Ladencafés in München:Schallplatten mit Sahne

Probier's mal mit Gemütlichkeit: In den Münchner Ladencafés gibt es nicht nur Kaffee und Kuchen, sondern auch Platten, Mode oder Blumen - und das ganz ohne Hektik.

Ana Maria Michel

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Ladencafés in München

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Probier's mal mit Gemütlichkeit: In den Münchner Ladencafés gibt es nicht nur Kaffee und Kuchen, sondern auch Platten, Mode oder Blumen - und das ganz ohne Hektik.

In München fahren einige Laden- beziehungsweise Cafébetreiber zweigleisig: Sie verbinden Kaffee und Kuchen mit dem Verkauf von Schmuck, Schallplatten oder Schokolade. Diese Ladencafés sind ein Gegenpol zum hektischen Einkaufen in der Fußgängerzone oder im Supermarkt. Doch kommt das Konzept an? Wir haben einen Rundgang gemacht.

Fotos und Text: Ana Maria Michel

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Antiquitäten und Café: Café Marais

Nachdem man die erste Reizüberflutung überwunden hat, kann man sich im Café Marais nach einem Sitzplatz umschauen. Besonders am Wochenende ist ein solcher zwischen dem Inventar, das aus dem ehemaligen Textil- und Warenhaus übernommen wurde, nur schwer zu ergattern.

"Es war schon lange ein Traum von uns, einen Laden mit Café zu haben", erzählt Barbara Schädel, die das Café Marais im Dezember 2007 mit Alexandra Baumann und Monika Almeida eröffnet hat.

In den hohen dunkelbraunen Regalen gibt es alles, was schön ist: Schmuck, Schals, Mützen, Knöpfe und viel mehr. "Das Café ist bei uns der stärkere Bereich, aber das Konzept wird von den Gästen insgesamt sehr gut angenommen", erzählt Schädel.

Im Café Marais kann man sogar die Einrichtung kaufen. "Ein Stuhl kostet bei uns zwischen 45 und 180 Euro", sagt Schädel. Es kommt sogar recht oft vor, dass ein Gast von seinem Stuhl aufstehen muss, weil ihn jemand kaufen will.

Der Charme vergangener Tage macht den Charakter des Café Marais aus: Zwischen dunklen Regalen, alten Möbeln und funkelndem Schmuck lässt es sich aushalten. Und zwischen zwei Cappuccinos kann man ein paar Mützen anprobieren.

Parkstraße 2, 80339 München, Telefon : 089-50094552, Öffnungszeiten: Di-Sa 8-20, So 10-18, Montag Ruhetag

Foto: Stephan Rumpf

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Mode aus Berlin: Meschugge 54

Die beiden Schwestern Tanja und Verena Brock wollen im Meschugge 54 das angestaubte Schickeria-Image der Maxvorstadt mit Berlin-Flair aufpeppen. Der Mops Greta passt sich dem lässigen Ambiente an und schläft in einer Ecke. Die beiden jungen Unternehmerinnen, die auf 250 Quadratmetern Designermode anbieten, haben sich mit dem Laden einen "Kleinmädchentraum" verwirklicht. Studentinnen und modebewusste Frauen um die 40 gehören zur Kundschaft.

Neben dem Laden gibt es ein Café. Obwohl jeder eine eigene Eingangstür hat, gibt es auch einen Durchgang. "Wir haben von Anfang an geplant, den Laden mit einem Café zu verbinden", erzählt Brock. Zunächst sei das Café von einer Freundin der beiden Schwestern betrieben worden. "Sie wollte dann aber doch lieber studieren. Seitdem betreibt Sascha Lauble das Café."

Lauble ist laut seinem Kärtchen "Diplom Kaffee-Experte" und bietet seinen hauseigenen Kaffee an. "Wenn Frauen ihre Männer mit zum Einkaufen nehmen, setzen sich die Herren gerne ins Café und lesen Zeitung", erzählt Lauble. Für manche Kunden ist sein Café auch ein Ort, an dem sie über den geplanten Kauf nachdenken können. "Bei einem Cappuccino fällt einem die Entscheidung einfacher, gerade weil manche Kleider doch ziemlich teuer sind", sagt er.

Türkenstraße 54, 80779 München, Telefon: 089-27375028, Öffnungszeiten: Mo-Fr 12-19:30, Sa 11-18, Sonntag Ruhetag

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Café mit Marmelade: Gartensalon

Im Gartensalon in der Amalienpassage treffen sich Studenten, junge Eltern und ältere Frauen zu Kaffee und Kuchen. Die bereitet Ines Stöhr zu, die im Gartensalon die selbstgewählte Rolle des "Heimchen am Herd" übernimmt.

