Kunstaktion:Licht ins Dunkel

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In die Museen kann man nicht gehen. Warum also nicht die Museen nach draußen holen, dachte sich Videokünstlerin Betty Mü. Für die Aktion "Das Kunstareal verbindet" bringt sie Kunst in den öffentlichen Raum

Von Jürgen Moises

An Weihnachten und Silvester ist die Sehnsucht nach Lichterglanz groß. Ein Bedürfnis, das in diesem Corona-Jahr nur eingeschränkt befriedigt wird. Auch auf Kunst und Kultur müssen wir weitgehend verzichten. Als eine Art Kompensation hat das Münchner Referat für Arbeit und Wirtschaft nun "Das Kunstareal verbindet" initiiert, gestaltet von der Licht- und Videokünstlerin Betty Mü und ihrem Team von "We Are Video" (www.einfach-muenchen.de/lichtaktion). Wer zuletzt zwischen 16.30 und 22 Uhr durch das Kunstareal gestreift ist, hat Teile davon sicher schon gesehen. Etwa die Videobilder von Kunstwerken, die auf den Wänden des Ägyptischen Museums oder der Antikensammlungen laufen. Oder die Lichtstrahlen, die von den Dächern aus 18 Museen und Institutionen verbinden.

Bis Mitte Februar soll die Aktion dauern, die in nur wenigen Wochen realisiert wurde. Und die zum einen auf einen Wettbewerb zurückgeht, zum anderen auf einen vom Stadtrat formulierten "Auftrag", der laut Clemens Baumgärtner vom Referat für Arbeit und Wirtschaft ursprünglich "Musik und Licht statt Böller und Krach" hieß. Weil sie aber bald gesehen hätten, "dass das wahrscheinlich nichts wird", hätten sie sich gedacht: "Da könnten wir mal was anderes machen." Deshalb nun die Kunstareal-Aktion, zu deren Eröffnung auf der Wiese neben der Alten Pinakothek neben Baumgärtner und Betty Mü auch Kulturreferent Anton Biebl, die zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden und der Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen Bernhard Maaz antraten.

"Die Lichtaktion soll die Verbindung von Kunst, Kultur und Wissen visualisieren" erklärte Habenschaden das Projekt, zu dem unter anderem auch ein Lichterwald und 18 Lichtkugeln gehören. Bernhard Maaz freute sich über die "wechselseitige Erhellung der Künste" und Anton Biebl sagte, dass er es wichtig finde, "dass Kunst und Kultur auch im Lockdown sichtbar bleiben". Eine These, die auch Betty Mü überzeugend vertrat. Die Abwesenheit von Kunst und Kultur wäre für sie "unvorstellbar". Ansonsten habe sie "total erstaunt", welche "Schätze" es in den Museen gibt. Denn für das Projekt durften die Künstler in deren Räume, in Lager und Werkstätten abtauchen, auf das Dach der Propyläen steigen und vom Dach des NS-Doku-Zentrums ihre Drohnenflüge steuern.

Diese Schätze, das Innere nach außen zu bringen, das ist auch eine der zentralen Ideen. Eine weitere ist es, für eine andere Stimmung und neue Perspektiven zu sorgen. Was der Aktion, für die 160 Scheinwerfer "verbaut" und Kilometer an Kabeln verlegt wurden, zuweilen etwas zu prospekthaft, aber im Großen und Ganzen gut gelingt. Im Januar wird übrigens eine weitere Installation dazu kommen, bei der "Gesichter aus der Alten Pinakothek" herausschauen. Gesichter, die man von Gemälden kennt. Das heißt, man kann dann nicht nur von außen auf die Kunst im Inneren blicken, sondern die Kunst, sie blickt gewissermaßen auch zurück.

© SZ vom 05.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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