Bisher hat sich die Afrikanische Schweinepest nicht nach Bayern ausgebreitet. Doch das Landratsamt München rechnet damit, dass schon bald auch hier Tiere erkranken könnten. Denn deutschlandweit gibt es bereits Fälle – zuerst in Brandenburg und Sachsen, erst kürzlich in Hessen an der Grenze zu Bayern. Auch Baden-Württemberg hat schon ein erkranktes Tier gemeldet. Das Landratsamt ist alarmiert und rät deshalb Landwirten wie Bewohnern zur Vorsicht.
Dabei gibt es im Landkreis München nach den Worten von Anton Stürzer, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), nur wenige Betriebe, die Schweine halten. Sie seien „nicht unser Haupterwerb“, sagt der Landwirt aus Höhenkirchen-Siegertsbrunn. Die Gefahr sei dementsprechend gering, so Stürzer.
Trifft es jedoch einen Hof, kann die Schweinepest erhebliche Folgen für die gesamte Region nach sich ziehen. Philip Bust vom BBV München warnt: „Theoretisch kann es jederzeit zu einem Ausbruch kommen. Das wäre ein dramatischer Tag.“ Sobald es eine Infektion in einem Betrieb gäbe, müssten alle Schweine unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen geschlachtet werden.
Deshalb ruft das Veterinäramt im Landratsamt München alle Schweinehalter zu besonderer Hygiene auf: Geräte und Kleidung müssten regelmäßig desinfiziert und ausgetauscht werden; Futter, Geräte und Schweine seien strikt von Fremden trennen. „Die Biosicherheit ist ohnehin sehr hoch. Die Landwirte gehen nur durch eine Schleuse und mit Schutzkleidung zu den Tieren“, erklärt Bust. Meistens breche die Krankheit bei Wildschweinen aus und übertrage sich von dort über den Menschen auf die Hausschweine. „Es ist eine stille, gefährliche Seuche“, meint Bust. Denn erst wenn Jäger Schwarzwild schießen und untersuchen lassen, erkennt man den Infektionsherd. Und dann ist es oft zu spät.
Die Wildschweine an der Grünwalder Sauschütt sind seit einem Jahr hinter einem doppelten Zaun
In der Sauschütt in Grünwald leben Wildschweine im dortigen Walderlebniszentrum. Die stellvertretende Leiterin und Försterin Cornelia Ziegler ist relativ entspannt. Das Gehege sei wie seit dem Vorjahr vorgeschrieben doppelt umzäunt. Füttern und anfassen dürfen die Besucherinnen und Besucher die Tiere ohnehin nicht. Und wenn es doch zu einer Infektion bei Wildschweinen kommt? „Dann setzen wir die Regeln vom Freistaat um“, meint Ziegler. Das bedeutet: Sofort dem Veterinäramt den Fall melden. Das ordnet dann Sperrzonen mit Betretungsverboten an. Waldbesucher und vor allem ihre Hunde sollen dann ausdrücklich auf den Wegen bleiben.
Infiziert sich ein Schwein mit der Afrikanischen Schweinepest, bedeutet das meist einen qualvollen Tod durch innere Blutungen. Besonders stark leiden Wildschweine an dem Virus, aber auch Hausschweine sterben. Therapiemöglichkeiten oder Impfungen gibt es laut einer Mitteilung des Landratsamtes nicht. Der Mensch kann nicht an dem Virus erkranken – „auch nicht, wenn man Schweinefleisch isst“, sagt BBV-Mann Bust.
Ursprünglich aus Afrika stammend, ist die Viruserkrankung 2007 erstmals in Südosteuropa nachgewiesen worden und tritt seitdem immer häufiger in weiteren Teilen Mittel- und Osteuropas auf. 2020 folgte das erste erkrankte Tier an der deutsch-polnischen Grenze. Seitdem wird der Erreger in ganz Deutschland immer wieder nachgewiesen. Das für Tiergesundheit zuständige Friedrich-Loeffler-Institut zählt deutschlandweit bereits mehr als 6000 Fälle. Die Viren verbreiten sich dabei größtenteils von Tier zu Tier über infizierte Lebensmittel oder Gegenstände.
Die Ausbreitung des Virus kleinhalten – dafür könnten vor allem Jägerinnen und Jäger sorgen. Sie sollten gezielt Wildschweine schießen. Und auch Privatleute könnten ihren Beitrag leisten: Das Landratsamt bittet alle Wanderer, in der freien Natur und an Rastplätzen keine Lebensmittel liegenzulassen. „Insbesondere rohes Fleisch und Wurst bitte in die vorgesehenen Mülleimer werfen“, mahnt auch Bust vom Bayerischen Bauernverband. Außerdem gilt wie immer: füttern verboten.