Lästige Insekten:Ammersee: Wirtshaus schließt vorübergehend wegen Mückenplage

Viele Mücken nach Starkregen

Der unangenehme Moment des Stichs: Vielen Badegästen steht jetzt eine eher unfreiwillige Blutabnahme bevor.

(Foto: Patrick Pleul/dpa)
  • Am Ammersee gibt es dermaßen viele Mücken, dass ein Wirtshaus in Eching vorübergehend schließen musste.
  • Die Betreiberin hat nun eine Initiative gegründet: "Mückenplage - NEIN danke!"
  • In mehreren Gemeinden gibt es Versuche, die Plage systematisch zu bekämpfen.

Von Armin Greune

Kaum hat die Badesaison begonnen, sind die Mücken wieder unterwegs - und offenbar heuer besonders schlimm. Zumindest am Ammersee: Das "Strandhaus" in Eching am Nordufer kapitulierte vergangene Woche vorübergehend vor Mückenschwärmen und schloss kurzfristig. Prompt wird wieder grundsätzlich über Sinn und Unsinn systematischer Mückenbekämpfung diskutiert.

Jeder Mitarbeiter und Besucher habe im Durchschnitt 40 Stiche davon getragen, berichten die Betreiber des "Strandhauses". Wirtin Miriam Pavic hat freilich nicht resigniert, sondern mit fünf Mitstreitern eine Initiative gegründet: "Mückenplage - NEIN danke!" Mit dem griffigen Titel konnten bereits mehr als 1000 Unterschriften gesammelt werden; auf der gleichnamigen Homepage gehen täglich Kommentare von Betroffenen ein, die sich an Dramatik gegenseitig überbieten: Von "Zerstörung des Lebensraum des Menschen durch Mückenangriffe" ist da die Rede.

Dabei sei es längst nicht so schlimm wie in manchen Vorjahren, sagt Echings Bürgermeister Siegfried Luge. Er gehört auch der Initiative an und darf als Veteran der Mückengegner gelten: "Ich hab mir da schon die Finger verbrannt." 2011 versuchte er, die Chefs der umliegenden Rathäuser zu einer gemeinsamen Aktion zu bewegen. Doch die hatten nicht einmal an einem Fachvortrag Interesse, zu dem Luge Norbert Becker von der Kommunale Aktionsgemeinschaft zur biologischen Stechmückenbekämpfung (KABS) einladen wollte. KABS setzt am Oberrhein seit mehr als 40 Jahren das Bacillus thuringiensis israelensis (B.t.i.) erfolgreich gegen Mückenlarven ein.

Auch am Chiemsee wurden wiederholt B.t.i.-Präparate vom Hubschrauber großflächig versprüht - was jährliche Kosten von etwa 150 000 Euro verursacht. Am Ammersee hat die Anti-Mücken-Bewegung nun immerhin erreicht, dass der Landsberger Landrat Thomas Eichinger (CSU) eine kleinere fünfstellige Summe für ein Mücken-Monitoring bereitstellt. Rund um den See werden zehn Fallen aufgestellt, mit denen "wir die gefühlte Mückenplage mit Zahlen untermauern wollen", sagt Landratsamtssprecher Wolfgang Müller. Bürgermeister Luge betreut so eine Falle, die Stechmücken mit Kohlendioxid anlockt: Alle 14 Tage leert er den Inhalt aus, friert ihn ein und schickt ihn an die Uni Oldenburg zur Bestimmung.

50 Stechmückenarten sind in Deutschland bekannt, ein B.t.i.-Großeinsatz ist aber nur gegen zwei Arten von Überschwemmungsmücken erlaubt, die ihre Eier in Hochwasserflächen ablegen und dann zur Massenvermehrung neigen. Im Gegensatz zu anderen stechenden Verwandten schwärmen sie bis zu 30 Kilometer weit aus. Anders als 2013, 2015 und 2016 ist ein Hochwasser am Ammersee bislang ausgeblieben, eine großflächige Bekämpfung kommt daher eher nicht in Frage.

Doch "Mückenplage - Nein danke!" hat auch Tipps parat, was jeder Einzelne zu ihrer Eindämmung beitragen kann: Hausmücken fliegen nur 100 Meter weit und brüten in kleinsten Wasserbehältern. Man sollte also Pfützen in Gießkannen oder Blumentöpfen vermeiden und das Wasser in Regentonnen und Vogelbädern oft wechseln. Größere Behälter und Gartenteiche lassen sich mit B.t.i.-Tabletten behandeln.

In der Stadt Olching haben sich Bürger zur "Interessensgemeinschaft Schnakenbekämpfung" zusammengefunden. Sie zählen die Mückenlarven in Pfützen entlang der Amper und rücken dann zum B.t.i.-Einsatz von Hand aus. Doch der ist grundsätzlich an strenge Naturschutzauflagen gebunden und nur für überschwemmte Mulden und Tümpel ohne Ablauf möglich. Bei allen anderen Gewässern setzen die Behörden auf die Kraft der Natur - dort gebe es ja genügend Tiere, die Mückenlarven einfach auffressen.

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