GastronomieZurück zur Dorfwirtschaft

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Wirt Otto Lindinger will den Schwerpunkt des Geschäfts im Gasthaus zur Post wieder mehr auf die Gastronomie und weniger auf das Hotel legen.
Wirt Otto Lindinger will den Schwerpunkt des Geschäfts im Gasthaus zur Post wieder mehr auf die Gastronomie und weniger auf das Hotel legen. (Foto: Sebastian Gabriel)

Das Gasthaus zur Post in Aschheim präsentiert sich nach dem Umbau mit rustikalem Ambiente. Wirt Otto Lindinger will es wieder zum Mittelpunkt des Dorflebens machen − zur Eröffnung kommt allerdings erst einmal die Münchner Wiesn-Prominenz.

Von Claudia Wessel, Aschheim

„Noch 123 Tage bis zur Wiesn.“ Die Worte lösen am Montag freudiges Gelächter aus bei den Gästen der 150-Jahr-Feier im Aschheimer Gasthof zur Post. Kein Wunder, denn viele unter ihnen sind selbst Wiesn-Wirte, genau wie Otto Lindinger, der an diesem Abend Gastgeber ist. Auf der Wiesn betreibt er „Bodo’s Cafézelt“, in seinen frisch renovierten Wirtshausstuben sind, wie er in seiner Rede sagt, „alle kleinen Wiesnwirte“ anwesend. Natürlich auch andere Oktoberfest-Promis wie der Schichtl Manfred Schauer und die neue Wiesn-Stadträtin Anja Berger (Grüne).

In nur fünfeinhalb Wochen haben die an diesem Abend ebenfalls anwesenden Handwerker die Renovierung geschafft. „Am meisten Arbeit haben die Schreiner gehabt“, sagt Lindinger über die Holzvertäfelungen. Die Firmen sind seit Jahrzehnten im Dienst der Hotel- und Gasthofbesitzer. „Mit den Installateuren hat schon meine Oma zusammengearbeitet“, erzählt Lindinger, der den Gasthof in der fünften Generation führt.

„1873 bis 2025“ ist mit Kreide auf eine Tafel über der neuen Theke geschrieben. Damals kam der Bauer Johann Wagmüller auf die Idee, „in seiner guten Stube eine Bierwirtschaft einzurichten“, wie es in der Zusammenfassung der Historie heißt. Er nannte sie „Zum Neuwirt“.

Seitdem ging das Geschäft jeweils nahtlos auf die nächste Generation über. Seiner Mutter Anna dankt Otto Lindinger jedoch dafür, dass er „nicht musste“: Er hat den Laden gerne übernommen. Die nächste Generation ist auch schon geboren: der dreijährige Florian, den die Gäste am frühen Abend auch kennenlernen.

Die Gasträume sind rustikal gestaltet.
Die Gasträume sind rustikal gestaltet. (Foto: Sebastian Gabriel)

Mit der aktuellen Renovierung soll der Schwerpunkt des Geschäfts wieder weniger auf Hotel und mehr auf Dorfwirtschaft gelegt werden. „Mit der Umgestaltung kehrt nicht nur das rustikale Ambiente zurück, sondern auch das gesellschaftliche Leben bekommt neuen Raum“, sagt Lindinger. Vom Stammtisch bis zu Familienfeiern soll hier wieder das Dorfleben einziehen.

Lindinger bestätigt, was schon das Augustiner-Pferdegespann, das eigens vom Gut Freiham antransportiert worden ist, verraten hat: „Wir haben einen neuen Bierpartner.“ Von Franziskaner gibt es immerhin noch das Weißbier im Gasthof, ansonsten aber ist jetzt Augustiner am Start.

„Der alte Papst war Franziskaner, der neue ist Augustiner.“

Den Grund kann Lindinger plausibel erklären: „Der alte Papst war Franziskaner, der neue ist Augustiner.“ Dass der Wechsel ein Erfolg ist, hat der Wirt bereits erlebt. „Kürzlich musste ich mit meinem privaten Auto so viel Bier nachholen, wie reinpasste, weil es ausgegangen war.“ Bei der Feier zugegen ist demnach natürlich auch die Augustiner-Prominenz, angeführt von Chef Martin Leibhard. Er ist erstmals seit zehn Jahren wieder in diesem Gasthof, seinerzeit war er bei einem Treffen der kleinen Wiesnwirte dort.

Die nächste Generation steht schon bereit: das Wirtepaar Otto und Daniela Lindinger mit Sohn Florian auf der Bierkutsche der Augustiner-Brauerei.
Die nächste Generation steht schon bereit: das Wirtepaar Otto und Daniela Lindinger mit Sohn Florian auf der Bierkutsche der Augustiner-Brauerei. (Foto: Sebastian Gabriel)

„Ich werde dafür sorgen, dass die Gemeinderatssitzungen künftig kürzer werden, damit wir noch hier einkehren können“, verspricht Bürgermeister Florian Meier (CSU). Der Gasthof zur Post sei schon immer Teil seines Lebens gewesen, erzählt er, da er „nur ein paar Häuser weiter“ aufgewachsen ist. „Mein Opa ging hier zum Frühschoppen.“

Die Gemeinde sei stolz darauf, einen Wiesnwirt zu haben, den man auch auf dem Oktoberfest regelmäßig aufsuche, „wenn die anderen Zelte zuhaben“. „Wir nennen das ‚über Los gehen‘“. Nach der Segnung durch Pfarrer Adrian Zessin kann es dann am Abend mit dem Dorfleben schon richtig losgehen.

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