Autobahnbaustelle :Freie Fahrt auf acht Spuren

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Bahn frei am Freitag: Gerade laufen noch die Restarbeiten auf dem Autobahnabschnitt zwischen den Anschlussstellen Aschheim/Ismaning und Kirchheim. (Foto: Claus Schunk)

Drei Jahre lang wurde an der Ostumfahrung München gearbeitet, mit dem Auftragen der neuen Asphaltschicht in der Nacht auf Freitag geht eine insgesamt 3,5 Kilometer lange Baustelle zu Ende. Danach kann der Verkehr auf der A 99 wieder rollen.

Von Martin Mühlfenzl, Aschheim

Noch schleicht der Verkehr auf der A 99 geradezu im Schneckentempo auf zwei Spuren in Richtung Süden und auf drei in Richtung Norden. Der ohnehin hohe Geräuschpegel wird immer wieder von Hupen übertönt. Signale genervter Lkw- und Autofahrer oder nett gemeinte Grüße an die etwa 30 Frauen und Männer, die sich an diesem Donnerstagvormittag in orangefarbenen Westen und Jacken auf der gesperrten Gegenfahrbahn versammelt haben? Das bleibt offen. Jedenfalls begehen die Fußgänger auf der Autobahn etwas, was in Deutschland beileibe nicht alltäglich ist: die Fertigstellung eines Infrastrukturprojekts nicht nur innerhalb des gesteckten Zeitplans, sondern auch des vorgegebenen Kostenrahmens.

In der Nacht auf diesen Freitag werden die Bauarbeiten auf der Ostumfahrung der A 99 abgeschlossen: von der Brücke der B471 bis zur Anschlussstelle Kirchheim wird dann die neue Asphaltdecke aufgetragen. Danach wird die Autobahn in beiden Fahrtrichtungen von der Anschlussstelle Aschheim/Ismaning bis Kirchheim durchgängig auf jeweils vier Spuren befahrbar sein.

„Vor über zehn Jahren haben wir dieses Projekt gestartet“, sagt Stephan Geuder beim Presserundgang am Donnerstagvormittag unter der gewaltigen Brücke, welche die Bundesstraße über die Autobahn führt. Ein wenig muss der Leiter der Außenstelle München-Maisach der Autobahn GmbH gegen die Geräuschkulisse ankämpfen, die von der Gegenfahrbahn herüber dröhnt, denn das Mikrofon und die Lautsprecher haben kurzfristig den Geist aufgegeben. Dennoch ist ihm der Stolz darüber anzuhören, wie problemlos dieses Mammutprojekt über die Bühne gegangen sei. Und das bei der Zusammenarbeit von mehr als hundert Firmen. „Das geht nur, wenn alle an einem Strang ziehen“, sagt Geuder.

Ortstermin auf dem Highway: Stephan Geuder von der Autobahn GmbH mit der stellvertretenden Landrätin Annette Ganssmüller-Maluche und Projektleiter Daniel Käufl (von links). (Foto: Claus Schunk)

Drei Jahre lang haben die Bauarbeiten an dem etwa 3,5 Kilometer langen Abschnitt zwischen Aschheim/Ismaning und Kirchheim gedauert. Damit ist die Ostumfahrung nach der Fertigstellung des ersten Bauabschnitts vom Kreuz München-Nord bis zur Anschlussstelle Kirchheim auf acht Spuren befahrbar und kann bei hohem Verkehrsaufkommen durch die Freigabe der beiden Seitenstreifen sogar auf zehn Fahrspuren erweitert werden. Gebaut wurde stets unter Aufrechterhaltung des Verkehrs in beide Richtungen. Zuletzt wurden fünf Fahrspuren – drei in Richtung Norden und zwei nach Süden – auf die Fahrbahn in Richtung Stuttgart verlegt, um die südliche Fahrbahn endgültig fertigstellen zu können.

Nicht weniger stolz zeigt sich Projektleiter Daniel Käufl von der Autobahndirektion angesichts der gewaltigen Ausmaße der Arbeiten und der Bilanz. Etwa 200 000 Tonnen Asphalt seien in dem Abschnitt eingebaut worden, berichtet er, und das bei einer Recyclingquote von 75 Prozent. „Das ist die bestmögliche Wiederverwertung“, so Käufl. Zudem wurden um die 47 000 Tonnen Beton verbaut, etwa für neue Brückenpfeiler bei den neuen Brückenbauwerken der Erdinger Straße und der Staatsstraße 2082 über die A 99 in Kirchheim. Und während der dreijährigen Bauphase, so der Projektleiter, seien etwa 64 Kilometer an Folienmarkierungen aufgebracht worden, um die Verkehrsströme neu zu lenken. Insgesamt 100 Millionen Euro wurden verbaut. „Für eine komplett neue Autobahn“, wie Josef Seebacher, Sprecher der Autobahn GmbH für Südbayern sagt.

Die Ostumfahrung der A 99 ist nicht irgendeine Autobahn – sie ist mit 160 000 Fahrzeugen am Tag der meist befahrene Highway Mitteleuropas. Und zugleich so etwas wie der Bypass für die Landeshauptstadt München. Noch zu Beginn der Siebzigerjahre rauschten der Transit-, aber auch der lokale Verkehr mitten durch die Stadt. „Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen“, sagt Stephan Geuder von der Autobahndirektion. Die Fertigstellung des Abschnitts zwischen Kirchheim und Aschheim/Ismaning ist aber nur ein Zwischenschritt beim Ausbau der kompletten Ostumfahrung; der Weiterbau bis zur Anschlussstelle Haar samt Um- und Ausbau des Autobahnkreuzes München-Ost ist bereits in Planung; der Weiterbau sei aber ein Projekt für das „kommende Jahrzehnt“, so Geuder.

Dass die Arbeiten vorerst abgeschlossen sind, freut auch die aus Ismaning stammende stellvertretende Landrätin Annette Ganssmüller-Maluche (SPD), die sich bei den Bauarbeitern, Planern und Ingenieuren bedankt. „Wenn der Verkehr nicht fließt, haben wir im Landkreis München ein Problem“, so Ganssmüller-Maluche.

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