Laim:Gegen den Domino-Effekt

In Laim setzen die Stadtviertelpolitiker nun darauf, die zunehmende Bebauung von historischen Villengärten mit Hilfe von Bebauungsplänen zu erschweren - und fordern von der Stadt ein schlüssiges Gesamtkonzept

Von Andrea Schlaier, Laim

Erst waren es Einzelfälle. Längst ist die Rede vom Domino-Effekt: in die großen Gärten vor oder hinter stattlichen, alten Villen in Laim wird gebaut, was die Juristen zulassen. So verschwinde nicht nur prägendes Grün, sondern auch "die Identität des Laimer Charakters wird vehement gestört". Allen voran hat dies Anette Zöllner (CSU), Vorsitzende des Bau-Ressorts im Laimer Bezirksausschuss, zuletzt in der Sitzung des Gremiums beklagt. Die Stadtviertelpolitiker reagieren auf diese Entwicklung mit einem Vorstoß. Sie fordern von der Stadt einen Bebauungsplan für das Geviert zwischen Perhamerstraße/Fürstenrieder Straße/Agnes-Bernauer-Straße/Reuterstraße. Mit Hilfe dieses Mittels, so hofft man, könne dem Domino-Effekt "irgendwie" Einhalt geboten werden.

Anlass zu der Forderung, die planungsrechtlich äußerst aufwendig ist, war der Vorbescheid für den Neubau eines Einfamilienhauses im Garten einer Villa an der Von-der-Pfordten-Straße 19, der dem Ausschuss für eine Stellungnahme vorgelegt wurde. Die idyllische Anlage grenzt direkt an die "Villenkolonie Schlosspark Laim". Auf viereinhalb Hektar Land fügt sich in dieser Kolonie zwischen Agnes-Bernauer-,Vohburger-, Stöberl- und Perhamerstraße ein von Gärten umsäumtes Wohndenkmal ans andere. Viele davon, merkt man im Bezirksausschuss an, sind bereits in die Denkmalliste eingetragen. Die Aufstellung eines Bebauungsplan müsse zusammenfassend und übergeordnet sein für diese und andere Bereiche, wo Anwesen in die Denkmalliste eingetragen sind und an ähnlich strukturierte in deren unmittelbarer Nähe. "Rückwärtiger Bebauung in den Villengärten", davon zeigte sich Anette Zöllner überzeugt, "kann man nur einen Riegel vorschieben, wenn man einen Bebauungsplan erstellt".

Heidi Schiller (Grüne), gab sich, wie einige Vorrednerinnen auch, nicht der Illusion hin, damit das Problem grundsätzlich zu lösen. "Das ist aber das einzig uns zur Verfügung stehende pragmatische Mittel, Verstöße werden wir nicht ganz verhindern können." Aber, so setzte Bezirksausschuss Josef Mögele (SPD) nach, "dann muss sich die Stadt mal mit der Problematik auseinandersetzen, dass es dort lauter Kleinode gibt und man in dem Gebiet nicht nur immer im Einzelfall entscheiden kann. Wir wollen ein Gesamtkonzept!"

Anette Zöllner listete Einzelfälle, die ihrer Meinung nach "akut gefährdet" sind, zur Erinnerung noch einmal auf: Das Anwesen St. Ulrich an der Lutzstraße mit Bauvoranfragen für Neubauten rund um die Kirche, das Laimer Schlössl an der Agnes-Bernauer-Straße, das kürzlich den Eigentümer gewechselt hat, die denkmalgeschützte Villa und der Garten an der Neuburgerstraße 8, wo bereits die Baugenehmigung für ein rückwärtiges Gebäude erteilt und damit ein Bezugsfall geschaffen sei, und Villen am Agnes-Bernauer-Platz, für die schon eine Voranfrage für Abriss und Neubau gestellt worden sei. Der Nachverdichtungsdruck sei erheblich. Ein Bebauungsplan für das Gebiet müsse dort greifen, so Anette Zöllner, "wo Denkmalschutz und/oder Baumschutzrecht versagen".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: