Arbeitsausfall:Helfer ist nicht gleich Helfer

Arbeitsausfall: Fried Saake ist Leiter der BRK-Bereitschaft Ismaning.

Fried Saake ist Leiter der BRK-Bereitschaft Ismaning.

(Foto: Catherina Hess)

Während Feuerwehrleute für ihre Einsätze freigestellt werden, müssen andere Ehrenamtliche Urlaub nehmen. Der Leiter der Ismaninger BRK-Bereitschaft dringt auf eine Gleichstellung - nicht zuletzt wegen der Flüchtlingshilfe.

Von Christina Hertel, Ismaning

Seit so viele Flüchtlinge in Deutschland ankommen, sind die Helfer des Roten Kreuzes und der Johanniter quasi im Dauereinsatz. Aber Freiwillige, die die Flüchtlinge zum Beispiel am Münchner Hauptbahnhof betreuen, müssen Urlaub nehmen. Den Verdienstausfall bekommen sie nicht bezahlt. Auf Dauer kann das schwierig werden.

Beim Technischen Hilfswerk und der Feuerwehr ist das anders: Wer für diese Organisationen während der Arbeitszeit im Einsatz ist, bekommt trotzdem seinen Lohn. Auch für Lehrgänge müssen die Arbeitgeber die Mitglieder freistellen, für den Dienstausfall werden sie vom Staat entschädigt. Für andere Hilfsorganisationen wie das Bayerische Rote Kreuz (BRK) gilt das bisher nicht. Deshalb mahnt Fried Saacke, Leiter der BRK-Bereitschaft Ismaning, dringend eine Gleichstellung der Helfer an.

Die Gesetzesänderung von 2013 greift laut BRK zu kurz

Eigentlich wurde das Bayerische Rettungsdienstgesetz im April 2013 geändert und eine sogenannte "Retterfreistellung" eingeführt. Das heißt: Zumindest wenn das Rote Kreuz von einer Leitstelle bei medizinischen Einsätzen alarmiert wird, müssen die ehrenamtlichen Helfer freigestellt werden. Bei der anschließenden Betreuung und Versorgung der Betroffenen gilt das aber nicht.

Über das Gesetz sagt Saacke: "Das war ein erster Schritt, entspricht aber nicht der seit Jahren vom Bayerischen Roten Kreuz geforderten Helfergleichstellung, die eine vollständige rechtliche Gleichbehandlung zum Ziel hat." Die reine medizinische Versorgung sei oft nach ein, zwei Stunden vorbei, erläutert Saacke: "Unser Kernproblem ist die Zeit danach. Die anschließende Betreuung dauert nämlich sehr viel länger und da bekommen wir anders als die Feuerwehr oder das THW nichts."

In Ismaning soll die Gemeinde einspringen

Fried Saacke koordiniert in Ismaning auch die Helfer vor Ort. Sie sind dazu da, die Zeit zu überbrücken, bis der Notarzt und der Krankenwagen kommen. Ihre Aufgabe ist es, die lebenserhaltenden Funktionen aufrecht zu erhalten. Eigentlich würde Saacke diesen Dienst gerne 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche anbieten. Weil aber die Ehrenamtlichen auch für diese Tätigkeit bislang nicht entschädigt werden, ist das schwierig.

Ein weiteres Problem ist hier, dass die Helfer vor Ort kein offizieller Teil des Rettungsdienstes sind, sodass das Gesetz zur Retterfreistellung nicht greift. "Dabei können schon nach wenigen Minuten Schäden am Gehirn entstehen, wenn keiner hilft", gibt Saacke zu bedenken. In Ismaning hat deshalb die SPD-Fraktion beantragt, dass die Gemeinde die Ehrenamtlichen an Arbeitstagen entschädigt. "Was dabei raus kommt ist noch völlig offen", sagt Fried Saacke.

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