Süddeutsche Zeitung

Kurzkritik:Farbige Klänge

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Das Danish String Quartet in Traunstein

Von Klaus Kalchschmid, Traunstein

Wie die vier Männer des Danish String Quartet müssen sie wohl aus-gesehen haben: dunkelblond, bärtig, wilde Haare, klarer Blick! Aber diese vier noch jungen Streicher machen zwar nicht als Wi-kinger das Nordmeer unsicher, bringen aber jede Menge Musik Skandinaviens mit oder von der englischen Nachbarinsel, getreu dem diesjährigen Motto der Traunsteiner Sommerkonzerte: "Britannien". So gab es zum Einstieg eine feine Chacony von Henry Purcell in Bearbeitung von Benjamin Britten, die so homogen klang, als spielte nur ein Instrument.

Es folgte Brittens zweites Streichquartett C-Dur. Etwa zeitgleich mit "Peter Grimes" komponiert, probiert hier ein bereits arrivierter 32-jähriger Komponist allerlei aus: Formal, melodisch und harmonisch. Manchmal wenig greifbar ist diese Musik und deshalb so faszinierend. Der erste Satz beginnt kernig musikantisch und endet "morendo" in ätherischem Pianissimo. Im Finalsatz, ebenfalls eine "Chacony" nach Modell einer Chaconne, entspringen die 21 Variationen eines sehr prägnanten Themas verschiedenen Welten. Manchmal lässt die Herbheit von Beethovens Großer Fuge op. 133 grüßen, dann wieder hören wir pure Lyrik oder Kadenzen von Bratsche und Cello. Und dazwischen im Scherzo reinste, wirbelnde Unruhe - elegant wie ein Schwarm Vögel, der kollektiv seine Richtung ändert. Frederik Øland, Rune Zonsgaard Sørensen, Asbjørn Nørgaard und Fredrik Schøyen Sjölin sind dabei so gut aufeinander eingestimmt, dass noch im widerstrebendsten Gefüge eine staunenswerte klangliche Harmonie herrscht.

Am Ende eine halbe Stunde auswendig musizierte Folk Music in allen Farben und Formen, ein Stück schöner und farbiger als das andere. Nach langem Beifall gingen mit einem Lied des Dänen Carl Nielsen die diesjährigen Traunsteiner Sommerkonzerte zu Ende. Zu ihrem 40-jährigen Jubiläum eröffneten sie glanzvoll das in der umfassend und sehr schön restaurierten ehemaligen Klosterkirche untergebrachte Kulturforum.

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Quelle:
SZ vom 09.09.2020
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