Süddeutsche Zeitung

Kunsttherapie:Heilsame Wirkung

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Wie die Kunst in die Schwabinger Kinderklinik kommt

Von Hannah Schuster, Schwabing

Auf einem kleinen Tisch liegt ein quadratisches Stück weißer Pappe. Ein Mädchen tunkt einen Pinsel in ein Glas mit blauer, flüssiger Farbe und fährt damit über den Karton. Gemeinsam mit zwei anderen Mädchen beobachtet sie, wie die blaue Farbe an einigen Stellen abgestoßen wird: Diese Linien hat sie vorher mit weißer Ölkreide gezogen. Ein seltsames Objekt und Sterne werden sichtbar - auf einmal ein durchdringendes, regelmäßiges Piepen. "Kurz habe ich vergessen, dass wir im Krankenhaus sind", sagt Sophie, das Mädchen mit dem Pinsel, und blickt sich um.

Das Geräusch kommt von einem fahrbaren Monitor, ein kleines Mädchen ist daran angeschlossen. Ungerührt malt die weiter, während ihre Mutter routiniert mit einem Knopfdruck den Piepton zum Verstummen bringt. Insgesamt fünf Mädchen sind in den Tagesraum der Kinderklinik Schwabing gekommen, dort findet nämlich das Projekt "Kunst kommt" statt. Studenten der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) kommen jetzt in den Semesterferien regelmäßig, um zusammen mit den Kindern kreativ zu werden.

Martina Fiedler leitet das dazugehörige Seminar seit eineinhalb Jahren. Zusammen mit den Studenten überlegt sie sich jedes Mal ein Leitthema, dieses Mal lautet es "Reise in ferne Welten". Deshalb haben die Kinder und Jugendlichen auch jeweils ein Stoffsäckchen vor sich liegen. Mit einer Hand fühlen sie, was sich darin verbirgt, mit der anderen zeichnen sie mit weißer Kreide auf, was sie sich vorstellen. Das Objekt soll sich im Weltraum befinden.

"Mit kreativem Arbeiten kann man die meisten Kinder mitnehmen", sagt Fiedler. Werke aus vergangenen Aktionen sind auf den Gängen der Kinderklinik ausgestellt: bemalte Kaffeesäcke, bunte Klecksbilder und schimmernde Unterwasserwelten. Von Sophie hängt dort bereits ein Bild, sie hat schon vergangenes Jahr bei einer der Aktionen mitgemacht. "Sonst ist es hier immer so langweilig", sagt sie, und die anderen nicken.

Auch Erzieherin Ksenija Fenke unterstützt das Projekt. Sie ist seit dem Beginn vor zehn Jahren die Ansprechpartnerin in der Klinik. "Das ist schon immer ein besonderes Highlight", sagt sie, "viele chronisch kranke Kinder hier kennen das Projekt schon". Die Bilder zum Thema "Verborgenes" sind noch bis Freitag, 20. Juli, in den Gängen der Kinderklinik an der Parzivalstraße 16 zu sehen.

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Quelle:
SZ vom 19.06.2018
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