Kurzkritik:Variierend dramatisch

Kit Armstrong bei Stars & Rising Stars

Von Klaus P. Richter

Die Zukunft der Kultur liegt bei der Jugend - obwohl sie unweigerlich von der Vergangenheit zehrt. Deshalb ist die Münchner Reihe Stars & Rising Stars ein so großartiges Forum für beides. Zum vierten Konzert traf sich Weltstar Kit Armstrong im neuen Konzertsaal des ältesten Gymnasiums Münchens, dem Wilhelmsgymnasium, mit den Jungstars: der Cellistin Hyejin Kim, dem Geiger Tassilo Probst und dem Pianisten Can Çakmur zu erlesener Kammermusik.

Gleich die erste davon war das Bravourstück eines 18-jährigen: Sergej Rachmaninows erstes Klaviertrio. Elegisch gemeint, türmt es aber allerhand düstere g-Moll-Dramatik auf. Der dunkle Espressivo-Glanz des Cellos von Hyejin Kim, die bei Wen-Sinn Yang studiert, entfaltete beides faszinierend. Damit drang sie auch gegen den Steinway durch, wo Çakmur, aus Ankara gebürtig und Student in Weimar, Rachmaninows Pianisten-Ingenium mit reichlichem Forte demonstrierte. Auch in der f-Moll-Ballade von Frédéric Chopin übersetzte er viel vom noblen Balladenton des Klavierpoeten in virtuose Dramatik. Zugespitzt zu flamboyantem, violinistischem Manierismus gab dann Tassilo Probst in der Carmen Fantasie von Franz Waxman eine starke Probe seines Könnens. Der 18jährige Münchner, der Ingolf Turban, Zakhar Bron und Christoph Poppen zu seinen Lehren zählt, spielt auf einer Violine von Giovanni Grancino von 1690, deren Klangmagie er besonders im Piano entfaltete.

Cello-Klangmagie in dialektischer Kollaboration mit dem Klavier gab es dann bei der Arpeggione-Sonate von Franz Schubert, aber die Höhepunkte des Konzerts gehörten Kit Armstrong mit Mozarts Variationen über "Ah, vous dirai-je, Maman" und Robert Schumanns Klaviertrio in d-Moll, op.63. Mit Mozart demonstrierte Armstrong meisterlich, wie die Leichtigkeit des Seins im luziden Spiel zum Dementi des Leids der Welt wird und bei Schumann berührten seine gleichermaßen sensiblen wie plastischen Klavierkünste ebenso, wie die Kantilenen von Violine und Cello im langsamen Satz und das leidenschaftliche Finale.

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