Neue Verkehrsmittel:Mit dem Lufttaxi nach Putzbrunn

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In einigen Jahren könnten Lufttaxis den Verkehr revolutionieren. Bürgermeister Klostermeier ist gar nicht scharf darauf. (Foto: Audi)

Die Gemeinderäte diskutieren auf Antrag eines FDP-Kollegen über die Ausweisung von Start- und Landeplätzen für Drohnen zur Personenbeförderung. Dabei ist die rechtliche Stellung solcher Flugobjekte noch gar nicht geklärt.

Von Stefan Galler, Putzbrunn

Ausgerechnet eine der ländlicheren Gemeinden im Landkreis München diskutiert derzeit über die mögliche Realisierung einer Vision, die man bislang nur aus Science-Fiction-Filmen wie Luc Bessons "Das fünfte Element" kannte: In Putzbrunn könnten schon bald planerisch die Weichen dafür gestellt werden, dass Lufttaxis in der Gemeinde ihre festen Start- und Landezonen erhalten.

Zumindest hat der FDP-Gemeinderat Willibald Hackl beantragt, dass man entsprechende Standorte im Flächennutzungsplan ausweist, der derzeit überarbeitet wird.

Im Bauausschuss des Putzbrunner Gemeinderats erhielt Hackl am Dienstagabend Zuspruch: "Der Antrag ist genial", sagte etwa Martina Hechl von der Gemeinschaft pro Putzbrunn. "Wir reden immer nur über Baugebiete und Kindergärten und machen uns viel zu selten weitergehende Gedanken über neue Technologien."

Weniger begeistert zeigte sich Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD): "Nicht alles, was technisch möglich ist, muss auch sinnvoll sein", sagte Klostermeier, der bekannte, sich schon unwohl zu fühlen, wenn Drohnen über ihm in der Luft seien. "Und einen Transport von Personen? Zweimal nicht!", schimpfte der Bürgermeister. Er sei "strikt dagegen", es reiche, wenn es auf der Erde Verkehrsprobleme gebe. Diese müsse man nicht auch noch in die Luft übertragen.

Neben dieser emotionalen Reaktion gab es auch rationale Argumente gegen den Vorschlag Hackls, diese allerdings hängen vor allem mit der unausgegorenen rechtlichen Situation zusammen. "Der Antrag wirkt im ersten Moment futuristisch, aber er ist gar nicht so illusorisch", sagte Eduard Boger, Vorsitzender der CSU-Fraktion im Gemeinderat. So lange jedoch gesetzlich nicht geregelt sei, wie man Lufttaxis einordnen müsse, "macht es keinen Sinn, in Vorleistung zu gehen". In der Tat ist derzeit nicht klar, ob sich diese neue Technologie in jenen gesetzlichen Raum eingliedert, der den Verkehr von Flugzeugen regelt. Hier gibt es extrem starre Vorgaben, gerade was Abstände zwischen den Fliegern betrifft, aber auch in Bezug auf den Funkverkehr. Experten gehen davon aus, dass Drohnen, die Personen transportieren, eher wie U-Bahnen in der Luft auf ganz festen Korridoren mit fixierten Start- und Landepunkte organisiert werden könnten, fraglich sei allerdings, ob sich die teure Technologie refinanzieren lasse.

Ottobrunner Entwickler arbeiten an Lufttaxis

Dennoch schreitet die Entwicklung voran: Hackl hatte in seinem Antrag unter anderem erwähnt, dass in Ottobrunn mit Nachdruck an Lufttaxis gearbeitet werde. Er spekulierte, dass diese Transportmittel "in wenigen Jahren Serienreife" erlangen dürften. In der Tat arbeitet unter anderem die Firma Airbus an entsprechenden Konzepten.

Erst im Juni hatten Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, die im Bundeskanzleramt für Digitalisierung zuständige Staatsministerin Dorothee Bär (beide CSU) sowie Vertreter von Audi und Airbus eine Absichtserklärung zur Erprobung der Bedingungen für Lufttaxis unterzeichnet. Demnach sollen entsprechende Tests in Ingolstadt stattfinden. Einen Schritt weiter ist man im arabischen Emirat Dubai, wo vor einem Jahr erstmals ein zweisitziger Mini-Hubschrauber mit 18 Rotoren zwischen den Hochhäusern hindurch schwebte: Das war der Jungfernflug eines Lufttaxis der Firma Volocopter.

In Putzbrunn erlitt das Projekt am Dienstagabend einen kleinen Rückschlag: In der Abstimmung im Bauausschuss fiel Hackls Vorschlag, zwei Standorte für Lufttaxis in den Flächennutzungsplan aufzunehmen, mit klarer Mehrheit durch. In knapp zwei Wochen stimmt dann noch der gesamte Gemeinderat über den Antrag ab. Willibald Hackl bleibt kämpferisch: "Wir sollten vorbereitet sein, wenn diese Technologie kommt. Sonst geht es uns wie mit der Eisenbahn: Die fährt heute auch durch den Nachbarort Hohenbrunn."

© SZ vom 13.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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