Generation 60 plus:"Die jungen Seniorinnen definieren sich nicht mehr übers Kuchenbacken"

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Renate Krier leitet das 1981 eröffnete Neubiberger Seniorenzentrum seit zehn Jahren. (Foto: Claus Schunk)

Das Neubiberger Seniorenzentrum und seine Besucher haben sich in den vergangenen 40 Jahren stark verändert. Das stellt Leiterin Renate Krier vor neue Herausforderungen.

Interview von Daniela Bode, Neubiberg

Geselliges Beisammensein, Wandern, Beratung über altersgerechtes Wohnen - das Seniorenzentrum in Neubiberg steht für vieles, was die Belange der älteren Bürger angeht. Am Donnerstag, 22. Juli, feiert das Haus sein 40-jähriges Bestehen. Das Jubiläum wird im Rahmen des Seniorenbürgergesprächs in der Aula der Grundschule Neubiberg mit Ehrenamtlichen und angemeldeten Senioren begangen. Die SZ sprach mit Renate Krier, die die Einrichtung seit mehr als zehn Jahren leitet, über die Entwicklung des Hauses und Wünsche für die Zukunft.

SZ: Wie hat sich die Seniorenarbeit in den vergangenen Jahren verändert?

Renate Krier: Man hat Stammgäste, die als junge Senioren kamen und weiter altern. Die Menschen, die jetzt in Rente gehen und dann zu uns kommen, sind eine ganz andere Generation. Die Motivation ist die gleiche, aber die Bedürfnisse sind anders. Die Motivation ist noch immer, Gemeinschaft zu erleben, eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu haben. Viele geben auch ihre Kompetenzen weiter.

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Inwiefern sind die Bedürfnisse der neuen Senioren-Generation anders?

Es gibt einen Wandel bei den Themen. Lange stand ja vor allem bei den Frauen das Hauswirtschaftliche im Vordergrund. Beim traditionellen Junimarkt gab es von den Frauen des Seniorenzentrums 18 Bleche Erdbeerkuchen und sicher 30 weitere Kuchen. Nach wie vor gibt es noch leidenschaftliche Bäckerinnen, aber die jungen Seniorinnen definieren sich nicht mehr übers Kuchenbacken. Sie wollen auch digital teilhaben am Leben, wollen zum Beispiel Tablets und Smartphones bedienen. Eine große Veränderung gibt es auch bei den Freiwilligen, die sich einbringen. Die neue Generation möchte sich nicht mehr langfristig binden, sondern bringt sich projektbezogen ein. Viele wollen eigenständig etwas machen. Für uns ergibt sich dadurch die Herausforderung, spezifische Angebote zu schaffen, um auch die neuen jungen Senioren zu integrieren.

Womit gelingt das?

Nordic Walking gibt es beispielsweise noch nicht so lange. Ich lasse die Seniorin, die das anbietet, nach ihren eigenen Vorgaben agieren. Ich will den Freiwilligen so viel Freiraum bieten, dass sie sich wohlfühlen.

Was bietet das Seniorenzentrum insgesamt an?

Vor Corona war das natürlich viel mehr. Wir hatten mehrere Programmhefte im vergangenen Jahr und konnten wegen der Pandemie fast nichts davon umsetzen. Jetzt gibt es noch kein neues Heft, wir haben aber wieder einiges im Angebot. Unter anderem ein Sportprogramm mit Tischtennis, Boule, Radeln. Es gibt diverse Sprachkurse. Wir haben eine tolle Malgruppe, die auch die Motive für das Cover unserer Jubiläumsschokolade gestaltet hat. Wegen des schlechten Wetters sind schon zwei unserer Gartenkonzerte ausgefallen. Am 24. August tritt aber der swingende Sebastian Schwarzbach mit seiner Frau Andrea Stjernedal auf. Außer den Kursen bieten wir auch informative Vorträge und Ausflüge an. Die Zusammenarbeit innerhalb der Gemeinde ist sehr gut, mit der Bibliothek organisieren wir bald einen Vortrag zum Thema "Wohnen im Alter".

In der Pandemie musste auch das Seniorenzentrum sehr flexibel sein. Wie haben Sie ihre Klienten erreicht?

Wir haben sehr viel telefoniert. Wir wissen ja, wer zu uns kommt. Wir haben vor allem mit den Alleinstehenden Kontakt aufgenommen. Je länger die Pandemie dauerte, desto länger wurden auch die Telefonate. In der Coronazeit haben wir viele Senioren dazugewonnen, zum Beispiel durch den Einkaufsbringdienst und unseren Seniorenbus.

Die Chancen, dass das neue Seniorenzentrum in absehbarer Zeit gebaut wird, stehen nicht schlecht. Der Gemeinderat hat vor Kurzem entschieden, die Planungen wieder aufzunehmen. Was wünschen Sie sich?

Erst einmal ist es toll, dass wir sichtbar im Zentrum bleiben, moderne Räume bekommen und den wunderschönen Garten behalten. Ich wünsche mir ein funktionales Haus, bei dem beispielsweise auch die Büros so liegen, dass man nicht erst durch einen Kursraum gehen muss wie jetzt. Wir brauchen auch eine Behindertentoilette und barrierefreie Räume. Meine Stellvertreterin Kerstin Stiefermann hat nun auch die Aufgabe der Betreuung von Behinderten übernommen. Ich wünsche mir, dass wir ein Haus werden, in dem sich diese Gruppe auch anschließen kann.

© SZ vom 20.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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