Man könnte denken, eine Dritte Bürgermeisterin habe nur wenige, vor allem repräsentative Aufgaben. Nicht so Marion Seitz: Weil der Erste Bürgermeister, Thomas Glashauser von der CSU, krank ist, übernimmt die Grünen-Kommunalpolitikerin seit zwei Jahren die Aufgaben als stellvertretende Chefin im Rathaus von Aschheim. Erst Platz drei, dann Platz zwei – und nun soll Platz eins folgen: Seitz will Erste Bürgermeisterin der Gemeinde im Osten Münchens werden. Am Dienstagabend wählten die neun anwesenden Mitglieder des Grünen-Ortsverbands die 44-Jährige einstimmig zu ihrer Kandidatin für die Wahl im Dezember.
Marion Seitz gehört den Grünen seit 2018 an und hat den Ortsverband Aschheim-Dornach im selben Jahr mit gegründet. Neuerdings ist sie auch eine von zwei Kreisvorsitzenden der Grünen. Seit 2020 ist die Mutter von vier Kindern Gemeinderätin und Dritte Bürgermeisterin, und 2022 ist sie dann wegen Glashausers Krankheit an die zweite Stelle aufgerückt. Dadurch habe sie bereits die Verwaltung kennengelernt und viel Erfahrung sammeln können, sagte Seitz bei ihrer Nominierung.
Als Grüne ist ihr natürlich Klimaschutz ein großes Anliegen; den möchte sie in allen Planungen berücksichtigen und sich aus diesem Grund auch für die Nutzung der Erdwärme als Energiequelle in Aschheim starkmachen. Seitz verweist auf die Unwetter und Überschwemmungen der jüngsten Zeit und bringt es so auf den Punkt: „Klimaschutz ist Selbstschutz!“ Neben dem Schutz vor den Folgen der Klimakatastrophe ist ihr die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden wichtig. Zwar hat der Gemeinderat bereits beschlossen, dass Aschheim fahrradfreundliche Kommune werden soll, doch Seitz geht die Entwicklung zu langsam voran. Sollte sie im Dezember gewählt werden, wolle sie Klimaschutz und Fahrradsicherheit zur „Chefinnen-Sache“ machen.
Ansonsten möchte sie auf Teamarbeit im Rathaus und Gemeinderat setzen, wo die Grünen vier von 20 Sitzen haben. Und sie möchte junge Menschen stärker einbeziehen, dafür etwa ein Jugendparlament etablieren. Bürgerdialog und mehr Transparenz seien ihr besonders wichtig, die Entscheidungen, die Bürgermeisterin und Gemeinderat träfen, wolle sie stärker erklären, damit die Bürgerinnen und Bürger verstünden, was im Ort passiere. Dass jetzt eine neue Wahl ansteht, sei von ihr „weder geplant noch gewünscht“, sagte Seitz. Sie dankte Thomas Glashauser und wünschte ihm alles Gute für die Zukunft.
Die Kandidatin wird auf Stimmen von SPD-Wählern hoffen
Einer ihrer Gegenkandidaten im Wahlkampf steht bereits fest: Es ist Robert Ertl, der Zweite Bürgermeister, mit dem sie seit zwei Jahren die Vakanz im Rathaus überbrückt. Die Freien Wähler nominierten ihren Bewerber am vergangenen Freitag. Die CSU hat angekündigt, Ende September Florian Meier zu nominieren, die SPD verzichtet auf einen eigenen Kandidaten. Am Dienstagabend war allerdings SPD-Gemeinderätin Ingrid Lenz-Aktaş auf Einladung der Grünen bei der Nominierung von Seitz dabei. Um Erfolg zu haben, muss Seitz es bei der Wahl im Dezember auch auf Stimmen von SPD-Wählern abgesehen haben. Seitz’ Vorgängerin Sabine Maier, die 2020 kandidiert hatte, war nur auf 11,9 Prozent der Stimmen gekommen.
Der Wahlsieger oder die Wahlsiegerin wird bereits einen Tag nach der Wahl, die voraussichtlich am 1. Dezember stattfindet, ihr Amt antreten. Falls keiner der Kandidaten im ersten Wahlgang eine absolute Mehrheit erreicht, wird es zwei Wochen später zur Stichwahl kommen. Der neue Bürgermeister oder die neue Bürgermeisterin der 10 000-Einwohner-Gemeinde bleibt dann bis zur nächsten turnusgemäßen Kommunalwahl 2032 im Amt, also zwei Jahre länger als üblich.
Im Gegensatz zu den Freien Wählern verzichten die Grünen im Übrigen auf einen Ersatzkandidaten. „Ich gehe nicht Skifahren“, versprach Seitz lachend.