Bei verdeckten Operationen kann es vorkommen, dass die Verantwortlichen den Überblick verlieren: Wer ist Freund und wer ist Feind? Bei Ermittlungen zur Herkunft von Falschgeld ist offenbar genau das dem Bayerischen Landeskriminalamt (LKA) passiert. Ein V-Mann der bayerischen Polizei kaufte im April 2003 für rund 30.000 Euro Blüten auf. Lieferant der falschen Euro-Scheine war der mazedonische Geheimdienst.
Der Fall liegt zwar schon einige Zeit zurück, wird am Montag aber am Landgericht München I aufgearbeitet. In der Hauptverhandlung vor der 12. Strafkammer muss sich ein 61-jähriger Serbe wegen gewerbsmäßiger und bandenmäßiger Geldfälschung verantworten. Auch dessen 33-jähriger Sohn hatte bei den Falschgeldgeschäften mitgemischt und wurde vom Münchner Landgericht bereits zu einer zweieinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt. Dem erst kürzlich nach Deutschland ausgelieferten Vater droht nun ebenfalls ein Gefängnisaufenthalt. Ob eine Haftstrafe in seinem Fall aber überhaupt angemessen ist, wird der Prozess zeigen müssen.
Dokumente belegen, dass das LKA und der mazedonische Geheimdienst die Fäden gezogen haben bei den Deals, ohne vom Treiben des jeweils anderen zu wissen. Womöglich haben die Behörden die Beschaffung der Blüten sogar in einer Weise angeschoben, die andere zu Straftaten veranlasst hat, die sie sonst nicht begangen hätten. Der angeklagte Serbe und sein Sohn jedenfalls behaupten das.
Der Angeklagte saß im Jahr 2002 wegen eines Rauschgiftdelikts und der V-Mann wegen Betrugs inder Justizvollzugsanstalt Bernau ein. Die Münchner Staatsanwaltschaft geht nun davon aus, dass der 61-Jährige seinem Mithäftling vorgeschlagen hat, sich nach ihrer Entlassung in Bulgarien falsche Scheine im Nennwert von einer Million Euro zu besorgen und nach Deutschland zu bringen.
Die Version des Angeklagten, wonach vielmehr er von dem polizeilichen Aufkäufer angestachelt worden sei, klingt aber ebenfalls plausibel. Bei der Überwachung der beiden Männer bekamen auch die Rauschgiftfahnder des LKA mit, dass der V-Mann auf immer größere Mengen Falschgeld drängte: 500.000 Euro seien das Minimum.
Blüten im Nennwert von 320.000 Euro
Der Verteidiger des Serben, Raimund Förschner, sagt, sein Mandant habe zunächst gar nicht gewusst, woher er die Blüten nehmen sollte. Mit Falschgeld habe er zuvor nichts zu tun gehabt. Ihm fiel dann nichts besseres ein, als sich in seiner Heimat in einem Café umzuhören nach möglichen Lieferanten - und der mazedonische Geheimdienst hörte mit. Der Nachrichtendienst nahm den Serben ins Visier, und ein 40-jähriger Agent bot sich ihm als Blüten-Lieferant an.
Der Angeklagte behauptet, er habe daraufhin den Kontakt zwischen dem Agenten und dem deutschen V-Mann hergestellt. Alle weiteren Verhandlungen seien direkt zwischen den beiden gelaufen. Er und sein Sohn hätten in der Folgezeit lediglich Handlangertätigkeiten übernommen, als Kuriere etwa. Auch dafür gibt es Hinweise.
Nachdem im April 2003 binnen weniger Tage bei drei Lieferungen Euro-Blüten im Nennwert von rund 320.000 Euro nach München gebracht worden waren, im Flugzeug oder auch im Reserverad eines Autos, schlug das LKA zu. Gefasst wurde Jahre später auch der mazedonische Agent. Ihm wurde am 1. März dieses Jahres in München der Prozess gemacht.
30.000 Euro des LKA bleiben verschwunden
Im Urteil, das auf eine zweijährige Freiheitsstrafe auf Bewährung lautete, heißt es, dass der Agent die Verhandlungen mit dem deutschen polizeilichen Aufkäufer selbständig geführt habe. Die deutschen Behörden seien weder von dem Agenten noch vom mazedonischen Geheimdienst über die Falschgeld-Lieferungen informiert worden. Ob die Mazedonier gewusst hatten, wem sie die Blüten andrehten, blieb im Prozess offen.
Unklar ist bis heute, wo sich die 30.000 Euro befinden, die das LKA für die falschen Scheine an den Agenten bezahlte. Über den Aufenthaltsort des deutschen V-Mannes ist auch nichts näheres bekannt. Zuletzt soll er sich irgendwo in Brasilien aufgehalten haben.