Laim:Auf Standortsuche

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Die Schwestern Alexa und Laura Steinke wollen ein Kulturcafé einrichten. Ein anvisiertes Fleckchen an der Ecke Fürstenrieder/Agnes-Bernauer-Straße lehnt die Stadt allerdings ab. Es dient als Erweiterungsfläche für die Schule

Von Andrea Schlaier, Laim

Die Ecke könnte lieblicher sein, durchaus. Aber es wäre ein Anfang. Die Schwestern Alexa und Laura Steinke träumen von einem Kulturcafé auf dem kargen Fleckchen, etwas zurückversetzt von der Kreuzung Fürstenrieder Straße/Agnes-Bernauer-Straße. Bauwagen, Zelt, halt irgendwas gekonnt und zugleich charmant Improvisiertes, damit sie dorthin kommen können, die jungen und die alten Laimer, die zufällig Vorbeistolpernden, die in der Gegend Arbeitenden, um bei hausgemachten Snacks und Getränken zu plauschen, Kontakte zu knüpfen, zu verschnaufen. Oder einen Stopp einlegen für die Dauer einer Lesung, einer Ausstellung oder eines Bastel-Workshops. Mit strahlendem Lächeln tragen die beiden Laimerinnen diese Großstadt-Vision ihrer gemeinsamen beruflichen Zukunft vor. Den Laimer Bezirksausschuss haben sie dafür schon begeistert.

Alexa und Laura Steinke wollen ein Kulturcafé eröffnen. (Foto: oh)

Blauäugigkeit kann man den tatendurstigen Frauen nicht vorwerfen. Sie stammen aus dem Viertel, sind aktive Handballerinnen beim SV Laim, engagieren sich im Verein, und wissen, dass das von ihnen auserkorene, städtische Grundstück schon verplant ist: als Erweiterungsfläche für die angrenzende Schule an der Fürstenrieder Straße. Deren Lehrer nutzen die Fläche als Parkplatz, bis vor nicht allzu langer Zeit wurden dort freitags Obst und Gemüse auf dem Bauernmarkt verkauft. Und trotzdem: "Wir fahren fast täglich daran vorbei", erzählt Alexa Steinke, mit 37 Jahren die Ältere der Schwestern. "Wir wollten dieses Grundstück, gerade weil es an einer belebten Kreuzung liegt und eine gute öffentliche Anbindung hat." Gleichzeitig liege es ihnen fern, etwa der benachbarten Konditorei Konkurrenz zu machen: "Wir verkaufen weder Torten noch Eis." Ihre Referenzgröße ist mehr das "Café Gans am Wasser" im Westpark. Das Duo liebäugle schon lange damit, etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen, sagt Alexa Steinke. Ein Zwischennutzungsprojekt wäre ein Anfang. Auch wenn die Frauen grundsätzlich "eher etwas Langfristiges anstreben".

Die von den beiden Schwestern angedachte Ecke, wo früher der Bauernmarkt war, scheidet aus. (Foto: Stephan Rumpf)

Ahnung vom Geschäft haben beide. Die studierte Kulturwissenschaftlerin Alexa Steinke arbeitet im Eventbereich von Gmund Papier am Tegernsee und hat dort vergangenes Jahr das Fabrikrestaurant Mangfallblau eröffnet. Laura Steinke, 31 Jahre, ist gelernte Hotelfachfrau und verdient ihr Geld in einem Vier-Sterne-Haus in Unterschleißheim.

Doch vor dem Traum kommt auch in München die Verwaltung. Und die sagt in Funktion des Kommunalreferates, hübsche Idee, aber: Eine Zwischennutzung sei an der Stelle nicht möglich, erklärt ein Sprecher der Behörde. Zum einen gebe es "langjährige Mietverträge zur Parkplatznutzung", zum andern sei der Grund Ausweichstandort für den Bauernmarkt, wenn an dessen neuem Platz auf dem Laimer Anger der Fischmarkt abgehalten werde. "Am wichtigsten ist jedoch, dass die Fläche für einen Erweiterungsbau der angrenzenden Schule benötigt wird.

Das See-Café im Westpark dient Alexa und Laura Steinke als Vorbild für ein ähnliches Projekt in Laim. (Foto: Florian Peljak)

Selbst wenn das Areal verfügbar wäre, müsste es innerhalb einer öffentlichen Ausschreibung vergeben werden. Das Kommunalreferat unterstütze Zwischennutzungen, "wo es kann", so der Sprecher. Er verweist die Schwestern an die hierfür zentrale Stelle in der Stadt, das Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft. Es entwickelt gemeinsam mit allen beteiligten Referaten der Stadt Möglichkeiten für Zwischennutzungsobjekte und unterstütze bei der Standortsuche. Den Rat haben die Steinke-Schwestern bereits beherzigt. "Wir warten noch auf Antwort", sagt Alexa Steinke. Rückendeckung vom Bezirksausschuss haben sie jetzt zum zweiten Mal bekommen. Die Mitglieder bitten die Verwaltung, mehrere Plätze in Laim zu nennen, die für ein Kulturcafé infrage kämen. Lieblichkeit ist dabei kein Kriterium.

© SZ vom 25.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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