Trudering:Der Psychonaut in der Kunst-Oase

Trudering: Eine Besucherin der Truderinger Kunst-Tage bestaunt den "Psychonaut" des Künstlers Stefan Seffrin.

Eine Besucherin der Truderinger Kunst-Tage bestaunt den "Psychonaut" des Künstlers Stefan Seffrin.

(Foto: Renate Winkler-Schlang)

Die Truderinger Kunst-Tage ziehen Kreative aus ganz Deutschland und Österreich an. In diesem Jahr steht aber auch ein Abschied auf dem Programm.

Von Ilona Gerdom

Weißer Anzug, auf dem Kopf ein Helm mit Antenne, Ohren und hypnotisierenden Augen: So steht er da, in Menschengestalt, unbeweglich und stumm, der "Psychonaut". Ein Blick auf die Fotografien neben der Puppe zeigt: Sie ist nicht so immobil, wie sie scheint. Der Psychonaut kommt ganz schön rum. Da sitzt er am Strand, hier nimmt er ein Bad im See, dort hat er einen Gipfel erklommen. "Ich wollte, dass er rausgeht", erklärt Stefan Seffrin. Er hat die Kunstfigur geschaffen, die nun in Lebensgröße im Erdgeschoss des Kulturzentrums Trudering steht. Künstler und Werk sind aus der Eifel angereist, um sich bei den Truderinger Kunst-Tagen zu präsentieren. Die sind im Stadtteil mittlerweile eine Art Oster-Tradition. In diesem Jahr steht neben Kunst aber auch ein Abschied auf dem Programm.

Aus ganz Deutschland und Österreich sind Kreative wie Seffrin gekommen. 21 Künstlerinnen und Künstler stellen ihre Werke im Kulturzentrum aus. Im großen Saal stehen zum Beispiel Holzskulpturen und Betonkunst. Aber auch im Foyer, in den Räumen im ersten Stock, auf der Empore, in den Gängen, kurz: überall, wo ein bisschen Platz ist, findet man bildende Kunst. "Das Haus hat sich in eine Kunst-Oase verwandelt", meint Isabella Hernadi, die Leiterin des Kulturzentrums. Um einen Ausstellungsplatz hatten sich sogar noch viel mehr Künstler beworben, rund 120 Einsendungen hatte eine Fachjury vorab gesichtet.

Eine, die dabei überzeugte, ist Lina Schobel. Die 29-Jährige arbeitet in Regensburg mit Werkzeugen wie Laser und 3-D-Drucker. An ihren Ohren baumeln Blumenohrringe - selbst entworfen und hergestellt. Nun hofft sie, in den kommenden Tagen Käuferinnen und Käufer für ihre Werke zu finden. Außerdem gibt es noch zwei Preise: Platz eins ist mit 700, Platz zwei mit 500 Euro dotiert. Die Besucher sind deshalb mit Stift und Zettel ausgestattet - sie dürfen für ihre Favoriten stimmen.

Trudering: Per Stimmkärtchen können die Besucher abstimmen, wer einen der beiden Preise bekommt. Das Gemälde rechts im Bild stammt von der Künstlerin Alžbeta Müller.

Per Stimmkärtchen können die Besucher abstimmen, wer einen der beiden Preise bekommt. Das Gemälde rechts im Bild stammt von der Künstlerin Alžbeta Müller.

(Foto: Renate Winkler-Schlang)

Dem Erfinder der Kunst-Tage, Peter Gierse, merkt man die Freude darüber an, dass nach zwei Jahren pandemiebedingtem Ausfall so viele den Weg zur "kleinen Kunstmesse" gefunden haben. Als er sie 2007 erstmals veranstaltete, hätten "im Wesentlichen" ein paar Truderinger teilgenommen. Inzwischen gäbe es in manchen Jahren mehr als 200 Bewerbungen. Und zahlreiche Besucher: 2018 zog das Spektakel mehr als 2000 Menschen an. Dass die Veranstaltung so beliebt ist, führt der 83-Jährige auf das Konzept zurück. Schritt für Schritt erweitere er es - auch zu einem Familienprojekt: Die Ehefrau, zwei Töchter und vier Enkelkinder wurden regelmäßig zum Verteilen und Auszählen der Stimmkärtchen eingespannt. Heute gibt es Unterstützung von Ehrenamtlichen und den Veranstaltern, dem Truderinger Kulturkreis und dem Verein Bürgerzentrum Trudering. Nach insgesamt 14 Kunst-Tagen, der Betreuung von mehr als 350 Kreativen und beinahe 30 überreichten Preisen sei es aber "irgendwann auch mal gut", sagt der 83-Jährige. Es sei Zeit für "neue Hände und neue Akzente". Setzen dürfen diese nun Renate Winkler-Schlang und Martin Hubensteiner.

Wer von den Ausstellenden dieses Jahr den Sieg nach Hause trägt, ist noch offen. 140 abgegebene Stimmkarten am ersten Abend verraten schon mal: Die Truderinger halten an ihrer Ostertradition fest. Mit dazu gehört am Ostermontag von 18 Uhr an die Preisverleihung. Bis dahin ist die Ausstellung an der Wasserburger Landstraße 32 täglich von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Die Künstlerinnen und Künstler sind die gesamte Ausstellungszeit über anwesend und beantworten Fragen, der Eintritt ist kostenlos.

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