Landesausstellung:Titel und Trugschluss

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Vorstoß von Charlotte Knobloch führt zu Kritik

" Neuer Titel für die Landesausstellung" vom 2. April und " Dicke Stadtluft" vom 4. April:

Übers Ziel hinaus geschossen

Offene Meinungsäußerung und Diskussion macht frei! Ich finde es gut und richtig, dass Charlotte Knobloch ihre Stimme erhebt, um wiederaufkommende rechtsextremistische Tendenzen in Deutschland zu geißeln. Im Fall der Landesausstellung "Stadtluft macht frei" ist sie aber meines Erachtens weit übers Ziel hinausgeschossen. Insbesondere, wenn man in dem Artikel diesen Rechtsgrundsatz so genau und historisch korrekt erklärt bekommt. Ich denke, dass Frau Knobloch gebildet genug ist, dass sie sich vor ihrem Einspruch mit dieser Historie befasst haben kann. Außerdem empfinde ich den willfährigen Kniefall der Herren Sibler und Loibl als völlig unangebracht, ja peinlich. Übrigens: Im Jahr 2015 hat eine Münchner Zeitung eine Filmkritik veröffentlicht zu einer Neuverfilmung von "Heidi". Der Titel des Artikels: "Landluft macht frei" - muss man da jetzt auch protestieren? Elisabeth von Mahs, Moosach

Absurder Vorwurf

Es ist schon erstaunlich, wie schnell Kunstminister Bernd Sibler als Vertreter der bayerischen Staatsregierung auf eine nicht nachvollziehbare Kritik von Charlotte Knobloch am geplanten Titel "Stadtluft macht frei" der Landesausstellung in Friedberg und Aichach reagierte. Und der nachgeordnete Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte, Richard Loibl, den Ausstellungstitel änderte, obwohl er dezidiert und zu Recht auf den unangemessenen Zusammenhang des Nazispruches "Arbeit macht frei" hingewiesen hatte. Ist Frau Knobloch in ihrer Funktion als Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern die Hüterin der historisch begründeten unzulässigen sprachlichen Ethik? Ihre öffentliche Kritik ist ja geradezu absurd, der mittelalterliche Rechtssatz aus liberaler Tradition konterkariert doch den Nazispruch "Arbeit macht frei". Und außer Frau Knobloch hätte sicher niemand einen Zusammenhang zum geplanten Titel der Landesausstellung hergestellt. Bernhard Schubert, München

Kuschen und Umnennen

Wieder einmal hat es Frau Knobloch geschafft, ihre Ansicht der Dinge durchzusetzen. Die historische Aussage "Stadtluft macht frei" bringt sie natürlich sofort in Verbindung mit dem nationalsozialistischen "Arbeit macht frei". Und die Stadt Friedberg kuscht und benennt ihre Ausstellung um. Wie schade! Deutschland hat viel getan und tut viel, um das in der NS-Zeit verübte Unrecht wieder gut zu machen. Das sollte Frau Knobloch auch anerkennen. Helga Haß, Markt Indersdorf

Vorschnell eingeknickt

"Stadtluft macht frei - der Kunstminister sieht hier Antisemitismus. Er hätte sich besser etwas umgehört in seinem Haus, bevor er vor Frau Knobloch einknickt. Alfons Müller, München

© SZ vom 23.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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