Lach- und Schießgesellschaft:Im Schwitzkasten

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Nicht, dass Deutschlands tradtitionsreichster Kabarettbühne das Aus droht. Aber doch der Auszug. "Wir müssen uns etwas neues suchen", sagt Geschäftsführer Till Hofmann.

Von Bernd Kastner

Wenn es dann passiert sein wird, werden alle das Ende einer Tradition beweinen. Werden an Sammy Drechsel und all die anderen Großen erinnern, die Väter der Bühne. Der "Lach und Schieß" droht die Vertreibung.

Der Kabarettist Dieter Hildebrandt ist Mit-Gesellschafter der Lach- und Shießgesellschaft. (Foto: Foto: AP)

Die Tage von Deutschlands traditionsreichster Kabarettbühne an der Ecke Ursula-/Haimhauserstraße dürften nach 48 Jahren gezählt sein. Geschäftsführer Till Hofmann sieht sich im finanziellen Schwitzkasten von Immobilienspekulanten. "Wir müssen uns etwas Neues suchen."

So lange das Anwesen in Alt-Schwabing noch der Löwenbräu-Brauerei und später deren Immobilien-Tochter Monachia gehörte, hatten die Kabarettisten als Untermieter von Löwenbräu ein ruhiges Mieterleben. Anfang 2002 aber verleibte Alfons Doblinger die Monachia seinem Immobilienimperium ein.

Und keine zwei Jahre später kaufte eine Eigentümergemeinschaft in Form einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) die Ursulastraße 9. Seither bangen Bewohner angesichts von Mieterhöhungen um ihren Verbleib im Haus.

Bis 30. September, 10 Uhr

Man habe sich, sagt Kabarett-Chef Hofmann, bereits auf eine Verlängerung und eine Mieterhöhung um 500 Euro geeinigt gehabt, da ging am 23. September bei Löwenbräu ein Fax der Hausverwaltung mit Sitz in Traunreut ein. Die Verhandlungen seien gescheitert, die Lach und Schieß solle alle Räume - Theater, Büro, Archiv, Wohnung - bis 30. September, 10 Uhr, zurückgeben.

GbR-Verwalterin Angelika Remmel will nicht viel sagen, nur: Dass man den Vertrag gekündigt habe, heiße nicht, "dass wir sie unbedingt raushaben wollen". Vielmehr hätten sich die Vertragsverhandlungen immer wieder verzögert, so dass man seine Rechte habe sichern wollen. Man verhandle noch: "Unser Mieter ist Löwenbräu." Dort schweigt man.

Hofmann erklärt die Verzögerung bei den Verhandlungen so: Die GbR habe zur Bedingung für eine Verlängerung gemacht, dass die Lach und Schieß eine Wohnung im dritten Stock zurückgebe.

Die hatte noch Drechsel als Dienstwohnung angemietet und sie vor 23 Jahren per Handschlag einer damaligen Mitarbeiterin mit Familie zur Untermiete überlassen. Dieser Frau, so Hofmann, hätte er kündigen sollen, um selbst mit seiner Bühne bleiben zu können. "Da machen wir nicht mit." Zumal die GbR der Frau einen neuen Vertrag mit einer Mieterhöhung von 80 Prozent habe geben wollen.

Am Ende der finanziellen Möglichkeiten

Nun sei die GbR der Frau zwar etwas entgegengekommen, so dass der Kündigungsgrund zum heutigen Donnerstag weggefallen sein dürfte. Dennoch sei die Bühne am Ende ihrer finanziellen Möglichkeiten. Zur jetzigen Mieterhöhung von 500 Euro komme eine Progression von jährlich 100 Euro. Außerdem fordere die GbR die Archiv-Räume im ersten Stock zurück, was wiederum höhere Kosten an anderem Ort verursache.

Die Eintrittspreise seien aber nicht weiter zu erhöhen, und Gewinn mache man ohnehin nicht. Besonders enttäuscht ist Hofmann, weil er zusammen mit seinen Mit-Gesellschaftern Dieter Hildebrandt, Bruno Jonas und Wolfgang Nöth sowie Löwenbräu vor drei Jahren die Lach und Schieß vor dem Ende gerettet und 320.000 Mark in die Renovierung gesteckt habe. Im Glauben an ein sicheres Mietverhältnis.

© SZ vom 30.9.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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