Lärmschutz:Beschwerden von Anwohnern: Muss das Riffraff bald schließen?

Lärmschutz: Im Riffraff gibt es Drinks, aber auch viel Kultur und Stadtteilleben.

Im Riffraff gibt es Drinks, aber auch viel Kultur und Stadtteilleben.

(Foto: Robert Haas)

Die Bar vernetzt Giesing, ist beliebt bei jungen Bands und Sechzigfans. Doch es gibt Probleme mit dem Lärmschutz.

Von Julia Haas

Die Wände im Riffraff sind schwarz. Von Künstlern mit weißen und grauen Graffiti verziert, aber immer noch schwarz. So schwarz sieht Inhaber Florian Falterer jetzt auch die Zukunft des Riffraff. "Wenn es so weitergeht, muss ich dichtmachen", sagt der gebürtige Giesinger. Schuld ist der Lärmschutz. Das Kreisverwaltungsreferat überprüft gerade alle Details. Vielleicht muss das Riffraff bald täglich um 22 Uhr schließen, das hat Falterer bereits informell in einem Gespräch mit der Behörde erfahren.

Seitdem die Bar an der Tegernseer Landstraße im Dezember 2016 eröffnet hat, gibt es Ärger. Das Riffraff ist kein Tagescafé, das um 19 Uhr schließt. Es ist ein Ort in Giesing, der gerade für junge Leute eine wichtige Anlaufstelle ist, es gibt dort Familienbrunch, Lesungen, Variété, Fußballabende, Konzerte und DJ-Auftritte. Junge Künstler können sich ausprobieren, jede Band findet ihren Platz und ihre Fans. Für die Sechzger ist es eine Hochburg. Das Riffraff ist eine Bar, die das Viertel belebt.

All die Veranstaltungen wären kein Problem für die Wohnungen daneben und darüber, wenn der Laden einen guten Schallschutz hat. Daran scheint es aber zu hapern. "Nach der rechtlichen Lage werden wir was Einschränkendes machen müssen", sagt Thomas Dumler, Leiter der Bezirksinspektion Süd. Was genau, müsse noch geprüft werden. Irgendwas aber muss passieren, zu viele Anwohner haben sich beschwert. Dumler berichtet von zwei Lärmgutachten, die der Inhaber des Riffraff eingereicht hat. Auch ein offizielles liege vor, etwas älter. Alle zeigen, dass es in der Tegernseer Landstraße 96 zu laut ist.

Falterer ärgert das: "Die Bausubstanz taugt nichts." Bevor der 40-Jährige das Riffraff gepachtet hat, habe er bei der Baugesellschaft ein Konzept vorlegen müssen. Darin habe deutlich gemacht, dass er ein Konzert in der Woche und einen Betrieb bis weit nach 22 Uhr plane. "Ich habe mit offenen Karten gespielt und bin davon ausgegangen, dass man mir etwas verpachtet, das auch geeignet ist", sagt Falterer. Beim Besichtigungstermin habe er gefragt, wie es mit dem Schallschutz aussieht. Ist drin, hieß es. "Das kann ich jetzt natürlich nicht mehr beweisen", sagt Falterer.

Die Terra Baugesellschaft, der das Gebäude gehört, will sich auf SZ-Anfrage aktuell nicht zu den Problemen äußern. Lieber wolle man sich mit Falterer persönlich an einen Tisch setzen. Die Baugesellschaft musste beim Bau des Gebäudes garantieren, dass im Erdgeschoss des Hauses zehn Jahre lang ein Raum für kulturelle Förderung geschaffen wird, erzählt Falterer. Die Auflage verfällt im November. Das bestätigt auch Torsten Müller vom Stadtteilladen Giesing.

Hintergrund dieser Auflage ist, dass in den Zielen für das Stadtsanierungsgebiet Giesing fesgehalten ist, in der Tegernseer Landstraße bezahlbaren Wohnraum, aber auch ein kulturelles Angebot zu erhalten. Das Gebäude mit der Hausnummer 96 schien perfekt, um beides umzusetzen. Oben geförderter Wohnraum, unten Förderung für das Stadtteilleben. Bürger hatten sich den sozialen Treffpunkt gewünscht. "Die aktuelle Nutzung ist genau das, was Giesing braucht", sagt Müller. Der Stadtteilladen unter Führung der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung bemüht sich deshalb um eine Vermittlung zwischen dem Eigentümer und dem Mieter. Ein Schallschutzkonzept soll her.

Falterers Pachtvertrag läuft noch sechs Jahre. Sollte er das Riffraff wirklich bald um 22 Uhr schließen müssen, hofft auch er auf eine bauliche Nachbesserung, um vielleicht doch nicht schließen zu müssen. Vor 22 Uhr mache er einfach kein Geschäft: "Das wäre das Todesurteil."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: