sendungen entgegengenommen." Betz zeigt auf Mitarbeiter, die die Pakete und Päckchen annehmen und auf ein Fließband legen. Über die Fließbänder im Paketzentrum Aschheim laufen laut Betz pro Stunde rund 30 000 Sendungen. Bei größeren Sendungen sieht man den Arbeitskräften die Anstrengung deutlich an. Denn das sogenannte Sperrgut muss separat sortiert werden. Bei kleineren Paketen ist es einfacher: "Sie werden manuell und maschinell sortiert. Ein Scanner liest hier die Adressen. Es werden Fern- und Nahziele unterschieden." Letztere werden laut Betz in und um München versandt. Er grenzt das Gebiet ungefähr ein: "Nahziele reichen von Freilassing bis Dachau."

Die Post will ihr Verteilzentrum in Moosburg in ein neues Gewerbegebiet am Stadtrand verlagern, dorthin möchte auch die Baywa umziehen. (Foto: Florian Peljak)

Ist alles sortiert, kommen die Nahziel-Pakete über Holzbrücken in Rollbehälter. Die Sendungen werden dann von Mitarbeitern in eine Wechselbrücke verladen. Den Container holt später ein anderer Lkw ab. Ähnlich wie bei Tetris laden die Mitarbeiter ein Päckchen nach dem anderen in diesen ein. Bei den Fernzielen führen Fließbänder direkt zu den Wechselbrücken. "Es ist schon anstrengend in der Weihnachtszeit die höheren Paketmengen zu bewältigen", gibt Schichtleiter Ziebuhr zu.

Laut dem Leiter des Paketzentrums sind die Mitarbeiter stolz darauf, wenn sie vor Weihnachten alles wegschaffen. (Foto: Florian Peljak)

Doch die Weihnachtszeit im Paketzentrum in Aschheim kann den Mitarbeitern auch etwas geben: "Es fühlt sich an, als würde man auf eine Weltmeisterschaft hinarbeiten", erklärt Claus Ziebuhr. Damit meint er den Leistungsdruck, Nervenkitzel und natürlich auch das Erfolgsgefühl, wenn man Höchstmengen erreicht. "In diesem Jahr wollen wir an einem Tag 700 000 Sendungen schaffen. Mal sehen, ob das klappt", sagt er. Florian Betz: "Hin und wieder gehen die Mitarbeiter singend und pfeifend nach Hause. Sie sind froh und stolz auf ihre Arbeit."

Jedenfalls empfiehlt es sich, seine Weihnachtspost jetzt Mitte Dezember auf den Weg zu bringen. Wie Absender der Post in dieser stressigen Zeit entgegenkommen können, weiß Pressesprecherin Sonja Radojicic. Sie gibt einige Tipps zum Versand. Es gibt Fristen: Laut Radojicic müssen Pakete und Päckchen innerhalb Deutschlands bis zum 20. Dezember abgeschickt werden. Für Briefe und Postkarten gilt der 22. Dezember vor Briefkastenentleerung als letztmöglicher Termin. Dennoch rät sie, Pakete frühzeitig zu bestellen und zu versenden.

Bei der Verpackung gilt zu beachten, die richtige zu wählen. Denn Pakete und Päckchen müssen außen wie innen stets sicher verpackt sein. Dafür eignet sich ein stabiler Karton, der mit ausreichend Füllmaterial gepolstert wird. Anschließend gut verkleben. Gebrauchte Verpackungen mit alten Adress- oder Barcodeaufklebern eignen sich nicht für den Versand. "Pakete sollten nicht mit einem Faden oder einer Schleife verschnürt werden. Denn bei der automatisierten Bearbeitung können sie hängen bleiben", sagt die Pressesprecherin. Für den Versand von Flaschen dürfen nur zertifizierte Flaschenkartonagen verwendet werden.

Auch bei den Adressen muss man aufpassen: Diese soll man laut Radojicic leserlich schreiben und dabei einen Stift verwenden, dessen Farbe gut sichtbar ist. Die korrekte Postleitzahl ist auf der Außenseite zu vermerken. Die Hausanschrift mit Straßennamen und Hausnummer sollte bei Paketen und Päckchen statt der Postfachanschrift verwendet werden.

Der Großraum München und darüber hinaus wird von Aschheim aus beliefert. (Foto: Florian Peljak)

Auf Päckchen gehören keine Briefmarken. Stattdessen gebe es in der Filiale oder online spezielle Päckchenmarken zum Frankieren."Bargeld und Wertsachen muss man als ,Einschreiben Wert' versenden - nicht in einfachen Standardbriefen. Beim Bargeldversand in normalen Briefen haftet die Deutsche Post nicht, wenn Verlust entsteht." Ist die Warteschlange in den DHL Paketshops und Filialen zu lang, kann man Pakete auch kontaktlos bei DHL Packstationen verschicken.

Auch Empfänger können der Post behilflich sein: Es ist möglich, einen Ablageort auf seinem Grundstück zu bestimmen oder den vereinbarten Nachbarn für den Paketempfang zu benennen, so Radocjicic. Es ist auch möglich, das Paket direkt an eine DHL- Packstation schicken zu lassen. Dabei ist jedoch zu beachten, es möglichst früh abzuholen. So finden nächste Pakete wieder einen Platz. "Die DHL informiert registrierte Kunden per E-Mail oder Push-Nachricht in der DHL-App, wenn ein Paket abholbereit in einer Filiale oder einem DHL-Paketshop liegt."

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