100 Jahre Männergesangverein:Vereint in Harmonie und Freundschaft

Das Unterföhringer Ensemble feiert seinen Geburtstag gemeinsam mit befreundeten Chören. Die 31 Männer im Alter von 21 bis 93 Jahren glänzen mit einem vielseitigen Repertoire

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

"Wo man singet, laß dich ruhig nieder, / Ohne Furcht, was man im Lande glaubt; / Wo man singet, wird kein Mensch beraubt; / Bösewichter haben keine Lieder."

Diese Zeilen stammen aus dem Gedicht und Volkslied "Die Gesänge" des Schriftstellers und Dichters Johann Gottfried Seumes von 1804 - und sie zeugen davon, dass das Singen den Menschen glücklich machen kann, ganz egal, wie die Umstände auch sein mögen. Der Unterföhringer Männergesangverein macht das seit mittlerweile 100 Jahren. Am nächsten Wochenende, 25. und 26. Mai, wird das Jubiläum groß gefeiert.

Unter dem Titel "Von Bässen und Tenören" beginnt am Samstag, 25. Mai, um 19 Uhr ein großes Festkonzert im Bürgerhaus, zu dem die Unterföhringer Bevölkerung und Musikfreunde aus Nah und Fern eingeladen sind. Zu hören sein wird Musik aus mehr als 200 Jahren Männerchorgeschichte in Deutschland, von Mozart bis Haindling, präsentiert von fünf ganz unterschiedlichen Chören. Dazu gehört der Männergesangverein aus Aschheim, Patenverein der Unterföhringer und regelmäßig bei den Sängertreffen im Münchner Nordosten in der Gemeinde zu Gast, der sich mit seinen mehr als 40 Sängern selbst gesetzten, anspruchsvollen Adaptionen neuerer populärer Musik widmet. Mit von der Partie ist zudem der renommierte Münchner Männerchor. Für die Sänger aus der Landeshauptstadt, die sowohl in der ernsthaften als auch in der populären Musik zu Hause sind, ist der Auftritt in Unterföhring eine Premiere. Zu Gast ist der Coro Alpino Monte Bernadia aus der Partnergemeinde Tarcento im Friaul, der am Festabend in der Tradition italienischer Gebirgsjäger singen wird; mit dem Männergesangverein aus Kamsdorf, der Partnergemeinde aus Thüringen, stehen die Sänger aus Unterföhring regelmäßig gemeinsam auf der Bühne. Beide werden sich bei diesem Konzert der klassischen Männerchortradition widmen. Den Abschluss bildet ein großer Gemeinschaftschor aus allen Mitwirkenden an diesem Abend. Die Festrede hält der Präsident des Bayerischen Musikrats, Thomas Goppel. Der Eintritt zum Konzert ist frei, Einlass ist bereits um 18 Uhr, der Saal ist bewirtet. Die Jubiläumsfeierlichkeiten gehen dann am Sonntag, 26. Mai, mit einem Festgottesdienst von 9 Uhr an in der Pfarrkirche St. Valentin mit einer Fahnenweihe weiter. Danach treffen sich Sänger zum Frühschoppen im Bürgerhaus, zu dem jeder, der Freude an Gesang und Musik hat, eingeladen ist.

Der Unterföhringer Männergesangverein blickt heute auf eine bewegte Geschichte zurück: Am 18. Januar 1919 gegründet, wurde er während des Zweiten Weltkriegs aufgelöst und 1948 erneut aus der Taufe gehoben. Nur ein Jahr später, 1949, verloren die Sänger durch ein Feuer im Gasthof Alte Post ihr ganzes Hab und Gut. Nicht nur die historische Vereinsfahne verbrannte, auch Fotos und Dokumenten waren verloren. Erst 1952 gab es eine neue Fahne. Aus den Gründungsjahren des Vereins war nichts mehr übrig - fast nichts: Im großen Fundus des Heimatvereins "Feringer Sach" aber tauchte dann doch noch etwas auf. Bei der Vorbereitung der Jubiläumsausstellung, die Anfang 2019 im kleinen Heimatmuseum an der Bahnhofstraße zu sehen war, stießen Birgit Kullmann und ihr Team auf einen wahren Schatz - das Kassenbuch des Männergesangvereins. Dieses stammt aus dem Gründungsjahr des Vereins und ist genau wie er 100 Jahre alt. Wie darin zu lesen ist, kostete der erste Jahresbeitrag eine Reichsmark. Zum großen Jubiläum gibt es eine Chronik - 100 Jahre auf 100 Seiten. Darin zu lesen sind ein Rückblick auf die Gründerjahre des Männergesangvereins und Wissenswertes über die Aktivitäten der Unterföhringer Sänger. Diese verstehen sich als musikalischer Kreis, dem "die gemeinnützige Pflege des Liedes in geselliger Harmonie und Freundschaft" am Herzen liegt, wie Franz Solfrank, der dem Verein seit 2014 vorsteht, es in seinem Vorwort zur Chronik schreibt. Aktuell sind es insgesamt 31 Männer im Alter von 21 bis 93 Jahren, die sich regelmäßig zum Üben treffen und per anno unter anderem bis zu zehn Messen in der Pfarrkirche St. Valentin gestalten, Konzerte in Unterföhring und andernorts geben, zum offenen Singen einladen und ihr Können in den Partnergemeinden Tarcento und Kamsdorf präsentieren. Der Verein zählt insgesamt etwa 120 Mitglieder.

Die Chorleitung liegt seit 1968 in den bewährten Händen von Rainer Wiedemann, 74, der im vergangenen September den Unterföhringer Sonderkulturpreis verliehen bekam. Wiedemann habe aus dem Männergesangverein einen anerkannten Chor mit einem vielseitigen Repertoire gemacht, hieß es in der Laudatio. Das Repertoire der Sänger reicht vom traditionellen deutschen und bayerischen Liedgut sowie geistlichen Chören und Messen über europäische und international beheimatete Lieder bis hin zu Schlager, Evergreen und Filmmusik, Operette und Oper. Leiten lassen sich die Unterföhringer dabei von einem Sängerspruch ihrer Gründungsväter: "Wo des Gesanges Blume blüht/Des Himmels Hauch das Herz durchglüht." Diese Zeilen sollen nicht nur für das große Jubiläum gelten, sondern auch für die Zukunft.

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