A99:Der Ring soll sich schließen

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Staus auf dem Autobahnring gehören für die Menschen in den angrenzenden Gemeinden zum Alltag. (Foto: Florian Peljak)

Die Freien Wähler machen den Bau der Südautobahn zum Wahlkampfthema.

Von Iris Hilberth, Unterföhring

Um zu demonstrieren, wie ernst zu nehmen die Verkehrsprobleme in und um München sind, lohnt es sich geradezu ein wenig im Stau zu stehen. Die Freien Wähler haben wie ihre Konkurrenz im Landtagswahlkampf auch, die Mobilität ganz oben auf ihrer Agenda und geben mit ihrer Forderung nach einem Autobahn-Südring jetzt tüchtig Gas: Bei einem kurzfristig anberaumten Treffen zum Thema Ringschluss der A 99 am Mittwochnachmittag mit dem verkehrsgeplagten Unterföhringer Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft) und dem Zweiten Bürgermeister von Feldkirchen, Andreas Janson (Unabhängige Wähler Vereinigung), kam es, wie es kommen musste: Keiner war pünktlich.

"Wir sind eine Woche zu früh und zehn Minuten zu spät", fasste Otto Bußjäger, der stellvertretende Landrat und Initiator der Zusammenkunft, das zeitliche Dilemma zusammen. Man wollte schnell sein, da Hans Friedl, ihr Landtagskandidat in Fürstenfeldbruck und vehementer Verfechter der Südring-Lösung, gerade im Landkreis München weilte, und überrumpelte damit Unterföhrings Bürgermeister ein wenig, der den Termin für kommende Woche im Kalender hatte. Spontan aber geht im Landkreis München selten etwas, wenn der Verkehr wieder mal stockt - und das tut er meistens.

Der Norden habe auch viele Belastungen bewältigen müssen

Gleichwohl war das Treffen für Kemmelmeyer in seinem Rathaus nicht nur örtlich ein Heimspiel. Staus, Straßenausbau, Mobilität und die Forderung nach Entlastung des Nordens durch den Südring sind nahezu sein täglich Brot. Da ist er aus dem Stegreif im Thema. "Seit zwölf Jahren bin ich verkehrsgeplagt", sagt er. Die Südgemeinden sagten zwar immer, "bei uns geht das nicht", aber der Ringschluss müsse her. Er wisse, dass diese Diskussion beim Naturschutz und im Süden keine offenen Türen einrenne, doch der Norden habe in den vergangenen Jahren schließlich auch sehr viele Dinge bewältigen müssen.

In Hans Friedl jedenfalls haben Kemmelmeyer und seine Bürgermeisterkollegen aus der Nordallianz einen Mitstreiter für den seit Jahren diskutierten und inzwischen aus dem Bundesverkehrswegeplan gestrichenen Autobahnring. "Neue Mobilitätskonzepte zur Entlastung der Ballungsräume und zur Stärkung des Umlandes" verspricht Friedl auf seinen Wahlkampf-Flyern und meint damit auch: "Wir wollen den A-99-Südring auf die Überholspur bringen." Mobilität bedeute zwar nicht nur Straßenbau, aber eben auch.

Bußjäger will ein Umdenken bemerkt haben

Er nimmt den Stau, den er auch dem fehlenden Ringschluss zuschreibt, vor allem auf der A 96 wahr. "Dort stehen sie bis zur Ausfahrt Wörthsee zurück", berichtete er in Unterföhring. Und der Umweg, den die Autofahrer über den Norden nehmen müssten, betrage immerhin 30 Kilometer. Man müsse dabei auch die zusätzlichen Abgase bedenken, die dadurch entstünden. Friedl findet, jetzt sei der richtige Zeitpunkt, den Südring zu fordern, und hat daher nicht nur einen Brief an die bayerische Verkehrsministerin Ilse Aigner (CSU) verfasst, sondern auch eine Petition angestoßen.

Bußjäger sieht das genauso: "In der Unausweichlichkeit des Handelns müssen auch unangenehme Aufgaben gelöst werden", formuliert er seine Unterstützung dieser Forderung im Landtagswahlkampf etwas umständlich, wohl wissend, dass er als stellvertretender Landrat "auch für den Süden sprechen muss". Er ist überzeugt, dass der motorisierte Individualverkehr auf einem hohen Level bleiben werde, daher brauche es den Südring. Naturverträglich selbstverständlich, also mit einer Tunnellösung. "Das findet nicht überall Zuspruch", gibt er zu, will aber festgestellt haben, "dass bereits ein Umdenken stattfindet". Er wisse aber, dass der Planungsweg lang und das Projekt viel Geld kosten werde. Bußjäger ist überzeugt: "Die Herausnahme des Autobahnsüdrings aus dem Bundesverkehrswegeplan war ein Kardinalfehler."

© SZ vom 07.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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