Süddeutsche Zeitung

Aschheim:Gemeinderat braucht einen Moderator

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Mit externer Hilfe soll entschieden werden, ob das alte Rathaus abgerissen wird

Von Irmengard Gnau, Aschheim

Ein externer Moderator soll den Streit um das alte Rathaus in Aschheim befrieden helfen und dazu beitragen, dass der Gemeinderat endlich eine Entscheidung über das mehr als hundert Jahre alte Gebäude an der Ismaninger Straße fällt. Nach der Sommerpause soll dafür ein Fachmann oder eine Fachfrau im Gemeinderat noch einmal alle Argumente für einen Abriss oder Erhalt zusammenstellen und dem Gemeinderat vorstellen. Mit diesem Vorschlag hofft Bürgermeister Thomas Glashauser (CSU), die zuletzt aufgeheizte Debatte wieder abzukühlen.

In seiner letzten Sitzung vor den Sommerferien verständigte sich das Gremium zudem darauf, dass die Verwaltung ein Konzept für Sanierung und Neubau aufstellt. Um die Grundsatzfrage, ob das alte Rathaus noch eine Zukunft hat oder es doch mehr Sinn ergibt, es abzureißen und komplett durch einen Neubau zu ersetzen, ringen die Kommunalpolitiker in Aschheim seit bald drei Jahren. Nachdem an dem einstigen Schulhaus, in dem die Gemeindeverwaltung seit den Siebzigerjahren untergebracht war, 2018 erhebliche Mängel hinsichtlich Brandschutz und Statik festgestellt wurden, hatten die Gemeinderäte eigentlich schon einen Entschluss gefasst: Anfang 2019 votierte das Gremium nach Anhörung von Experten für einen Abriss und einen erweiterten Neubau auf dem bisherigen sowie dem angrenzenden Sauter-Grundstück. Dann aber kam die Kommunalwahl 2020; seither haben in Grünen und Freien Wählern zwei Gruppen im Aschheimer Gemeinderat gemeinsam eine knappe Mehrheit, die sich für einen Erhalt des alten Rathauses einsetzt, im Hintergrund stets unterstützt von Altbürgermeister Helmut Englmann.

Nach der erfolgreichen Einsetzung eines Arbeitskreises, der zumindest schon den künftigen Raumbedarf der Verwaltung eruiert hat, hatte sich der Ton in der Diskussion zuletzt wieder deutlich verschärft. In einem aktuellen Antrag wiederholten die Freien Wähler nun ihre Forderung nach einem Vergleich der zu erwartenden geschätzten Kosten. Zum jetzigen Zeitpunkt, ohne eine grundsätzliche Vorentscheidung hinsichtlich eines möglichen Baus, Zahlen zu nennen, sei unseriös, warnten jedoch Vertreter von CSU und SPD. Einig waren sich die Kommunalpolitiker darin, dass es bald eine wegweisende Entscheidung brauche. Die Gemeinde zahlt zurzeit jeden Monat 15 000 Euro Miete für das Ausweichrathaus an der Saturnstraße. Walter Wiedenhofer (Grüne) brachte eine weitere Lösung ins Spiel: "Wenn wir es nicht schaffen, müssen es halt die Bürger entscheiden." Es wäre der dritte Bürgerentscheid in Aschheim binnen fünf Jahren.

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Quelle:
SZ vom 24.07.2021
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