Süddeutsche Zeitung

Aschheim:Enten aus sechs Steinen

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Bei der Show "Deine Lego-Zeit" im Aschheimer Autokino haben kleine und große Besucher die Aufgabe, bunte Bauteile mit Kreativität und Fantasie zu diversen Konstruktionen zu kombinieren - vom Wasservogel bis zum schönsten Moment des Jahres

Von Anna-Maria Salmen, Aschheim

Seit seiner Geburt fehlt David Aguilar der rechte Arm. Spielzeug aus seiner Kindheit hilft dem Biotechnik-Studenten, seinen Alltag dennoch zu meistern: Aus Lego-Steinen baut er sich Prothesen. Die bunten Steine unterstützen auch eine verletzte Schildkröte, Tierärzte aus den USA haben ihr einen Rollstuhl aus Lego-Teilen angefertigt. Das Spielzeug ist nicht nur ein Zeitvertreib für Kinder, mit Kreativität können auch Erwachsene sinnvolle Konstruktionen daraus entwickeln.

Die Bilder, die zu Beginn der Show "Deine Lego-Zeit" am Sonntagnachmittag über die Leinwände im Aschheimer Autokino flackerten, sollten die kleinen Besucher inspirieren. Denn im Lauf der Veranstaltung sollten die Kinder ihrer Fantasie freien Lauf lassen und in ihren Autos gemeinsam mit ihren Eltern eigene Bauwerke entwickeln. Jedes Auto erhielt bei der Einfahrt ins Kino eine weiße Box. Erst mit Beginn der Show durften die Kisten geöffnet werden. Drei kleine Päckchen befanden sich darin, jedes enthielt Lego-Bauteile für diverse Aufgaben. Eine Ente aus nur sechs Steinen zu konstruieren - das erfordert Kreativität. Auf der Bühne zeigte ein Moderator eine Möglichkeit, eine richtige Lösung gab es jedoch nicht, wie er betonte. In der Tat: Auf der Leinwand waren die Ergebnisse einer vierköpfigen Familie zu sehen - Mutter, Vater und beide Kinder haben komplett unterschiedliche Enten gebaut.

Die Idee für das Event entstand während des Lockdowns. "Uns ist aufgefallen, dass die Familien zu Hause einen enormen Bedarf an Beschäftigungen haben", erzählt Lego-Pressesprecherin Janina Roso. Zunächst startete das Unternehmen daher eine Show auf Youtube. "In den Videos haben wir den Kindern gezeigt, was sie alles aus ihrem Lego-Kasten herausholen können", so Roso. Eine klappbare Halterung für das Handy, Herzen zum Muttertag oder eine Blume für die Oma - in kurzen Videos erklärte ein Experte, wie die Kinder Schritt für Schritt kleine Konstruktionen nachbauen können.

Auch nach der Lockerung der Ausgangsbeschränkungen blieben viele Familien zu Hause. "Wir wollten dennoch den Kindern den Spaß zurückbringen und ihnen etwas bieten", sagt Pressesprecherin Joëlle Homberger. Um trotz der Pandemie eine sichere Veranstaltung zu organisieren, schien das Autokino die optimale Lösung. Im eigenen Auto erlebte jede Familie das Ereignis für sich, abgeschottet waren die Besucher dennoch nicht. Eine Reporterin mit Kamerateam war zwischen den parkenden Autos unterwegs, um die Kinder zu befragen. Stolz zeigten sie ihre kleinen Bauwerke, die dann auf der Leinwand zu sehen waren.

Die Show sollte auch eine Belohnung für die Familien sein, sagt Roso. "Wir wollten damit den Kindern zeigen, dass sie das Jahr bisher gut gemeistert haben. Und das haben sie geschafft, weil sie so viel Fantasie und Kreativität haben." Dass sie sich auf positive Aspekte der vergangenen Wochen fokussieren, war ebenfalls ein Ziel, wie Homberger sagt. Eine Aufgabe war es, aus Lego-Steinen den schönsten Moment des Jahres nachzubauen. Ein Geschwisterpaar erzählte vom Urlaub bei der Oma, die sie zuvor lange nicht sehen konnten. Der Junge im Auto nebenan hielt stolz ein Boot in die Kamera: "Mein Onkel hat mir das Segeln beigebracht." Auch ein Vater zeigte ein Schiff - die geplante Kreuzfahrt ist zwar ausgefallen, aber als Traum präsent.

Die Freude, mal wieder eine echte Veranstaltung zu besuchen, merkte man Jasmina Kuhn aus Haar an. Mit ihren Kindern Tibi und Lilly ist sie ins Kino gekommen, die beiden saßen auf dem Dach des großen Autos, vertieft in ihre Bauwerke. "Es ist sehr gut gelungen, wie die Kinder und auch die Eltern eingebunden werden", lobt Kuhn die Show. Ihr Sohn Tibi stimmte zu: "Das Bauen gefällt mir am besten", sagte der Neunjährige. Zur Einschulung von Lilly haben die Geschwister vor Kurzem Lego-Steine geschenkt bekommen, erzählt Kuhn. "Das passt super, jetzt haben sie gleich gelernt, was sie damit machen können."

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SZ vom 29.09.2020
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