Süddeutsche Zeitung

FC Bayern:Bronzedenkmal von Kurt Landauer an der Säbener Straße

Als Präsident brachte er den FC Bayern an die Säbener Straße. Die Kosten für die Bronzestatue dürften sich am Ende auf etwa 60 000 Euro belaufen.

Von Christoph Leischwitz

Die Figur aus Pappe und Plastik, die da auf dem Vereinsgelände des FC Bayern München sitzt, wirkt ein wenig trostlos. Aber sie ist auch nur ein Platzhalter, um zu sehen, an welchen Stellen noch nachjustiert werden muss. Ende Mai, wenn die Profis ihre Saison beendet haben, wird an derselben Stelle eine Statue aus Bronze sitzen und dann bei jedem öffentlichen und nichtöffentlichen Training der Fußballer zusehen können. Ein Dauer- und ein Ehrengast zugleich, denn es handelt sich um eine Abbildung des früheren Präsidenten Kurt Landauer. Der Münchner mit jüdischen Wurzeln leitete den Verein vor und nach dem Zweiten Weltkrieg und prägte ihn maßgeblich. Dass er allerdings während der Nazi-Herrschaft im Konzentrationslager Dachau interniert wurde, seine Arbeit verlor und sein Amt abgeben musste, war lange Zeit in Vergessenheit geraten.

Daher gründete sich vor fast einem Jahr die Kurt-Landauer-Stiftung. Eine Statue des 1961 verstorbenen, posthum zum Ehrenvorsitzenden Ernannten vor oder auf dem Vereinsgeländes war eine ihrer ersten Ideen. In der Zwischenzeit haben die geschichtsbewussten Fans in der Stiftung die Kosten für die Pflege von Landauers Grab übernommen und auch eine Gedenktafel an der Clemensstraße einweihen können, wo der FC Bayern zwischen 1900 und 1907 spielte. Den Aufwand bezüglich der Statue habe man zu Beginn unterschätzt, sagt Stiftungsmitglied Simon Müller.

Jetzt steht der Errichtung aber so gut wie nichts mehr im Wege. "Die Statue steht für uns für die Geschichte des Vereins. Und dafür, dass Kurt Landauer zurückgekommen ist", sagt Müller. Und meint damit: in das Bewusstsein von Verein und Fans. Am Wochenende startete die Stiftung einen Aufruf, um Spenden zu sammeln (weitere Infos: kurt-landauer-stiftung.de). Auf die Frage, warum nicht der FC Bayern München das Denkmal bezahle, sagt Müller: "Das wollten wir gar nicht. Sie soll von den Fans für die Fans sein." Die Stiftung verfüge dank Spenden auch schon über einen Großteil des Geldes, allzu viel fehle nicht mehr. Die Kosten für die Bronzestatue Landauers dürften sich am Ende auf etwa 60 000 Euro belaufen, der in München ansässige Karel Fron wird sie anfertigen - nach alten Aufnahmen Landauers.

Die Bank steht bereits: neben dem kleinen Biergarten an der Ostseite des Haupttrainingsplatzes. Sie kostete 10 000 Euro und ist dazu gedacht, dass sich die Besucher, zum Beispiel während eines öffentlichen Trainings, direkt neben Landauer setzen können, als sei er einer von ihnen. "Er ist dort quasi in der Fankurve", sagt Müller. Landauer soll dabei gut gelaunt aussehen. "Er soll in weltmännischer Gelassenheit den Spielern beim Training zuschauen, die das Trikot tragen, an dessen Glanz er erheblichen Anteil hat", heißt es in einer Erklärung der Stiftung.

Es war Landauer gewesen, der nach dem Zweiten Weltkrieg den gegenüber Sportvereinen skeptischen Alliierten das Vereinsgelände an der Säbener Straße abgerungen hatte. Die Bank soll im übertragenen Sinn aber auch die Geschichte des Vereins symbolisieren. Direkt neben Landauer hat sie einen kurzen Spalt, den dieser mit seiner rechten Hand überbrückt. Somit schlägt Landauer, der dem Verein die Heimat gab, mit seinem Arm eine Brücke über die Zeit des Vergessens. Und wenn der FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß am Fenster seines Büros steht und der Mannschaft beim Training zusieht, wird er von dort auch einen guten Blick auf seinen Vorgänger haben.

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SZ vom 19.12.2018/huy
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