Kunst:Ein Herr in Puderfarben

Kunst: Der ebenso einflussreiche wie reiche Jean-Baptiste Philippe (1689 - 1768), porträtiert vom Maler Maurice Quentin de La Tour (1704 - 1788) im Jahr 1748.

Der ebenso einflussreiche wie reiche Jean-Baptiste Philippe (1689 - 1768), porträtiert vom Maler Maurice Quentin de La Tour (1704 - 1788) im Jahr 1748.

(Foto: Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Alte Pinakothek, München)

Bayerns Staatliche Museen erhalten ein wertvolles Pastellporträt vermacht. Fritz Lehnhoff trennt sich von dem Bild, mit dem er viele persönliche Erinnerungen verbindet. Im Mai kann die Öffentlichkeit das Bild in der Alten Pinakothek sehen.

Von Susanne Hermanski, München

Fritz Lehnhoff ist wehmütig. Er gebe mit Jean-Baptiste Philippe seinen "Lebensbegleiter" ab, sagt er. Aber er wisse auch, der Herr sei weiterhin in guten Händen - bei der Museumsstiftung zur Förderung der Staatlichen Bayerischen Museen. Jener Jean-Baptiste Philippe ist ein in fröhlich farbiger Pastellkreide festgehaltener Protagonist der Finanzwelt des Ancien Regimes, der 1748 vom Maurice Quentin de La Tour porträtiert wurde. Fritz Lehnhoff hat das Bild 1994 geerbt und auf allen seinen Umzügen mit sich genommen. Jetzt vermachte er es also dem Bayerischen Staat.

Maurice Quentin de La Tour gilt als einer der prominentesten Porträtkünstler des französischen Rokoko. Die Höflinge liebten es, sich von ihm in diesen zuckrigen Farben der Pastelle abbilden zu lassen, die gehobene Gesellschaft sowie Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kunst und Kultur eiferten ihnen nach. Erst in den 1970er-Jahren entdeckte man einen Zettel auf der Rückseite des Bildnis, der zuvor von der ursprünglichen Montage verborgen war. Er wies Jean-Baptiste Philippe, den ebenso wohlhabenden wie einflussreichen Geldadeligen, als den Porträtierten aus.

Das tiefste Wesen des Perückenträgers

La Tour zeigt ihn vor allem als Charakterkopf: Philippe hält seinen Hut unterm Arm, steckt die Hand in die Weste, wie es später auch ein gewisser Napoleon Bonaparte tun wird. Das Lächeln des Herrn mit der gepuderten Perücke ist nur angedeutet, sein Blick wirkt eher misstrauisch. "Tatsächlich betonte La Tour, er erfasse mit seinen Bildnissen keineswegs nur die äußeren Züge der Dargestellten, sondern vielmehr deren tiefstes Wesen", erklären dazu die Experten der Staatsgemäldesammlung. Vor allem aber begeistert sie das Pastell "durch die sehr differenzierte Ausführung, die der gute Erhaltungszustand noch heute erfahrbar macht: Feine Striche verlebendigen das Gesicht, geschickt platzierte Lichter akzentuieren Details der Kleidung", beschreiben sie ihren neuen Schatz.

Das Bild wird nicht nur die Bestände französischer Malerei in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen bereichern, sondern speziell das kostbare Ensemble von Pastellen des 18. Jahrhunderts in der Alten Pinakothek. La Tour ist dort bereits mit den Bildnissen der "Mademoiselle Ferrand" und des "Abbé Nollet" aus der Sammlung der HypoVereinsbank vertreten. Für jedermann zu sehen sein wird Philippe von Mai 2022 an. Dann zeigt die Alte Pinakothek eine Sonderausstellung rund um ihre Pastelle und vereint sie erstmals mit den Pastellbildnissen Joseph Viviens, die sonst die Staatsgalerie im Neuen Schloss Schleißheim schmücken. Momentan werden diese mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung restauriert. La Tours Porträt des Jean-Baptiste Philippe soll in dem Rundgang ein besonderer Glanzpunkt werden.

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