Als Ute Hillig ihr Abteil aufschließt, schaut ihr der Wächter entgegen. Wobei, schauen trifft es nicht ganz, der Wächter ist dick eingemummelt in Luftpolsterfolie und Packpapier, und man kann, ähnlich wie bei den winterlich daunenjackenverpackten Menschen, seine Form nur ungefähr erahnen. So eingepackt erinnert er nahezu sommerlich an ein Zitroneneis, das aus einer Waffel quillt.
Ute Hillig, 56, ist Künstlerin, und sie hat den Wächter geschaffen, eine Figur aus weißem Papier. Wächter, erklärt sie, so heiße er, weil er aufpasse, "was ringsum geschieht". Sie ist an diesem Tag gekommen, um ihn abzuholen, genauso wie weitere Figuren und Bilder, die den ganzen Februar über in einer Ausstellung im Gewerkschaftshaus an der Schwanthalerstraße zu sehen sein werden.
Seit drei Monaten hat sie das acht Quadratmeter große Abteil im Lagerhaus an der Landsberger Straße gemietet. Sie hatte in Allach in einem alten Abbruchhaus gewohnt. Das war einerseits toll, "weil ich da großflächig arbeiten konnte". Es war aber eben auch zeitlich beschränkt. Sie musste also umziehen, und weil sie in München partout keine Wohnung fand, hat sie sich erst einmal bei ihrem Freund in Augsburg einquartiert. Auch er ist Künstler, einst haben sie zusammen an der Akademie der Bildenden Künste studiert. "In München schaut man ja nicht eine Wohnung an", sagt Ute Illig, "sondern der Vermieter schaut einen an".