Angefangen hat alles mit der Marke Rosa Gelee und selbstgemachter Marmelade, die Stöhr bereits seit längerer Zeit verkauft. Im September 2009 war es dann soweit und der Gartensalon wurde eröffnet. Die Marmeladen kann man jetzt zusammen mit Scones direkt vor Ort verzehren.

Die kleinen Fächer aus Holz, die an der Wand befestigt sind, werden an Künstler vermietet, die hier ihre handgearbeiteten Werke ausstellen können, die man kaufen kann."Darum kümmert sich die Künstlerin Susanne Priklbauer, die auch selbst ausstellt", sagt Stöhr.

Man findet aus Stoff genähte Täschen, Küchentücher oder gehäkelte Topflappen in Form von Unterhosen. Das Hauptaugenmerk der Gäste liegt aber auf den Angeboten des Cafés: Der französische Schokokuchen ist besonders beliebt. Dazu gibt es Kaffee, Tee oder Bier.

Hier wird mit einfachen Mitteln eine schöne Atmosphäre geschaffen. "Unser gesamtes Geschirr kommt vom Flohmarkt. Einige Gäste haben uns sogar schon selbst altes Geschirr vorbeigebracht", erzählt Stöhr.

Türkenstraße 90/ Amalienpassage, 80799 München, Telefon: 089-28778604, Öffnungszeiten: Di-Sa 9-20, So 10-17, Montag Ruhetag

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Platten in Haidhausen: Hausmunik

Als vor zwei Jahren Hausmunik, das Musik-Label von Wolfgang Petters, Pleite ging, wollte er einen Laden eröffnen, der sich ganz auf Münchner Labels und Künstler konzentriert. Neben dem "München-Ding" wollten Petters und sein Kompagnon Heinrich Lauf auch Kaffee anbieten.

"Ist der Laufi da? Der wollte mir eine Kassette aufnehmen", fragt eine Kundin, die den Laden betritt. Die Kassette ist im Hausmunik noch lange nicht begraben, genauso wenig wie die Schallplatte. Die Tonträger aus Vinyl werden in alten Schubladen zum Verkauf ausgestellt.

Nach seiner Pleite hatte Petters nicht viel Geld: "Wir sind zur Halle 2 oder zur Caritas gefahren und haben uns die Einrichtung zusammengesucht. Vieles haben wir auch selbst geschreinert. Die Theke, das waren zum Beispiel früher zwei Wohnzimmerschränke", erzählt er.

Ist das Hausmunik eher ein Café oder ein Laden? "50 zu 50", meint der 48-Jährige. Die Kundin, die nach der Kassette gefragt hat, stöbert jetzt zwischen den Schallplatten. Ein junger Mann sitzt an einem der Tische und liest ein Buch.

Petters ist mit seinem Ladenkonzept zufrieden, jedoch könnte es noch besser laufen. "Wir sind aber auf dem aufstrebenden Ast", sagt er zuversichtlich.

Pariser Straße 22, 81667 München, Telefon: 089/67971570, Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-19, Sa 10-16

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Kaffee mit Blumenaroma: Two in One

Bereits seit acht Jahren gibt es das Two in One in der Klenzestraße. Der gelernten Floristin Claudia Nothhaas war ein einfacher Blumenladen zu eintönig. "Ich wollte einen Laden für alle Sinne eröffnen und habe deshalb den Blumenladen mit einem Café verbunden", erzählt sie.

Die Gästen stört nicht, dass ihnen beim Cappuccino-Trinken Tulpenduft um die Nase weht. "Es kommen eher Kommentare wie 'Was riecht denn hier so gut?', wenn wir gerade frischen Kuchen da haben", sagt Rothhaas und lacht.

Das Konzept des Two in One: Neben Blumen, Kaffee und Kuchen werden auch Wohnaccessoires und Bücher angeboten. Nothhaas will damit möglichst viele schöne Dinge vereinen. Sie erzählt: "Früher war ich oft in England und Holland unterwegs, wo ich diese Art von Laden kennengelernt habe."

Manche Kunden nutzen nur einen Teil des Angebots. "Oft kommt es aber vor, dass jemand beim Kaffee-Trinken etwas Schönes sieht und das hinterher kauft", meint Nothhaas.

