Süddeutsche Zeitung

Laim:Die Tage sind gezählt

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Im Jahr 2020 soll der neue Grundschul-Campus Camerloherstraße die Türen öffnen. Noch vor dem ersten Architektenstrich treibt die Stadtviertelpolitiker der Umfang des Vorhabens um

Von Andrea Schlaier, Laim

Simulierte Fassaden dieses umfangreichen Neubaus kann man noch nicht begutachten, zu sehen ist bislang nur eine Grobplanung vom künftig neu arrangierten Grundschul-Campus Camerloherstraße - sprich: unterschiedlich große Rechtecke, die sich an den Rändern eines Geländeplans entlang erstrecken. Klar ist, dass das Hauptgebäude der Einrichtung nicht wie bisher im Westen des weitläufigen Grundstücks liegen wird, sondern auf die entgegengesetzte Seite nach Osten wandern wird; dann ein vierstöckiger Block, der in jeder Stufe fünf Parallelklassen Platz bietet. Noch ist das Haus auf vier Züge ausgerichtet. Auf der bestehenden Schulhausfläche werden künftig die Freisportanlagen angesiedelt. Die Sport- und Schwimmhalle bleiben erst mal, wo sie sind - im Norden des Grundstücks.

Zwei Jahre überlegen sich nun Architekten, wie sich die Vorgabe im Detail gestalten lässt; zwei weitere Jahre werden dann die Bauarbeiten dauern. "2020 ist der Schuljahresbeginn in der neuen Schule vorgesehen", prognostiziert Gisela Inzinger vom Referat für Bildung und Sport (RBS), als sie im Bezirksausschuss Laim die aktuellen Pläne erläutert.

"Während der Bauphase kann das bestehende Schulhaus stehen bleiben", kündigt die RBS-Vertreterin an, "das heißt, dass keine weiteren Pavillons aufgebaut werden müssen, und auch die Sporthalle bleibt". Vom Neubau aus solle hierher eine unterirdische Verbindung führen, damit sich die Kinder auf dem Weg zum Turnen nicht extra Straßengarderobe an- und ausziehen müssen.

Im viergeschossigen Neubau greift dann das Münchner Lernhauskonzept. Nach einem Stadtratsbeschluss werden künftig sämtliche Neu- und Umbauten allgemeinbildender Münchner Schulen auf diese Weise strukturiert. Das Lernhaus gliedert die Schule in kleine, überschaubare Einheiten, in denen mehrere Jahrgangsstufen zusammengefasst werden, wodurch eine kleine Schule innerhalb der großen entsteht. Eine Lernhaus-Einheit umfasst Klassenzimmer, Räume für ganztägige Betreuung, Inklusion und Differenzierung, Teamzimmer für Lehrkräfte sowie einen eigenen Sanitärbereich. Die Räume gruppieren sich um eine Mitte, die multifunktional genutzt werden kann - etwa für Team- und Freiarbeit oder als Leseecke.

Soweit ist man in Laim lange nicht. Die Stadtviertelpolitiker treibt vor dem ersten Architektenstrich noch der grundsätzliche Umfang des Vorhabens um. Fraktionsübergreifend fragt man sich etwa, warum die Einrichtung mit den seit Jahren wachsenden Schülerzahlen nicht größer konzipiert wird. Ein neuer Pavillon schafft bereits vom kommenden Schuljahr 2016/2017 an genügend Raum, um pro Jahrgangsstufe fünf Parallelklassen unterrichten zu können. "Wir haben aber weiterhin einen hohen Zuzug hier", mahnt Grünensprecher Ingo Westcombe-Benn, "dazu gehören auch Flüchtlingskinder aus der Landsberger Straße, die in diesen Grundschulsprengel fallen". Der Einwand sei berechtigt, so Inzinger: "Wir werden derzeit von der Einwohnerzahl niedergerollt." Deshalb denkt man auch daran, an der Zschokkestraße eine Grundschule zu errichten und den Sprengel zu ändern. Davon abgesehen, stimmt die Stadt einer Schule, die mehr als fünf Züge habe, nicht zu. Stefanie Stöckle, Grundschullehrerin und für die CSU im Bezirksausschuss, unterstreicht das: "Das ist gut, denn wer schon mal eine größere Schule erlebt hat, weiß, dass das ein Wahnsinn ist."

Alexandra Gaßmann (CSU) stellt infrage, "ob es sinnvoll ist, die Schwimmhalle, die wegen baulicher Mängel immer wieder geschlossen werden muss, stehen zu lassen". Das letzte Wort, so Inzinger, sei hier noch nicht gesprochen. Unterm Strich ist man im Gremium aber durchaus zufrieden, dass die Tage des maroden und zu kleinen Schulhauses gezählt sind.

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SZ vom 13.05.2016
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