Lady Sovereign im Ampere:Souverän und naseweis

Schulabbrecherin, Schauspielerin und Rap-Star. Anfang November gastiert die 23-jährige Lady Sovereign aus London auf ihrer ersten Deutschlandtour im Ampere.

Kaline Thyroff

Auf den ersten Blick sieht Louise Harman aus wie eine, die ihre Lehrer in der Schule auch mal schwach von der Seite angeredet und ganz frech Kaugummis unter die Tische geklebt hat: naseweis, aber harmlos. Ein 1,55 Meter großer Zwerg mit komischem Seitenzopf und viel zu großen Klamotten eben.

Lady Sovereign im Ampere: Hier im Ampere wird Lady Sovereign am 8. November auftreten.

Hier im Ampere wird Lady Sovereign am 8. November auftreten.

(Foto: Foto: Andreas Heddergott)

Dass die 23-Jährige Londonerin wirklich mit überdurchschnittlich viel Chuzpe ausgestattet ist, zeigt der Weg ihres musikalischen Alter Ego Lady Sovereign. In einer Londoner Sozialsiedlung aufgewachsen, flog sie aufgrund "verschiedener Vorfälle" mit sechzehn von der Schule. Ihr Vater schickte sie auf eine Schauspielschule, bald folgte die erste Film-Hauptrolle, die Harman vor allem dazu nutzte, einen Weg gemäß ihren eigenen Vorstellungen einzuschlagen.

Ein paar selbstgeschriebene Raps brachte sie im Filmsoundtrack unter, lernte dadurch einen Produzenten kennen und veröffentlichte ihre erste EP. Damals, 2003, war Grime das neue Ding in London, der dreckig-bassige Sound irgendwo zwischen UK Garage, Dancehall und Hip-Hop mit den fies klingenden Kanonenfeuer-Raps.

Ein neues Zuhause für Lady Sovereign, deren Punk-Eltern immer nur, O-Ton, "langweiligen Ska" gehört haben. Einen ihrer Tracks veröffentlichte sie zwischen allerhand Szene-Prominenz wie Dizzee Rascal und Kano auf dem Grime-Sampler "Run The Road" und stieß damit bei Jay-Z auf offene Ohren, der sie als erste nicht US-Amerikanerin bei seinem Label Def Jam aufnahm. 2007 erschien dort ihr Album "Public Warning", musikalisch ein gelungener Spagat zwischen UK-Grime und US-Hip-Hop, textlich voller bösartiger Ironie, sowohl gegen ihre Kollegen und Kritiker, als auch gegen sich selbst gerichtet.

Man hätte Lady Sovereign gewünscht, dass ihr die Ironie des Musikgeschäfts erst einmal erspart geblieben wäre. Nicht jedes gute Album verkauft sich gut. "Public Warning" verkaufte sich jedenfalls nach Jay-Zs Vorstellungen zu schlecht. Auch auf den Rausschmiss bei Def Jam reagierte Louise Harman mit einem Plan B. Sie gründete ihr eigenes Label und veröffentlichte Anfang dieses Jahres ihr zweites Album "Jigsaw", für das sie sich auch einen neuen Ansatz überlegt hat: weniger Grime, mehr Pop, frech geklaute The Clash- und Soft Cell-Zitate, manchmal lässt sich sogar ein wenig schlau eingewobener "langweiliger Ska" heraushören. Im Moment ist Lady Sovereign zum ersten Mal auf Deutschlandtour.

Sonntag, 8. November, 20.30 Uhr, im Ampere, Zellstraße 4

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