Im Streit um die Umbenennung einer nach dem früheren evangelischen Landesbischof Hans Meiser (1881-1956) benannten Straße in München nähern sich die evangelische Landeskirche und die Landeshauptstadt an.
"Nach ausführlicher Beratung und Abwägung der theologischen und rechtlichen Aspekte hat der Landeskirchenrat beschlossen, von einer Klage gegen die Entscheidung des Stadtrats Abstand zu nehmen", sagte Landesbischof Johannes Friedrich in München.
Meiser, der von 1933 bis 1955 Landesbischof in Bayern war, hatte sich mehrfach antisemitisch geäußert und zu den Verbrechen der Nationalsozialisten geschwiegen. Zudem wird ihm vorgeworfen, sich nach 1945 nur ungenügend vom Nazi-Regime distanziert zu haben. Mitte Juli hatte die rot-grüne Stadtratsmehrheit nach monatelanger Diskussion beschlossen, dass die Meiserstraße einen anderen Namen bekommen soll.
Die antisemitischen Äußerungen von Meiser müssen Friedrich zufolge heute "aufs schärfste" verurteilt werden. "Aber es war derselbe Mann, der den Nationalsozialisten die Stirn bot und damit 127 Menschen das Leben rettete", sagte er und fügte hinzu: "Bischof Meiser war kein Märtyrer, aber auch kein Verbrecher."
Der Landesbischof betonte, er bedauere den Beschluss zur Umbenennung sehr. Er begrüße aber den Vorschlag von Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), gemeinsam mit der Landeskirche "ein differenziertes Gedenken an Bischof Meiser zu pflegen".
Ude hatte in einem Brief an Friedrich die Umbenennung noch einmal verteidigt. Meiser sei für die höchste Ehrung in Form einer Straßenbenennung nicht geeignet. Meiser habe jedoch Anspruch darauf, "dass die unbestrittenen positiven Seiten seines Lebenswerkes anerkennend gewürdigt werden".