Insolventes Kabarett:Kann ein Honoratiorenverein wirklich neues Leben in die Lach- und Schießgesellschaft bringen?

Insolventes Kabarett: Renovierungsversuche, Gesellschafter-Streitereien, finales Chaos - und jetzt ein Insolvenzverfahren: Die Lach- und Schießgesellschaft versinkt in Problemen.

Renovierungsversuche, Gesellschafter-Streitereien, finales Chaos - und jetzt ein Insolvenzverfahren: Die Lach- und Schießgesellschaft versinkt in Problemen.

(Foto: Axel Heimken/dpa)

Die "Laden-Hüter" - so nennen sich die altehrwürdigen Vertreter der Münchner Stadtgesellschaft, die die Lach- und Schießgesellschaft retten wollen. Leider sind viele Fragen offen.

Kommentar von Oliver Hochkeppel

Die "Laden-Hüter". Unter diesem Kalauer-Namen hat sich soeben ein Förderverein zur Rettung der Lach- und Schießgesellschaft gegründet (die SZ berichtete). Man kann sich vorstellen, welche Begeisterung in der Runde dem entgegenschlug, der dieses Wortspiel erfand: "Laden", weil die Lach- und Schießgesellschaft seit ihrer Frühzeit intern so genannt wurde, "Hüter", weil sie jetzt nach mehreren Gesellschafter-Streitereien, Pandemie-Pause, Renovierungsversuchen und finalem Chaos mit laufendem vorläufigen Insolvenzverfahren dringend bewahrt werden muss. Damit fällt jetzt also "der Startschuss für einen Neustart", wie man verkündete.

In einen Jungbrunnen ist die mit ihren 67 Jahren auch schon ehrwürdige Institution Lach- und Schießgesellschaft da aber nicht gefallen. Der häufigste Titel unter den Vereinsmitgliedern dürfte "Ex" sein, etliche sind im fortgeschrittenen Rentenalter. Allen voran Alt-OB Christian Ude, bekanntlich lange Zeit der einzige Kabarettist, der nebenbei eine Großstadt regierte, der nun die Zügel in die Hand genommen und sich zum Vorsitzenden hat wählen lassen. Seine Qualitäten als Mediator scheint er nicht verloren zu haben.

Auf dem Vereinsgruppenbild, das er auf seiner Instagram-Seite veröffentlichte, sitzen die Gesellschafter Leila Nöth (Tochter und Erbin des verstorbenen "Hallenkönigs" Wolfgang Nöth und mit Abstand die Jüngste) und Bruno Jonas, die an dem ganzen Schlamassel vorsichtig ausgedrückt nicht unbeteiligt waren, einträchtig neben Dieter-Hildebrandt-Witwe Renate. Sie hatte Jonas unlängst noch als Grundübel all des Ungemachs bezeichnet.

Als Udes Stellvertreter fungieren Kulturstadtrat Lars Mentrup und der Musiker und Lyriker Jörn Pfennig. Im Hintergrund sitzen so illustre Kultur-Säulen wie Kunstminister a.D. Wolfgang Heubisch, Reinhard Wittmann vom Literaturhaus, Ulrich Spandau vom Forum Humor, Ex-"Schlachthof"-Redakteur Christian Schultz, Karikaturist Rudi Hurzlmeier oder der ansonsten dem Hofspielhaus verbandelte Jazzmusiker und Revue-Schreiber Fritz Tiller. Nicht im Bild, aber mit dabei ist Metropol-Theater-Intendant Jochen Schölch, der Musik-Abende beisteuern soll.

Es ist schön, dass sich die Stadtgesellschaft zur Rettung der Institution Lach- und Schieß aufrafft. Doch viele Fragen bleiben. Zum Beispiel, wie und mit wem die Bühne konkret am laufenden Insolvenzverfahren und den unklaren Pachtverhältnissen vorbei betrieben werden soll. Ob ein Honoratiorenverein eine Lösung sein kann. Und vor allem, wo die Jungen und Frechen bleiben, die Ideen für ein tragfähiges Konzept und ein zukunftsfähiges Programm mitbringen. Schon am kommenden Wochenende, wenn die Webseite online geht, müssten sich einige Fragen klären - wenn aus den "Laden-Hütern" nicht schnell ein Ladenhüter werden soll.

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