Griechisches Restaurant Neuhausen "Kyklos":Ein Teil von Thassos

Lesezeit: 3 min

Als älteste griechische Taverne Münchens bezeichnet sich das "Kyklos" in Neuhausen. Vor fast vier Jahrzehnten wurde das Lokal von dem Schauspieler Janis Kyriakidis eröffnet. Heute ist das "Kyklos" eher ein gemütliches Restaurant - das durchaus mehr als nur Standardgerichte im Angebot hat.

Konstantin Kaip

Dieser Text ist leider veraltet, das Restaurant gibt es inzwischen nicht mehr.

Das griechische Wort Kyklos bedeutet Kreis oder Ring. In Neuhausen steht es allerdings eher für eine Linie, die seit vier Jahrzehnten nicht abreißt: Die Taverne Kyklos in der Wilderich-Lang-Straße. Laut Speisenkarte ist das Restaurant die älteste griechische Taverne Münchens. Im Olympia-Jahr 1972 hat der Schauspieler Janis Kyriakidis, der Fernseh-Zuschauern unter anderem als Costa Doganis aus der Serie "Die Hausmeisterin" bekannt ist, das Lokal in dem Keller einer ehemaligen Backstube eröffnet. Seit 1982 führen es die Brüder Dimitri und Vassili Feloukis.

Ob der Superlativ der "ältesten griechischen Taverne" in München tatsächlich zutrifft, sei dahingestellt. Tatsache ist, dass das "Kyklos" nach bald 40 Jahren eine feste Größe unter den Griechen in München ist - und eine Taverne im besten Sinne: Eine steile Treppe führt hinunter in die Gaststube, deren dicke Mauern die meisten Handynetze abschirmen und die Gäste, die an regen Abenden an den langen Holztischen und -bänken zusammenrücken müssen, somit zwangsläufig in einen gewissen Gemütlichkeitsmodus versetzen.

An den Wänden, deren Putz hier und da Mauerreste ausspart, hängen Schwarzweißfotos von Dorfplatz-Szenen und gekalkten Häusern der Insel Thassos, der Heimat der Wirte. Darüber tragen Holzregale Weinflaschen und Fässer, eine Wand ziert eine zweihalsige griechische Laute. An kalten Tagen knistert ein Feuer im verglasten Kamin. Die alten holzgeschnitzten Schwingtüren, die zur Küche und zu den Toiletten führen, hat Vassili Feloukis auf einem griechischen Flohmarkt gefunden.

Als der heute 53-Jährige das Kyklos von Kyriakidis übernommen hat, war er Student und 23 Jahre alt, sein Bruder vier Jahre älter. Viele griechische Studenten hätten in den achtziger Jahren die Gunst der Stunde genutzt und seien in die Gastronomie gewechselt, erzählt Feloukis, der im Alter von 16 Jahren nach Deutschland kam.

Doch was damals als besonderes kulinarisches Ereignis galt, gehört heute längst zum gastronomischen Alltag in München. Mit Gyros und Suflaki alleine, das haben die Feloukis im Lauf der Jahre gelernt, kann man keine Lorbeeren mehr gewinnen. "Damals war es einfacher", erzählt Vassili Feloukis. "Heute muss man den Leuten was bieten, es wird mehr Verantwortung, mehr Interesse erwartet."

Deshalb hat sich das Kyklos vor geraumer Zeit den gestiegenen Ansprüchen angepasst und heute weit mehr als die Standardgerichte im Angebot. Auf der Tageskarte steht gegrillter Fisch, der dienstags frisch geliefert wird. Den Salat dazu kann der Gast nach Belieben mit Olivenöl aus Thassos verfeinern. Das Öl aus dem Hain, den die Familie Feloukis seit Generationen besitzt, können Gäste auch im Fünf-Liter-Kanister mitnehmen. Koch Stavros Melissas hat sich außerdem auf klassische Schmorgerichte mit Lamm- oder Kalbfleisch spezialisiert, die man selbst in Griechenland nur noch selten auf Speisenkarten findet.

Im Laufe der Jahre ist die Taverne immer mehr zu einem Restaurant geworden. In den achtziger Jahren, als es in der Umgebung kaum Bars gab, wurde im Kyklos noch bis um 3 Uhr früh Retsina und Ouzo getrunken, die Grünen trafen sich regelmäßig zu hitzigen Debatten, das Essen war Nebensache. "Es waren andere Zeiten", sagt Feloukis.

Heute muss man zum Rauchen zwar nicht bis raus auf die Straße gehen, aber doch vor die Tür, vor der die Aschenbecher am Treppenaufgang angebracht sind. Die meisten Gäste, erzählt Feloukis, gehen kurz nach dem Essen, deshalb ist um 1 Uhr Schluss.

Von seiner schönsten Seite zeigt sich die Taverne in den warmen Monaten, wenn Vassili Feloukis seinen Garten herrichtet: Dort sitzt man an kleinen Tischen unter Weinranken zwischen Feigen- und Olivenbäumen in Töpfen. "Mit viel Herz und Liebe", sagt Feloukis, habe er vor etwa zwölf Jahren dort aus einer Brachfläche ein Stück seiner griechischen Heimat gemacht: Der mediterrane Gastgarten, den die Brüder beim Neuhauser Bezirksausschuss durchgerungen haben, hat auch den benachbarten Spielplatz wieder belebt, der vorher von Müttern und Kindern gemieden wurde, wie Feloukis berichtet. Denn bevor es den griechischen Garten gab, erzählt er, wurde die Freifläche von Junkies als Treffpunkt genutzt.

Die Feigen- und Olivenbäume hat Vassili Feloukis inzwischen frostsicher untergebracht. Bis zum nächsten Frühling müssen sich seine Gäste mit dem Kaminfeuer begnügen.

© SZ vom 29.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: