Süddeutsche Zeitung

Hohenbrunn:Vier Tote bei Unfall mit Geisterfahrer

Ein Auto ist an der Anschlussstelle Hohenbrunn entgegen der Fahrtrichtung auf die A 99 aufgefahren und frontal mit einem anderen zusammengestoßen.

Von Andreas Schubert

Vier Menschen sind am Dienstagabend bei einem Geisterfahrerunfall auf der A99 bei Hohenbrunn gestorben. Bei den Unfallopfern handelt es sich um zwei Männer aus Rumänien im Alter von 32 und 50 Jahren und zwei Deutsche im Alter von 34 und 43 Jahren. Um 21.39 Uhr ging bei der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord die Meldung eines Geisterfahrerunfalls in Fahrtrichtung Salzburg ein.

In der Nacht hatte die Polizei zunächst fälschlicherweise mitgeteilt, dass sie zuerst eine Falschfahrermeldung erreicht habe und sich der Unfall kurz darauf ereignet habe. Dies stellte ein Polizeisprecher am Mittwochnachmittag richtig. Es bestand nach Aussage des Sprechers also keinerlei Chance, die Verkehrsteilnehmer vor dem Falschfahrer zu warnen.

Verursacher des Unfalls war der 32-jährige Rumäne am Steuer eines VW Sharan. Nach Angaben der Polizei war am Mittwoch noch nicht geklärt, wie es dazu kam, dass er in falscher Richtung unterwegs war. Ebenso stand noch nicht fest, wo er auf die Autobahn auffuhr. Der VW sowie der Audi, in dem die beiden anderen, aus Nordrhein-Westfalen stammenden Unfallopfer saßen, wurden völlig zerstört. Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Haar und Grasbrunn befreiten zunächst die vier Männer aus den beiden Wagen. Doch die sofort eingeleiteten Wiederbelebungsmaßnahmen waren vergeblich, die vier Insassen starben noch an der Unfallstelle.

Auch eine größere Zahl von Zeugen und Ersthelfern musste nach Angaben der Feuerwehr Haar am Unfallort betreut werden. Dazu forderten die Einsatzkräfte einen Großraumrettungswagen und ein Kriseninterventionsteam an. Die Feuerwehren sperrten während der Unfallaufnahme die Autobahn in Richtung Süden komplett bis 3.45 Uhr. Auch die Gegenfahrbahn musste temporär gesperrt werden. Unterstützung leistete hier die Feuerwehr aus Hohenbrunn.

Im Einsatz waren neben zahlreichen Einsatzkräften von Rettungsdienst, Feuerwehr und Polizei auch zwei Hubschrauber. Wie genau es zu dem Unfall kam, soll nun ein unfallanalytisches Gutachten klären. Ob Alkohol oder Drogen bei dem Unfall mit im Spiel waren, untersucht derzeit die Rechtsmedizin in München, ein Ergebnis wird laut Polizei Ende dieser Woche erwartet.

Geisterfahrer sind in Deutschland relativ häufig. Nach Angaben des ADAC gab es im vergangenen Jahr für Autobahnen und autobahnähnlich ausgebaute Bundesstraßen insgesamt 1912 Warnmeldungen im Verkehrsfunk. 61 Mal kam dabei es zu einem Unfall. Bei neun dieser Kollisionen kamen elf Menschen ums Leben. Die meisten Geisterfahrer-Unfälle ereigneten sich abends und nachts.

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SZ vom 19.11.2020/van/amm
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