Klenzestraße 39, 80469 München, Telefon: 089-20244595, Öffnungszeiten: Di-Fr 11-19, Sa 9:30-17, Montag und Sonntag Ruhetag

Foto: Lisa Sonnabend

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Café und Literatur: Kunst- und Textwerk

Wer ins Kunst- und Textwerk im Westend geht, findet sich in einer Buchhandlung wieder, die gleichzeitig Verlag und Café ist.

"Zunächst gab es nur das Antiquariat, das der Besitzer Thomas Schillo eher nebenher betrieb", sagt Mitarbeiterin Elli Bittner. Gerüchteweise hat Schillo Kunst- und Textwerk eröffnet, weil seine Frau sich beschwert hat, da er zu Hause zu viele Bücher hortete.

Als das Bistro im Nachbarladen zu machte, ließ Schillo einen Durchbruch machen und das Café, das auch für Lesungen genutzt wird, kam dazu. Oft sucht sich jemand in den hohen Regalen ein Buch aus und setzt sich dann in das Café, um zu lesen. Hier gibt es Krimis, Kunstbände und Veröffentlichungen von Münchner Autoren.

Kunst- und Textwerk lebt von seiner Stammkundschaft: "Das sind vor allem die Mütter-Clans aus dem Viertel, die sich hier zum Kaffee-Trinken treffen", sagt Bittner und lacht.

Obwohl das Café besser laufen könnte, sagt Schillo: "Den Laden ohne kann ich mir nicht mehr vorstellen, er ist mit dem Café so viel lebendiger."

Ligsalzstraße 13, 80339 München, Telefon: 089-44109849, Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-19, Sa 10-16

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Schokolade in unterschiedlichen Aggregatzuständen: Götterspeise

Prini Henseler wollte von dem traditionellen Konzept eines Pralinenladens wegkommen, als sie die Götterspeise eröffnete. Dieses Ladencafé ist wie ein Schlaraffenland: Wo man hinschaut, sind bunte Schokoladen zu Türmen aufgestapelt. "Wir führen hochwertige Schokoladen aus aller Welt", erklärt Henseler.

Im Nebenraum des Eckladens befinden sich Tische und eine Theke. Hier werden Trinkschokoladen für 2,30 bis 3,50 Euro zubereitet. "Wir haben viele Stammkunden, die zum Beispiel auch zum Frühstück herkommen. Kinder gehören auch zur Kundschaft", erklärt Henseler. Daneben gibt es die älteren schicken Frauen, die nach dem Friseurbesuch nachschauen, was es in der Götterspeise Neues gibt.

In der Götterspeise im Glockenbachviertel funktioniert das Prinzip Ladencafé. Wieso soll man nicht das kaufen, was eben so gut geschmeckt hat. Und es ist kein Wunder, dass man Lust auf Schokolade bekommt, wenn man vor der Pralinentheke steht. Dann kann man gleich etwas Süßes im Laden essen oder trinken.

Jahnstraße 30, 80469 München, Telefon: 089-23887374, Öffnungszeiten: Mo-Fr 8-19, Sa 9-18, Sonntag Ruhetag

Fotos und Text: Ana Maria Michel

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Trocknen und Tratschen: Wash&Coffee

Was soll man tun, wenn die Wäsche im Waschsalon in der Maschine ihre Runden dreht? Im Wash&Coffee kann man für 4,50 Euro seine Wäsche reinigen lassen und dabei einen Kaffee trinken. Seit März 2009 gibt es den Doppelladen im Glockenbachviertel, den die Firmen Henkel und Bosch betreiben.

Schon früher waren in ihren Waschsalons Espressomaschinen vorhanden, die zunächst aber nur für die Mitarbeiter gedacht waren. Später bot man den Kunden an, die Wartezeit bei einem Kaffee zu überbrücken.

Für 9,90 Euro bekommt man im Wash&Coffee das Komplettpaket: "Wash&Dry&Snack&Drink". Das Personal hilft darüber hinaus bei der Wahl des richtigen Waschmittels und schaltet per Touchscreen eine der 24 Maschinen frei.

Bis die Wäsche fertig ist, können die Kunden zwischen den Waschmaschinen sitzen, Kaffee schlürfen, tratschen oder im Internet surfen, denn das Café ist sogar mit WLAN ausgestattet.

Klenzestraße 1, 80469 München, Telefon: 089-25547190, Öffnungszeiten: Di-Fr 12-22, Sa 11-20, Montag und Sonntag Ruhetag

Foto: Stephan Rumpf Text: Ana Maria Michel

(sueddeutsche.de/sonn)

© Ana Maria Michel
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