Laim/Pasing/Hadern:Entwurzeln

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Die CSU-Stadtratsfraktion stellt die Frage, ob die Baumschule im Münchner Westen verlegt werden könne, um Platz zu schaffen für einen Mix aus Wohnen und Grün

Von Andrea Schlaier, Laim/Pasing/Hadern

Der Schreck ist den Laimer Stadtviertelpolitikern in die Glieder gefahren, als sie über Umwege erfahren haben, dass die Stadt in Erwägung zieht, auf dem Gelände der städtischen Baumschule Wohnungen zu bauen. Das Gelände, das sich von der Ecke Willibaldstraße/Ecke Gotthardstraße gen Westen zieht, gilt als letzte grüne Auslaufmeile für den Bezirk. Hier gehen die Laimer joggen, mit dem Hund Gassi oder einfach auch eine Runde frische Luft schnappen. Auch im angrenzenden Hadern hagelte es empörte Reaktionen ob des städtischen Ansinnens. Die Laimer gossen ihre Empörung sogleich in einen Antrag ans Rathaus, Tenor: Die Grünflächen der Baumschule sollen für künftige Generationen frei gehalten werden. Auch die Grünen im Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing teilen diese Haltung in ihrem Antrag und fordern gleich noch, das Gelände zum Erholungsgebiet auszubauen. Die CSU-Fraktion im Stadtrat setzt dagegen auf eine Sowohl-als auch-Strategie: Sie fordert den Stadtrat auf, eine Machbarkeitsstudie anfertigen zu lassen, die klärt, inwieweit auf Teilen des Geländes neben einer möglichen Wohnbebauung eine Frischluftschneise erschlossen werden kann.

Aufmerksam geworden auf die Wohnungsbaupläne des Planungsreferats sind die Stadtviertelpolitiker mehr oder weniger über Bande: Als im Stadtrat Ende 2018 über die Neukonzeption künftiger Standorte der Feuerwehr München diskutiert wurde, ist dabei auch die Baumschule als möglicher Standort für eine neue Wache genannt worden. Schwierig, so hatte es im Rathaus geheißen, sei das Gelände, weil man es bereits für Wohnbebauung ins Visier genommen habe.

In dem Zusammenhang, so erklärt sich jetzt CSU-Stadtrat Frieder Vogelsgesang, als Mitunterzeichner des aktuellen Antrags als auch als Fraktionssprecher der Christsozialen im Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing, habe man das Thema Baumschule in seiner Stadtratsfraktion ortsverbandsübergreifend diskutiert. "Die Erfordernis, in München neue Wohnungen zu bauen, ist unbestritten," stellt er für seine Partei fest. "Darüber darf jedoch nicht übersehen werden, dass wir gleichermaßen Frischluftschneisen und Freizeitflächen in ausreichendem Maße benötigen."

Eine beidseitige Bebauung der bisher nur einseitig bebauten Straßen rund um das Gelände der Baumschule solle deshalb nicht kategorisch abgelehnt werden. "Wir haben eine Machbarkeitsstudie als weitere Diskussionsgrundlage beantragt." In dem Zusammenhang solle auch eine mögliche Verlagerung der Baumschule selbst geprüft werden, um das Gelände der Öffentlichkeit zugängig zu machen und einen Freizeitpark zwischen Laim und Pasing anzulegen.

Im Antrag der CSU-Stadtratsfraktion selbst ist die Rede davon, angesichts des Klimawandels die Grünflächen für die Freizeitgestaltung und Naherholung dringend zu brauchen. Ebenso notwendig sei der Erhalt der "Durchlüftungssituation großflächiger Siedlungsbereiche in Pasing und Laim". Eine grüne Lunge vom Gelände der bisherigen Baumschule im Bereich Gotthardstraße/Willibaldstraße/Senftenauerstraße über die Blumenau am südlichen Stadtrand entlang bis zum Pasinger Stadtpark solle deshalb gesichert werden. Man könne aber gleichwohl hinterfragen, positioniert sich die CSU, ob die Baumschule selbst auf wertvollstem Siedlungsgebiet richtig lokalisiert sei oder ob sie nicht auch weiter nach außen wandern könne, um an der Stelle Platz für einen Mix aus Wohnen und öffentlichem Grün zu schaffen.

© SZ vom 06.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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