Krankheitsfälle im Kindergarten:Übler Verdacht

Krankheitsfälle im Kindergarten: Im Kindergarten "Villa Farbenfroh" wie auch in der Einrichtung "Sternschnuppe" waren am Montag zahlreiche Kinder schwer erkrankt.

Im Kindergarten "Villa Farbenfroh" wie auch in der Einrichtung "Sternschnuppe" waren am Montag zahlreiche Kinder schwer erkrankt.

(Foto: Claus Schunk)

Nach den plötzlichen Brechdurchfällen in zwei Unterhachinger Kitas sind alle Kinder auf dem Weg der Besserung. Obwohl die Ursache bisher nicht feststeht, drohen Eltern mit Klage gegen den Caterer.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Wenige Tage nach der plötzlichen Massenerkrankung in zwei Unterhachinger Kindergärten sind die betroffenen Mädchen und Buben allesamt wieder auf dem Weg der Besserung. Auch die drei Kinder, die sich am Dienstag noch zur Beobachtung im Krankenhaus befanden, sind inzwischen entlassen worden, wie Rathaussprecher Simon Hötzl und das Gesundheitsamt mitteilten. Unterdessen laufen die Untersuchungen nach dem Grund für die plötzliche Erkrankungswelle weiter.

54 Kinder und zwei Erzieherinnen der Einrichtungen "Sternschnuppe" und "Villa Farbenfroh" hatten sich am Montag nach dem Mittagessen heftig und andauernd übergeben müssen. Die Übelkeit wurde von schweren Durchfällen begleitet.

Das Gesundheitsamt hat Proben des Essens genommen, das von einer Cateringfirma geliefert wurde. "Es wird aber noch einige Tage dauern, bis wir Ergebnisse haben", sagte Landratsamtssprecherin Christina Walzner am Mittwoch. Ihr zufolge hat es einen ähnlichen Fall im Landkreis München noch nicht gegeben. Die Eltern der betroffenen Einrichtungen seien laut Elternbeirätin Johanna Tölk vom Kindergarten Sternschnuppe "sehr aufgebracht". Ein Vater habe bereits Klage gegen den Caterer eingereicht. Der Klage wollen sich angeblich andere Eltern anschließen.

Die 54 Kinder und zwei Erzieherinnen waren etwa ein bis eineinhalb Stunden nach dem Mittagessen - es gab Tortellini mit Tomatensoße - erkrankt. "Die hingen nur noch über den Mülleimern, als die Eltern sie abholten", berichtet Tölk. Allerdings erkrankten nicht alle in den Einrichtungen. "Bei uns gab es vor allem Fälle in der Katzen- und in der Schmetterlingsgruppe, die anderen hatten nichts, obwohl sie das Gleiche gegessen haben", sagt die Elternbeirätin. Deswegen hält sich der Elternbeirat auch noch zurück, dem Caterer die Schuld zu geben. Man müsse die Ergebnisse des Gesundheitsamts abwarten.

Die Gemeinde warnt vor einer Vorverurteilung

Darauf verweist auch die Gemeinde in ihrer Reaktion auf die Vorkommnisse. "Wir haben jetzt eine Zwischenverpflegung organisiert, um Druck aus der Sache zu nehmen", sagt Rathaussprecher Hötzl. Dies sei aber eine reine Vorsichtsmaßnahme. "Die Eltern waren mit den Sofortmaßnahmen einverstanden." Es sei der Gemeinde wichtig, "keine Vorverurteilung" auszusprechen. Gleichwohl habe man alle Betreuungseinrichtungen in Unterhaching informiert, sodass auch jene Kindergärten, Krippen und Horte, die nicht von der Gemeinde betrieben werden, gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen könnten.

Ob der Caterer, der seinen Betrieb im Landkreis hat, auch Einrichtungen in andere Gemeinden beliefert und ob diese von ihm unterrichtet wurden, weiß das Gesundheitsamt nicht. "Da derzeit noch nicht bestätigt ist, ob die Erkrankungen tatsächlich in Zusammenhang mit den Lebensmitteln stehen, dürfen wir aus rechtlichen Gründen etwaige weitere Einrichtungen zum jetzigen Zeitpunkt nicht informieren", so die Behörde. Der Caterer selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Nicht erst seit dem Vorfall am Montag sind die Eltern im Kindergarten Sternschnuppe auf das Unternehmen nicht mehr gut zu sprechen. "Wir haben uns schon öfter bei der Gemeinde über die Qualität des Essens beschwert", sagt Elternbeiratsmitglied Tölk. Jetzt will das Gremium mit der Einrichtungsleitung die Vorfälle noch einmal aufarbeiten und auch den Notfallplan für solche Ereignisse prüfen lassen.

Laut Tölk waren es Eltern, die am Montag Notarzt und Feuerwehr gerufen hatten, nicht die Leitung des Kindergartens. Diese hätte lediglich die Eltern benachrichtigt und auf deren Eintreffen gewartet. Hötzl weist die Vorwürfe zurück: "Die Rettung mit Notärzten und First Responder ist permanent gefahren, nachdem der erste Anruf bei uns eingegangen war."

Die Gemeinde versucht sich in der Zwischenzeit mit einer "kleinen Wiedergutmachung". Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) versprach am Mittwoch allen betroffenen Kindern Kino-Gutscheine.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: