Landgericht München:FC Liverpool wegen 9000-Euro-Zelt verklagt

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  • Wegen eines von einem Sturm zerstörten Zeltes hat eine Firma aus Sauerlach den FC Liverpool vor das Landgericht München gebracht.
  • Der Schaden beträgt 9000 Euro - doch das Vertragsverhältnis stellte sich vor Gericht kompliziert dar.

Von Stephan Handel

Natürlich ist es schön am Tegernsee, die Berge rundrum, das Wasser unten, im Hotel "Überfahrt" leuchten nicht nur drei Michelin-Sterne über dem Restaurant von Christian Jürgens, auch das restliche Angebot dürfte alles bieten, was für einen gehobnen Aufenthalt vonnöten ist. Und zur Allianz-Arena ist es ja auch nicht so weit. Das dachte sich im vergangenen Jahr Ende Juli wohl auch der FC Liverpool, als er mit seiner Fußball-Mannschaft zum Audi-Cup anreiste und in Rottach-Egern Quartier nahm. Nun aber, mehr als ein Jahr später, brachte der Aufenthalt den englischen Verein vor das Landgericht München.

Trainiert wurde damals nämlich auf dem Platz des FC Rottach-Egern. Damit die mitgereiste Weltpresse die weisen Worte des Trainers Jürgen Klopp sowie seiner Stars wie Joel Matip, Sadio Mané und damals auch noch Emre Can angemessen in die Blöcke notieren können, ließ der Verein ein Zelt für die Journalisten aufbauen, von der Sauerlacher Firma Zeltbau Brand. Das Trainingslager lief, Liverpool wurde Zweiter beim Audi-Cup und fuhr wieder heim, nach knapp zwei Wochen. Das Zelt aber blieb stehen - zu seinem eigenen Schaden: In der Nacht nach der Abreise zog ein schwerer Sturm über das Tegernseer Tal, und weil anscheinend irgendjemand die Planen offen gelassen hatte, wurde das Zelt, so sagt es die Verleihfirma, komplett zerstört, Schaden: knapp 9000 Euro.

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So viel bezahlt der Klub nun seinen Spieler am Tag, und zwar nicht den großen Stars, sondern denen, die auf der Ersatzbank herumsitzen. Keine große Sache also eigentlich - das dachten sich offensichtlich auch die Verantwortlichen an der Anfield Road, als das erste Schreiben der Zeltfirma eintraf, geschrieben vom Münchner Anwalt Markus Baur: "Der große FC Liverpool hielt mich wohl einer Antwort nicht für würdig", sagte Baur im Gerichtssaal. So trafen sich also schließlich drei Richter und vier Anwälte zur Verhandlung: Neben den Vertretern von Kläger und Beklagtem auch der des Hotels, das als sogenannter Streithelfer mit am Beklagtentisch saß.

Juristisch ist die ganze Sache durchaus nicht ganz so einfach: Das Zelt wurde nämlich vom Hotel bestellt, es gibt ein Angebot der Firma Brand und noch ein bisschen E-Mail-Verkehr. Der Verein stellte sich zunächst auf den Standpunkt, er sei also gar nicht Vertragspartner gewesen, die Rechnung habe er sich nur schicken lassen, um alles genau kontrollieren zu können. Frauke Linschmann, die Vorsitzende Richterin, sagte dann auch: "Wir haben gern ein Papier mit unten links einer Unterschrift und unten rechts einer Unterschrift - dann wissen wir, mit wem wir es zu tun haben. Das gibt's aber hier nicht."

Dann zählte Linschmann auf, was denn geschehen würde, wenn richtig gestritten wird: Zeugen müssen gehört und eventuell aus Liverpool eingeflogen werden, ein Sachverständigen-Gutachten zur Standfestigkeit des Zelts und zur Stärke des Orkans kostet auch Geld - ob man denn nicht überlegen könne, wie eine gütliche Einigung aussehen könnte? Mit eiserner Miene sagte Kläger-Anwalt Baur: "Unter 6000 Euro geh' ich hier nicht raus."

Diese Summe nun überraschte die aus der Sendlinger Straße angereisten Liverpool-Anwälte überhaupt nicht: Sie würde exakt einer Drittelung des Schadens entsprechen, ein Drittel für den Verein, ein Drittel für das Hotel, das letzte Drittel trägt Zeltbau Brand selbst. So wurde es unter der Versicherung allseitiger Hochachtung dann auch protokolliert, ein Ergebnis nach halbstündiger Verhandlung, das, so meinten die Anwälte "keinen der Beteiligten in den Ruin treiben wird". Vor allem nicht den FC Liverpool, der zahlt das und mehr seinen Spielern täglich.

© SZ vom 07.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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