Arbeitsmarkt:Azubis - dringend gesucht

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Am 1. September startet das neue Ausbildungsjahr. Zahlreiche Unternehmen bieten noch Lehrstellen an. (Foto: Dominique Leppin/dpa)

Zwei Wochen vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres sind im Landkreis München noch mehr als 900 Lehrstellen unbesetzt. Viele Betriebe setzen auf Flüchtlinge. Ohne sie wären die Lücken noch größer

Von Kaja Weber, Landkreis

In den verbleibenden zwei Wochen vor dem Start des Ausbildungsjahres 2018 sind im Landkreis München mehrere Bewerber und Ausbildungsbetriebe noch auf der Suche nach einem passenden Gegenüber. Das geht aus den Zahlen des Statistik-Services der Bundesagentur für Arbeit hervor. Für den Landkreis haben sich 1298 junge Bewerber bei der Bundesagentur gemeldet, 848 davon Männer, 450 Frauen.

Nur 53 Bewerber sind älter als 25 Jahre. 515 von ihnen haben inzwischen einen Arbeitsvertrag in Aussicht oder bereits sogar unterschrieben, 371 Interessenten haben hingegen noch nichts gefunden. Gleichzeitig meldeten die Ausbildungsbetriebe seit Oktober 2017 insgesamt 2322 freie Stellen bei der Bundesagentur, in den letzten Wochen vor Ausbildungsstart sind noch 905 unbesetzt.

Es fehlen vor allem EInzelhandelskaufleute

"Das Verhältnis ist also sehr unausgeglichen zu Lasten der Betriebe. Wir blicken deshalb natürlich mit einer gewissen Sorge auf den Ausbildungsstart im September", sagt Christoph Leicher, Unternehmer aus Kirchheim und Vorsitzender des Regionalausschusses der Industrie- und Handelskammer (IHK) im Landkreis München, über den aktuellen Stand. "Die meisten offenen Lehrstellen bei den IHK-Berufen im Landkreis gibt es derzeit bei Einzelhandelskaufleuten, Kaufleuten für Büromanagement, Lagerlogistik-Fachkräften, Kaufleuten im Großhandel und bei Verkäufern.

Wer im Herbst mit einer Ausbildung in diesen Feldern anfangen möchte, hat also noch allerbeste Chancen auf einen Ausbildungsplatz", sagt Leicher. Angesichts der Schere zwischen offenen Lehrstellen und unversorgten Bewerbern sei es aber schon rein mathematisch nicht möglich, alle Stellen zu besetzen. "Die Vorjahre haben aber gezeigt, dass ein Teil der aktuell offenen Stellen auch nach dem 1. September noch besetzt werden kann", sagt der Vorsitzende des Regionalausschusses.

Unabhängig von der Branche fehle es nicht nur im Landkreis München, sondern in ganz Bayern zunehmend an Bewerbern, teilweise sei auch die Qualifikation ein Problem. Auszubildende mit Fluchthintergrund seien mittlerweile eine "nicht zu unterschätzende Stütze für die Betriebe im Landkreis", sagt Leicher. Derzeit absolvieren seinen Worten zufolge mehr als tausend von ihnen eine IHK-Ausbildung. Insgesamt seien im Jahr 2017 fast zehn Prozent aller neuen Ausbildungsverträge mit Menschen abgeschlossen worden, die geflüchtet sind. "Ohne diese Gruppe hätte es 2017 bayernweit sogar ein Minus bei den Neuverträgen gegeben."

In ganz Bayern fehlen nahezu 40 000 Bewerber

Vor dem Ausbildungsstart im Vorjahr hatten im Juli nach Zählung der Bundesagentur 492 Bewerber im Landkreis München einen Ausbildungsplatz sicher, 406 junge Menschen waren noch ohne Perspektive. Die Ausgangssituation war vergleichbar - die Zahl der Bewerber bewegte sich in den Jahren 2016 bis 2018 konstant zwischen 1200 bis 1300, etwa 500 Menschen hatten im Juli 2016 und 2017 jeweils schon einen Ausbildungsplatz.

Bei der Betrachtung der Zahlen ist zu bedenken, dass Jugendliche, die ihre Suche nach einem Ausbildungsplatz im Landkreis starten, auch in der Stadt München oder in umliegenden Landkreisen fündig werden können. In der Stadt wurden der Bundesagentur für den Start 2018 bisher insgesamt 9859 Stellen gemeldet, 3949 davon sind noch unbesetzt. In ganz Bayern sind noch 39 129 Ausbildungsstellen offen, während 17 480 Jugendliche weiter einen Ausbildungsplatz suchen, wie die bayerische Arbeitsministerin Kerstin Schreyer (CSU) mitteilt.

Der Statistik-Service der Bundesagentur für Arbeit veröffentlicht in regelmäßigen Abständen Berichte über den aktuellen Stand des Ausbildungsstellenmarktes, betrachtet wird in jedem Jahr der Zeitraum vom 1. Oktober bis zum 30. September. Dort fließen allerdings nur Bewerber und Ausbildungsplätze ein, die der Agentur gemeldet wurden. Der aktuelle Bericht vom Juli 2018 umfasst also Bewerber und Ausbildungsplätze, die seit Oktober 2017 für den Start im September dieses Jahres auf der Suche sind.

© SZ vom 16.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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