Süddeutsche Zeitung

Überfüllte Bürgerbüros:Das Kreisverwaltungsreferat ist nicht alleine schuld an der Misere

Wer monatelang auf einen Termin im Bürgerbüro warten muss, darf sich auch mal beschweren. Doch auch die Münchner können dazu beitragen, dass das Chaos im KVR weniger wird.

Kommentar von Dominik Hutter

Motzen erlaubt. Denn was den Münchnern bei Behördengängen seit Monaten, wenn nicht Jahren zugemutet wird, ist wirklich ärgerlich. Monatelange Wartezeiten, bis sich der Staat endlich zur Passverlängerung bequemt, muss niemand mit chronischer Gelassenheit quittieren. Und wer einen Tag freinimmt, um dann wegen einer Computerpanne seinen Behördengang unverrichteter Dinge wieder abzubrechen, darf ruhig einen zumindest temporären Hass auf die bürokratische "Obrigkeit" pflegen.

Andererseits: Es wird ja durchaus etwas unternommen, es dauert halt einfach seine Zeit. Dass es im teuren München mit seinem riesigen Jobsortiment nicht einfach ist, immer wieder neue qualifizierte Mitarbeiter für die Stadtverwaltung zu finden, liegt auf der Hand. Und auch die Adressensuche für Bürgerbüros darf man sich nicht als Spaziergang vorstellen. Das Problem der wachsenden Stadt macht eben auch vor der Verwaltung nicht halt. Wie schön wäre es da, wenn nicht zusätzlich auch noch das Computersystem in regelmäßigen Abständen abschmieren würde. Zumindest das sollte die Stadtverwaltung im eigenen Interesse rasch abstellen. Sehr rasch. Denn diese Form des bürokratischen Blackouts bedeutet Total-Stillstand. Trotz des Termins, der vielleicht schon monatelang fest ausgemacht war.

Das Problem lässt sich vermutlich nur von zwei Seiten aus lösen: Die Stadt muss möglichst schnell ihre Kapazitäten verbessern - und die nun überraschend eingeführten Verbesserungen sind ein guter Schritt in diese Richtung. Wartezeiten wird es aber weiterhin geben, auch deutlich zu lange. Denn letztlich müssen auch die Münchner Bürger mitspielen. Und vielleicht seltener auf den letzten Drücker oder zu Ferienzeiten vorbeikommen.

Die Personalausstattung einer Behörde kann sich nicht am Maximalandrang orientieren, das wäre zu entspannteren Zeiten eine heillose Ressourcen- und damit Steuergeldverschwendung. In der Mitte muss es stimmen, und da können die "Kunden" der Verwaltung mitwirken. Übrigens ist es sehr angenehm, dass der Behördengang nun auch wieder ohne Termin möglich ist. In München muss inzwischen überall und bei jeder Gelegenheit reserviert werden. Das nervt.

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SZ vom 17.04.2019/vewo/imei
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