Kunstareal:Gemeinsam einsam

Museumsareal in München, 2014

Die Kunst-, Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen im Museumsviertel sollen unter dem Label Kunstareal gemeinsam vermarktet werden.

(Foto: Stephan Rumpf)

Ein neues Buch beschreibt die wichtigsten Institutionen des Kunstareals - mit der Vernetzung hakt es trotzdem noch

Von Stefan Mühleisen

Gäbe es einen Preis für Münchner Projekte, die nur mit winzigen Trippelschritten vorankommen, in der Realität kaum sichtbar sind, aber stets euphorisch gefeiert werden: Das Kunstareal hätte einen der vorderen Plätze verdient. Dieser Begriff beschreibt den Wunsch, die Kunst-, Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen im Museumsviertel in der Maxvorstadt zu vernetzen und zu vermarkten. Alle Institutionen unter einer Marke "Kunstareal" - das soll weltweite Strahlkraft entfalten, auf Augenhöhe mit Paris, London, Wien.

Allein, passiert ist bisher wenig. Die große Münchner Kunst-Liga existiert für die Öffentlichkeit - außer auf den Kunstareal-Festen - nur auf dem Papier, in Verwaltungsvorlagen, Strategiepapieren, Workshop-Dossiers. Doch das soll sich ändern. "Jetzt haben wir etwas Handfestes, das da ist", sagt Kulturreferent Hans-Georg Küppers. Er spricht allerdings wieder über Papier, genauer: über die 144 Seiten eines Buches mit dem Titel "Kunstareal München" (München Verlag), bei der Vorstellung des Werks im NS-Dokumentationszentrum.

Mit dabei sind der Hausherr Winfried Nerdinger sowie die Autorin, Kunsthistorikerin Kaija Voss. Nerdinger beschreibt den Kunst-Verbund als "Großfamilie"; Voss ist sich sicher: "Jetzt gerät das große Ganze in den Blick." Deutlich wird: Es geht nicht nur um das, was drin steht in dem Buch. Voss beschreibt hier in Portraits die einzelnen Institutionen, ihre Programmatik und ihre Architekturgeschichte. Als großer Fortschritt wird gewertet, dass sich die wichtigen Player auf dem 66 Hektar großen Gelände - 16 Museen und Ausstellungshäuser, sechs Hochschulen, zwölf bedeutenden Kultureinrichtungen und 40 Galerien - gemeinsam zwischen zwei Buchdeckeln präsentieren.

Man kann das wohl in der Tat als wichtiges Bekenntnis werten. Denn das gemeinsame Label "Kunstareal" war dem Vernehmen nach einigen Direktoren der berühmten Häuser lange nicht geheuer. Sie hatten die Befürchtung, dass ihre funkelnden Sammlungen verblassen im Glanze einer überwölbenden Dachmarke, bei der womöglich auch noch ein Kunstareal-Kurator den Ton angibt. Bremsend auf den Kunstareal-Prozess wirkte sich zudem die Masse an Akteuren aus, die es unter einen Hut zu bekommen galt. Doch seit Herbst 2015 rührt sich was im Kunst-Kollektiv: Damals nahm eine Kunstareal-Geschäftsstelle die Arbeit auf; zudem gibt es eine eigene Gremienstruktur: Entscheidungen trifft die von Stadt und Staat besetzte Steuerungsgruppe, beraten von einzelnen Projektgruppen. "Wir sind wirklich auf einem guten Weg", versichert Stadtbaurätein Elisabeth Merk.

Nach ihren Worten bekennen sich nun alle Akteure zum Kunstareal. "Das Buch ist ein Zeichen für den gemeinsamen Auftritt nach außen." Merk hebt zudem die politischen Weichenstellungen hervor - Stadtratsbeschlüsse zur Aufhebung der Einbahnregelung in Abschnitten der Theresien- und Gabelsbergerstraße sowie zur Umgestaltung des Westportals am Altstadtringtunnel. Sie verweist zudem auf das Begleitsystem, Wegweiser-Stelen mit speziellem Design, die im Juni an 21 Quartier installiert werden. "Es passiert eine ganze Menge", sagt Merk und nennt auch den "Masterplan Freiflächengestaltung", den das Staatliche Bauamt bis Ende des Jahres fertig haben will.

Kunstminister Ludwig Spaenle (CSU) ist beim Thema Kunstareal ebenfalls in Aufbruchstimmung. "Die Rahmenbedingungen sind so gut wie nie", versichert der CSU-Politiker. Doch auf Prognosen, ob sich das Schneckentempo dieses Projekts bald beschleunigen wird, mag er sich nicht einlassen. "Die Konzentration von Kunst- und Kultureinrichtungen ist weltweit einzigartig. Doch es ist auch ein komplexes Mosaik, das weiterer großer Anstrengungen bedarf."

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