Kurzkritik:Selige Rückkehr

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Bariton Manuel Walser und Pianistin Akemi Murakami beglücken im Max-Joseph-Saal

Von Klaus Kalchschmid, München

Eines der berühmtesten Lieder von Richard Strauss endet emphatisch mit "Habe Dank!" Diese Worte eines Mannes an die Geliebte, das "Zueignung" beschließt, lädt Manuel Walser derart mit Intensität auf, dass es wie eine Beschwörung klingt. Man hätte sie ihm am Ende seines Liederabends mit Akemi Murakami am Flügel ebenfalls zurufen wollen. Denn das Glück ist groß, das die beiden mit den "Songs of Travel" von Ralph Vaughan Williams, elf ausgewählten Strauss-Liedern und drei Zugaben, den knapp 100 Zuhörern schenken, die in den Max-Joseph-Saal der Residenz unter Corona-Beschränkungen passen.

Vor allem in den leidenschaftlichen Liedern spürt man, wie groß die Seligkeit bei Walser ist, sich endlich wieder vor Publikum aussingen zu dürfen; diese Energie und Klangfülle eines großen, schönen Baritons hätte das Nationaltheater problemlos gefüllt. Noch berückender sind freilich oft die leiseren Töne, wenn der 31-jährige Schweizer fein moduliert, Non-Vibrato und frei ausschwingende Stimme mit vielen Zwischenstufen einsetzt und auf langem Atem mit ausgezeichnetem Legato singt. Neben einem virilen Kern in der Stimme kommt dabei die Sinnlichkeit des Ausdrucks nie zu kurz. "Ich trage meine Minne" und das frühe, harmonisch erstaunlich reife "Leise Lieder sing ich dir bei der Nacht" oder "Geduld" werden so zu Perlen einer feinen Blütenlese, die mit "Cäcilie" opulent endet. Pianistin Murakami steuert der Raffinesse und Dichte des Klaviersatzes klug entgegen und setzt noch im heftigsten Ausbruch ganz auf Klarheit und Innigkeit. Zurückhaltung und vitales Auftrumpfen fordern abwechselnd schon die "Reiselieder" nach Gedichten von Robert Louis Stevenson, die den lebenshungrigen Gedanken eines jungen Mannes folgen. Bei aller Kunstfertigkeit offenbaren sie oft auch wunderbar natürlichen Volkston. Erhabene Schlichtheit prägen neben "Wie sollten wir geheim sie halten" (Strauss) die Schumannsche "Mondnacht" und Schuberts "Im Abendrot".

Das nächste Konzert der "Lied-er-leben"-Reihe findet am 27. September statt. Dann wird der junge Bariton Matthias Winckhler singen, Beethoven ("An die ferne Geliebte"), Schubert (Herbst, Rellstab-Lieder aus dem "Schwanengesang") und Maurice Ravels "Don Quichotte a Dulcinee", dann aber im Johannissaal von Schloss Nymphenburg.

© SZ vom 03.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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