5-G-Mobilfunk:Es hat gefunkt

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Die 5-G-Technologie soll Firmen ganz neue Geschäftsmodelle eröffnen. Kritiker warnen vor Gesundheitsgefahren.

(Foto: Jason Alden/Bloomberg)

Im Süden und Osten des Landkreises schließen sich Gegner des neuen Netzstandards zusammen. Sie warnen vor möglichen Gesundheitsgefahren.

Von Bernhard Lohr

Kritiker der neuen Mobilfunktechnik 5 G haben sich im Süden des Landkreises München vernetzt und fordern von den Kommunalpolitikern in den Rathäusern mehr Aufklärung und einen wacheren Blick auf mögliche Gefahren. Das Netzwerk der Bürgerinitiativen "Ohne 5 G Landkreis München Süd" nimmt für sich in Anspruch, Sprachrohr von Bürgern aus Pullach, Baierbrunn, Schäftlarn, Grünwald, Straßlach-Dingharting, Unterhaching, Taufkirchen, Oberhaching, Sauerlach, Grasbrunn, Putzbrunn, Ottobrunn und Hohenbrunn zu sein. Auch mit Initiativen in den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach stehe man in Kontakt.

Der Kampf gegen die Aufrüstung von Sendemasten und neue Funkstandorte kann erbittert geführt werden und Gemeinden Jahre beschäftigen. Zu erleben ist das im Isartal in Icking im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, wo eine Initiative Druck macht und wo manchmal bis hin zu persönlichen Angriffen gestritten wird. In Tutzing im Landkreis Starnberg wurden Hunderte Unterschriften gegen Projekte gesammelt. In Sauerlach im Landkreis München protestiert eine Initiative gegen eine Anlage im Ortsteil Kleineichenhausen.

Nun tritt im Landkreis ein breites Netzwerk von Bürgern an die Öffentlichkeit. Als Sprecherin dieser nach eigener Darstellung losen Organisation, die ihre Fühler bis Holzkirchen und Wolfratshausen ausgestreckt hat, tritt Barbara Fichtner aus Deisenhofen auf, die beklagt, dass kritische Stimmen der "neuen Technik" bisher kaum Gehör fänden. Es laufe ein rasanter Ausbau, obwohl Langzeitfolgen nicht erforscht seien. Die Bundesregierung mache Druck und viele Rathäuser ließen die gebotene Transparenz vermissen. "Wir wollen eine bessere Aufklärung in der Bevölkerung", sagt Fichtner.

5 G sei technisch mit 4 G, dem bisher neuesten Mobilfunkstandard, nicht zu vergleichen. Bei 5 G sollen in Zukunft je nach eingesetztem Funkspektrum laut Angaben von Anbietern hundert Mal mehr Daten als bisher pro Sekunde verschickt werden können. Der Ausbau gilt als Voraussetzung, um selbstfahrende Autos auf die Straßen zu schicken und Maschinen quasi in Echtzeit aus der Ferne zu steuern. Ganz neue Geschäftsmodelle sollen möglich werden. Damit das gelingt, kommen bei 5 G deutlich kürzere Wellen zum Einsatz, die mehr Daten transportieren können, aber das nur auf einer kürzeren Strecke. Die Zahl der Masten muss deshalb steigen.

Das neue Netzwerk im Landkreis dient nach Fichtners Worten bisher vor allem dem "Erfahrungsaustausch". Konkrete Protestaktionen im Landkreis sind ihr nicht bekannt. In Oberhaching weiß sie von keinem Ausbauprojekt. Fichtner sieht sich nicht als Technikfeind. Und sie hat sich mit dem 4-G-Standard, also der LTE-Technik, abgefunden. "Wir leben jetzt in einer technischen Welt", sagt sie. Sie fordere keinen Verzicht aufs Smartphone. Das Netzwerk kritisiert aber in einer Mitteilung, dass das in Oberschleißheim ansässige Institut ICNIRP nur auf Grundlage der Wärmewirkung von 5-G-Sendequellen Grenzwerte festlege, "obwohl weltweit Hunderte von Wissenschaftler bei Werten auch unter den aktuellen Grenzwerten" eine Gesundheitsgefährdung sähen. Die biologischen Folgen würden missachtet, sagt Fichtner. Sie würde die Technik nicht ablehnen, wenn Grenzwerte nachweislich den Schutz der Gesundheit sichern könnten. Doch dies sei nicht der Fall.

Es gibt in dem Netzwerk auch noch schärfere Kritiker. Ebenfalls als Sprecherin tritt Hélène Henke-Houet aus Grasbrunn auf, die zugleich Vorsitzende des Vereins für Elektrosensible und Mobilfunkgeschädigte ist. Dieser Verein hinterfragt aktuell verbreitete Funkstandards und weist auf negative Auswirkungen von Wlan-Netzen auf Menschen hin. Das neu geknüpfte Netzwerk nimmt nun den bundesweiten Protesttag gegen 5 G am Samstag, 25. Juli, zum Anlass, Forderungen an Kommunalpolitiker zu erheben. Zunächst sollten sich diese in den Rathäusern selbst sowie alle Bürger über die Technik "fundamental informieren". Sie sollten der Frage nachgehen, "wieso alternative, gesundheitsverträgliche Kommunikations- und Funkmöglichkeiten in keiner Weise gefördert werden". Bürgermeister sowie Stadt- und Gemeinderäte werden aufgerufen, den Rechtsweg zu wählen, den Aufbau eines 5-G-Netzes zu verhindern, "bis die Unschädlichkeit" bewiesen ist.

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