Kunstpark Nord:Aus fürs Amüsierquartier?

Zwar hat Diskotheken-Betreiber Wolfgang Nöth angeblich die Investoren gerade beisammen, die Geduld im Rathaus ist aber am Ende: Die Stadt will das Grundstück in Fröttmaning neu zum Verkauf ausschreiben.

Marco Eisenack

Nach fünf Jahren Planung steht der Kunstpark-Nord vor dem Scheitern. Nach SZ-Informationen will der Stadtrat Ende des Jahres das Areal in Fröttmaning neu zum Verkauf anbieten.

Kunstpark Nord; Foto: Andreas Heddergott

Es sieht so aus, als würde der Bauplatz in Fröttmaning nicht zum Kunstpark Nord werden.

(Foto: Foto: Andreas Heddergott)

Die Stadt sehe sich nicht mehr an die Vereinbarungen mit den ehemaligen Kunstpark-Ost-Machern Wolfgang Nöth und Mathias Scheffel gebunden, sagte eine Sprecherin aus dem Büro des Oberbürgermeisters. Zugleich verkündeten allerdings die Diskotheken-Betreiber, nach jahrelangen Querelen mit Investoren das Geld jetzt beisammen zu haben.

Laut Scheffel hat der Investor am Freitagabend fest zugesagt, sich an dem 26,6 Millionen Euro teuren Amüsierquartier zu beteiligen. Über Monate war es auffällig ruhig um den geplanten Kunstpark Nord (KPN) in Nachbarschaft zur Allianz-Arena.

Stadt will den Verkauf verhindern

Jetzt überrumpeln sich die Verhandlungspartner mit neuen Fakten: In den nächsten Tagen will die Kunstpark-Nord-Vermietungs GmbH von Nöth und Scheffel einen Vertrag mit dem zweiten Geldgeber unterschreiben. Dann will der Investor mit der Oberbank das städtische Areal kaufen und den Bauantrag einreichen. In eineinhalb Jahren sollten dann die ersten Bagger anrücken.

Daraus wird aber wohl nichts: Die Stadt will den Verkauf an Nöth verhindern. "Die Frist für den Kauf der Fläche ist längst abgelaufen", heißt es aus im Rathaus. Man habe "zwei Jahre bei der erfolglosen Investorensuche zugeschaut". Das offizielle Argument für die Kehrtwende der Stadt, die sich bisher stets für einen Umzugs des Kunstpark Ost (KPO) nach Fröttmaning ausgesprochen hatte, sind EU-Gesetze.

Die Richtlinien für die Vergabe von kommunalen Grundstücken hätten sich verschärft. Man könne heute nicht mehr von einem "Umzug" sprechen. Dies sei nach EU-Recht aber die Vorraussetzung für den Verkauf gewesen. "Darum muss man die Fläche neu ausschreiben", so die Sprecherin der Stadt. Der Stadtrat soll noch Ende des Jahres den Weg frei machen.

Scheffel glaubt an ein "vorgeschobenes Argument". Das inhaltliche Konzept stehe seit 2001 fest. Dass die wirtschaftliche Konstruktion des Projekts anders aussehe als im KPO, sei selbstverständlich: "So gut laufen unsere Geschäfte auch nicht, dass wir 26,6 Millionen Euro auf den Tisch legen können."

Das Grundstück kostet 9,1 Millionen Euro, der Rest wird für den ersten Bauabschnitt gebraucht. Geplant sind 5000 Quadratmeter Konzertflächen, 1500 Quadratmeter für Ateliers, ein Spielsalon mit knapp 800 Quadratmetern und knapp 7000 Quadratmeter für Gastronomie.

Aus der Eröffnung vor der WM wurde nichts

Wolfgang Nöth legte stets auf eine Mischung aus Kommerz und Kunst wert. Auch im KPN versprach er ein Künstlerhaus. So blickt Scheffel selbstbewusst auf eine neue Ausschreibung. Er kündigt an, sich daran zu beteiligen, weil er fest an den Zuschlag glaube: "Kultur müsste bevorzugt werden, wenn sich die Stadt an Zusagen hält."

Nach langen Verhandlungen über ein Erbpachtmodell hatte die Stadt das Gelände zum Kauf angeboten. Im Juli 2004 bewilligte der Stadtrat einen Bebauungsplan, der auf Nöths Idee zugeschnitten war. Nöth kündigte darauf hin die Eröffnung vor der WM an. Daraus wurde nichts: Nöths Investoren, die Oberbank und die Spaten-Löwenbräu-Gruppe, zerstritten sich. Vor wenigen Wochen stieg die Brauerei aus.

In einer nichtöffentlichen Sitzung hatte das Kommunalreferat Ende 2005 erklärt, dass die Kunstpark-Nutzung einen "rechnerischen Wertverlust von zehn Millionen Euro" bedeute. Kommunalreferentin Gabriele Friderich sagte, dass das Gebiet durch U-Bahn und Autobahnanbindung aufgewertet sei. Dass aus dem Ladenhüter ein "hochattraktives Baugebiet" entwickelt werde, gelte "auch und erst recht für den Fall, dass der Kunstpark Nord nicht realisiert werden könnte", hieß es schon im Februar.

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