Kurzkritik:Anekdoten zur Musik

Das "Fauré Quartett" schwelgt in biografischer Lust

Von Rita Argauer

Der Musik Sprache gegenüber zu stellen, ist ein Wagnis. Nicht im Lied, wenn die Sprache sowieso zum Teil der Musik wird. Doch wenn Musik erklärt wird, wirkt das ganz schön entzaubernd. Da wird ihr zwangsläufig ein Teil jener Kraft genommen, die sie hätte, wenn sie ohne Sprache und so schön abstrakt, wie sie nun mal ist, auskommen muss. Erklärungen hingegen verkleben das Hirn und vereiteln Assoziationen - es stellt sich schnell ein Tunnelblick, besser ein Tunnelgehör ein.

Sprecher Christian Brückner ist sichtlich begeistert von Mendelssohns Musik und erzählt während des Konzerts des Fauré Quartetts im Prinzregententheater anekdotisch die Hintergrundsgeschichte von Mendelssohns zwei frühen Klavier-Quartetten op. 2 und 3. Der jugendliche Komponist traf Goethe in Weimar, spielte dort vor und begeisterte. Akribisch aus Briefen, Notizen und Tagebucheinträgen hat Sascha Frömling, Bratschist des Quartetts, eine Nacherzählung dieser Begegnungen zusammengebastelt. Und wo sich spätestens seit Roland Barthes die Biografie des Künstlers und dessen Werk eigentlich bitte schön überhaupt nicht mehr berühren sollen, schwelgt das Fauré Quartett erquickt in biografischer Lust, bevor es enthusiastisch den lebendigen Soundtrack dazu spielt. Und das macht es ziemlich toll: In der Besetzung des Klavierquartetts wird dem konventionelleren Trio-Klang durch die Bratsche eine dunkle Mittellage hinzugefügt; die vier Musiker spielen transparent mit den verschiedenen Lagen und Farben, verleihen dem pubertären Sturm der Kompositionen angenehme Fülle.

Automatisch knüpfen sich Fragen an die biografische Note: Etwa wie diese zum Teil etwas ausufernden Quartette geklungen hätten, wären sie nicht von einem präpubertären Zwölfjährigen und einem präpotenten 15-Jährigen komponiert worden. Doch das ist eigentlich und zum Glück sekundär, denn die Musik, die so selten gehört wird wie die besondere Besetzung, setzt sich von den typischen Konzertprogrammen wunderbar ab.

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