Trotz ihrer Größe von knapp zweieinhalb Metern wirken die weißen Stelen, die neben der Pinakothek der Moderne und der Alten Pinakothek stehen, fast eher etwas unscheinbar. Als Passant geht man zunächst achtlos vorüber, durch ihre Wiederholung fallen sie einem die zylindrischen Stelen und die daneben stehenden T-förmigen Sitzelemente dann doch allmählich auf. Wenn man näher tritt, kann man auf ihnen einen Lageplan des Kunstareals erkennen.
Unter diesem Begriff fasst die Stadt jenes Gebiet in der Maxvorstadt zusammen, in dem zahlreiche Kultur-Stätten nah beieinander liegen. Man sieht seinen aktuellen Standort rot markiert, darunter gibt es eine Auflistung von zum Kunstareal gehörenden Museen und Institutionen sowie Angaben dazu, wie viele Gehminuten die jeweiligen Gebäude entfernt sind.
Sieben solcher Stelen stehen auf dem Kunstareal im Moment, in den nächsten zwei Wochen werden 14 weitere folgen, sodass sich am Ende 21 Stelen und 71 "T-Elemente" auf dem Areal befinden. Sie wurden von dem in München lebenden Designer Nitzan Cohen als "Begleitsystem" entworfen und sollen den Besuchern dabei helfen, sich im Areal zu orientieren, Sichtachsen herzustellen und insgesamt das Kunstareal besser sichtbar zu machen. Erste Pläne für dieses neue Begleitsystem wurden bereits im April 2015 vorgestellt. Bei einer Pressekonferenz in der der Pinakothek der Moderne wurde es nun noch einmal öffentlich präsentiert.
"Unendliche Stunden" und "mehrere zehntausend Schritte" hat laut dem Vorsitzenden des Förderkreises Kunstareal, Guido Redlich, die für die Realisierung nötige Begehung des Areals gedauert. Das ist natürlich nichts im Vergleich zu den mehr als 5000 Jahren Kulturgeschichte, die in den 18 Museen und Ausstellungshäusern, den mehr als 40 Galerien, den sechs Hochschulen und den weiteren Kulturinstitutionen versammelt sind. Aber es spiegelt trotzdem einen längeren Prozess wider, der bis ins Jahr 2009 zurückreicht. Schon damals wurden erste Ideen diskutiert, wie man das Kunstareal und seine Bedeutung für die Stadt München, auf die aktuell noch einmal Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle verwies, besser zur Geltung bringen könnte.
In der Aufstellung der aus dem Material Corian bestehenden Stelen sieht Guido Redlich einen "wichtigen Meilenstein" in diese Richtung. Auch Angelika Nollert, die Direktorin der Neuen Sammlung in der Pinakothek der Moderne, versteht die Realisierung des neuen Begleitsystems als einen "historischen Moment". Ähnlich positiv sieht Stadtbaurätin Elisabeth Merk die Entwicklungen in puncto Kunstareal, zu der auch ein ebenfalls präsentierter Webauftritt gehört. Unter www.kunstareal.de findet man dort nun in neuer Gestaltung alle wichtigen Informationen zu den zum Kunstareal gehörenden Häusern.
Ob man das nun wirklich als "historischen Moment" verstehen kann, ist natürlich die Frage. Vor allem, weil in der anschließenden Diskussion auch deutlich wurde, dass sich bei der Realisierung von einigen anderen "Kunstareal-Visionen" doch eher wenig in jüngster Zeit getan hat. Dazu gehört etwa die Idee, das Kunstareal verkehrstechnisch besser an die Innenstadt anzuschließen und speziell eine Lösung für den Oskar-von-Miller-Ring oder den Prinzregententunnel zu finden. Aber hier musste Stadtbaurätin Elisabeth Merk eingestehen, dass solche verkehrspolitischen Debatten "in München noch immer ideologisch gefärbt" sind. Sie erhofft sich hier unter anderem von dem geplanten Hauptbahnhof-Umbau wichtige Impulse.
Ungeklärt ist offenbar auch die Frage, ob die im Juli 2015 eingesetzte und mit zwei halben Stellen besetzte "Koordinationsstelle Kunstareal" von Mitte nächsten Jahres an weitergeführt wird. Und ob es in nächster Zeit ein sogenanntes "Kunstareal-Ticket" geben wird, ist laut Spaenle noch "in Arbeit".
Was dafür feststeht, das ist das nächste Kunstareal-Fest. Dieses findet, wieder mit freiem Eintritt, am 24. und 25. Juni nächsten Jahres statt.