Aschheim:Beratung für Obdachlose

Aschheim: Auch im Landkreis gibt es Menschen, die unter Brücken schlafen.

Auch im Landkreis gibt es Menschen, die unter Brücken schlafen.

(Foto: Claus Schunk)

Aschheim will mit Nachbargemeinden ein Angebot aufbauen

Von Irmengard Gnau, Aschheim

Obdachlosigkeit scheint im prosperierenden Landkreis ein marginales Problem zu sein. Doch angesichts stetig steigender Mieten und hoher Lebenshaltungskosten warnen Experten schon lange davor, das Thema zu unterschätzen. Dem will nun auch die Gemeinde Aschheim Rechnung tragen. Auf einen Antrag der SPD-Fraktion hin hat der Gemeinderat einstimmig beschlossen, dass die Kommune eine professionelle Beratung für Wohnungs- und Obdachlose einrichten soll.

Zehn Stunden pro Woche soll eine Fachkraft die Beratung übernehmen. Dafür sollen 20 000 Euro im Haushaltsplan für das aktuelle Jahr bereitgestellt werden. Vorderstes Ziel der Gemeinde wird es sein, sich mit den Nachbarkommunen zu besprechen, um möglichst eine gemeinsame Lösung zu finden. Auf diese Weise könne man überlegen, eine Fachkraft in Vollzeit anzustellen und die Kosten auf die verschiedenen Kommunen aufzuteilen, argumentierte die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Ingrid Lenz-Aktas. Eine volle Stelle sei vermutlich einfacher zu besetzen.

Dass Obdachlosigkeit auch in Aschheim ein Thema ist, zeigte sich am Bericht von Renate Färber. Die Rathausmitarbeiterin im Sachgebiet Soziales kümmert sich bereits seit Jahren um die Obdachlosen der Gemeinde. Derzeit, so Färber, seien in Aschheim elf Erwachsene und fünf schulpflichtige Kinder zu versorgen. Allein im Januar hätten drei weitere Notfälle abgewendet werden können. Eine Herausforderung sei nicht nur, die Menschen nach dem Verlust ihrer Wohnung im Ort unterzubringen. Viele bräuchten auch Unterstützung dabei, die entsprechenden staatlichen Leistungen zu beantragen. Das bedeutet regelmäßigen Kontakt mit den zuständigen Stellen beim Landratsamt, Hilfe beim Ausfüllen von Formularen und mehr. Färber äußerte angesichts der hohen zeitlichen Anforderung im Gemeinderat die "herzliche Bitte", eine professionelle Beratungsstelle einzurichten, und das rasch - "auch im Namen der Betroffenen".

Der Landkreis bietet zwar ein umfangreiches Präventionsprogramm an, für obdachlos gewordene Bürger aber ist die jeweilige Kommune zuständig. Seit 2007 gibt es im Landkreis die "Fachstelle zur Verhinderung von Obdachlosigkeit" (FOL), die vom Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt organisiert und vom Landkreis mit mehr als einer halben Million Euro pro Jahr finanziert wird. Das Fachpersonal bietet regelmäßige Sprechstunden in derzeit acht Landkreiskommunen sowie dem Jobcenter am Landratsamt an - für Menschen, denen der Verlust der Wohnung droht. Ist dieser Fall bereits eingetreten, sind formell die Kommunen am Zug, wofür in den Verwaltungen aber häufig wenig Kapazität vorhanden ist. Einige Gemeinden haben diese Aufgabe deshalb wiederum an externe Träger übertragen; in Gräfelfing, Neuried, Planegg, Pullach, Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Ismaning zum Beispiel bietet die Wohnungsnotfallhilfe der Awo auch Obdachlosenberatung an.

Auch in Aschheim denkt man nun über diese Möglichkeit nach. Man sei bereits in Gesprächen mit der Fachstelle zur Verhinderung von Obdachlosigkeit, berichtete Färber aus dem Rathaus. Diese könnte es dann auch übernehmen, das entsprechende Fachpersonal zu suchen. Zunächst aber will die Gemeinde abwarten, ob es unter den Nachbargemeinden Bereitschaft gibt, gemeinsame Sache zu machen. Sollten diese Gespräche ergebnislos bleiben, pocht die SPD-Fraktion allerdings darauf, dass Aschheim auch allein Schritte unternimmt.

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